Frankenderby in der 2. Liga:Fürth ergibt sich, Nürnberg überrascht sich selbst

Lesezeit: 3 Min.

Mahir Emreli ebnete mit seinem Treffer zum 1:0 den Weg zum Sieg der Nürnberger gegen Greuther Fürth. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Der 1. FC Nürnberg zerlegt die SpVgg Greuther Fürth und gewinnt das 273. Frankenderby mit 4:0. Die 90 Minuten haben womöglich die Kraft dazu, dem Club als Erweckungserlebnis zu dienen.

Von Sebastian Leisgang

Es ist selten ein gutes Zeichen, wenn ein Trainer schon vor der Halbzeit zum ersten Mal auswechselt, aber in diesem Fall hätte es ein besonders schlechtes sein können. Für die SpVgg Greuther Fürth ging ja alles schief, was schiefgehen konnte, und deshalb war es dem Stadionsprecher wichtig, dieses eine Wort in seinen Satz einzubauen. Als er den Wechsel über die Lautsprecher verkündete, sprach er von einem „verletzungsbedingten Wechsel“. Soll bloß niemand denken, Fürths Trainer Alexander Zorniger reagiere mit dem Tausch auf die Anfangsphase.

Andererseits: warum eigentlich? Hatte nicht sowieso jeder gesehen, dass Zorniger nach dieser Anfangsphase eigentlich elfmal hätte wechseln müssen?

Innenverteidiger Gideon Jung raus, Mittelstürmer Dennis Srbeny rein: Es war ein Schlussphasenwechsel, den man sich vielleicht in der 66. oder 76. Minute hätte vorstellen können, vollzogen wurde er aber in der 26. Minute – zu einer Zeit, als Fürth bereits 0:2 zurücklag. Und das auch noch gegen den 1. FC Nürnberg, im 273. Frankenderby, das letztlich mit einem 0:4 endete. Ein Resultat, das noch lange nachhallen wird. 

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„Das 0:4 wird mit dem Namen Zorniger und mit den Namen der Spieler in Einklang gebracht werden“, sagte Zorniger nach dem Spiel und nannte es nicht nur „extrem bitter“. Als er darauf angesprochen wurde, dass die Stimmung in der Mannschaft zuletzt ja gut gewesen sei, obwohl die Erfolgserlebnisse schon vor dem Derby auf der Strecke geblieben waren, da polterte Zorniger: „Die gute Stimmung geht mir auf den Sack. Gute Stimmung ist die Grundlage für Unzufriedenheit.“

Schon vor dem Duell mit dem Club hatten die Fürther viermal nicht gewonnen, und jetzt, da es gegen den Nachbarn aus Nürnberg ging, da tat die SpVgg etwas anderes als das, was Mannschaften sonst tun, die gerade ein Tal durchschreiten. Normalerweise kämpfen diese Mannschaften und merken dann irgendwann, dass ihnen die Dinge momentan einfach nicht so leicht vom Fuß gehen wie sonst. Und dann, wenn sie eine ganze Weile gekämpft haben, erkennen sie, dass es vermutlich wieder nicht reichen wird, und geben auf.

„So etwas darf nicht passieren – eigentlich in keinem Spiel, aber auf gar keinen Fall in einem Derby“, sagt Fürths Kapitän Hrgota

Bei den Fürthern war das an diesem Sonntag anders. Die Fürther ergaben sich, ohne vorher zu kämpfen. Sie ließen die Nürnberger 45 Minuten lang einfach gewähren und vermittelten damit den Eindruck, als hätten sie sich vor dem Spiel selbst gefragt: warum anstrengen und sich verausgaben, wenn man die Derby-Niederlage auch leichter haben kann?

„So etwas darf nicht passieren – eigentlich in keinem Spiel, aber auf gar keinen Fall in einem Derby“, sagte Fürths Kapitän Branimir Hrgota nach den 90 Minuten, in denen es nur für den Bruchteil eines Augenblicks so ausgesehen hatte, als könnte dieses Frankenderby vielleicht sogar eine gute Fürther Geschichte werden. In der 9. Minute schoss Julian Green aus dem Hintergrund, und wenn der Ball nicht geblockt worden wäre, hätte es möglicherweise 1:0 für Fürth gestanden. Aber gut, dann kam nun mal die 13. Minute, in der Mahir Emreli das 1:0 für Nürnberg erzielte. In der 18. Minute war es dann Stefanos Tzimas, der das 2:0 schoss, und in der 34. Minute legte Tzimas, nachdem er vorher noch eine hochkarätige Torchance vergeben hatte, das 3:0 nach.

Die Nürnberger dürften selbst überrascht gewesen sein, welch leichtes Spiel sie hatten. Es war auch wirklich nicht damit zu rechnen, dass sich Fürth derart überrumpeln lassen würde. Oder, um es aus Sicht des FCN auszudrücken: dass der Club einen derart schwungvollen Offensivfußball aufführen sollte.

„Es war eine fantastische Leistung von meiner Mannschaft“, fand Nürnbergs Trainer Miroslav Klose, dem in der bisherigen Saison immer wieder vorgehalten wurde, es sei kein Plan erkennbar. (Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

In der bisherigen Saison war Miroslav Klose immer wieder vorgehalten worden, es sei kein Plan erkennbar, keine Idee, wie seine Mannschaft eigentlich zum Erfolg kommen will. Nürnbergs Trainer hatte bei all der Schwarzmalerei nicht mitgemacht. Er hatte zwar zugestanden, dass es „von außen“ möglicherweise nicht so leicht sei, die Fortschritte zu sehen – aber er, Klose, er sehe sie.

Dazu muss man wissen: Schon in seinem früheren Leben als Mittelstürmer hat Klose Dinge gesehen, die andere nicht gesehen haben. Er hat zum Beispiel erkannt, wo sich vor dem gegnerischen Tor gleich ein Raum auftun könnte, in den er dann hineinlaufen muss, um ein Tor zu schießen. Das passierte so oft, dass Klose irgendwann Weltmeister war, und auch jetzt, als Trainer, hat er offenbar etwas gesehen, das andere nicht gesehen haben. Das Derby von Fürth hat jedenfalls womöglich die Kraft dazu, Nürnberg als Erweckungserlebnis zu dienen. In den vorangegangenen Spielen war der Club oft nicht über Ansätze hinausgekommen, aber jetzt, im Fürther Ronhof, da spielte er plötzlich wie aus einem Guss. „Es war eine fantastische Leistung von meiner Mannschaft“, sagte Klose, während Emreli meinte: „Wir gewöhnen uns immer besser aneinander. Dieses Spiel kann jetzt ein Anfang sein.“ 

Das kann es tatsächlich, denn auch wenn die SpVgg nach dem Seitenwechsel doch noch kämpfte – eine Wende verlieh sie dem Derby nicht mehr, im Gegenteil: Zwei Minuten vor dem Ende gelang dem eingewechselten Lukas Schleimer das finale 4:0. Es war der Schlusspunkt eines Nürnberger Festaktes, der schon früh seinen Lauf genommen hatte. Als Tzimas sein erstes Tor in diesem Derby bejubelte, lief er übrigens zur Eckfahne vor der Fürther Kurve und schlug mit den Fäusten in die Luft. Ein Boxkampf ohne Gegner, der durchaus Symbolkraft hatte: Es fand sich einfach niemand, der es an diesem Nachmittag mit den Nürnbergern aufnehmen wollte.

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