1. FC Nürnberg:Spurenelemente von Torgefahr

1. FC Nürnberg v VfL Bochum 1848 - Second Bundesliga

Ein Spieler für Zidane-Tricks: Nürnbergs Robin Hack.

(Foto: Daniel Karmann/Pool)

Weder mit der Brechstangen noch mit Kunst: Gegen Bochum gelingt Nürnberg mal wieder kein Tor und verstrickt sich weiter im Abstiegskampf.

Von Thomas Gröbner

Man muss als Nürnberger schon ganz genau hinschauen, um auch in einem trostlosen 0:0 im Abstiegskampf der zweiten Liga Spurenelemente von guten Neuigkeiten zu entdecken. Nürnbergs Sportvorstand Robert Palikuca hat einen scharfen Blick, und so konnte er nach der Nullnummer gegen den VfL Bochum reklamieren, dass man immerhin gegen die "erfolgreichste Mannschaft der letzten drei Spiele die Null gehalten" hatte, wie er in den Nürnberger Nachrichten interpretierte. Tatsächlich verteidigten die Nürnberger seriös, nur selten musste der einsame Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Grethlein auf der Tribüne die Luft anhalten, während er erneut den textsicheren Vorsinger im leeren Stadion ("Wir wollen siiiiegen") gegeben hatte. Doch sein gesungener Appell blieb ein Wunsch. Denn zur ganzen Wahrheit gehört, dass Nürnberg auch vorne die Null stehen ließ, und dass diese Partie gegen bieder agierende Bochumer offenlegte, woran das Nürnberger Spiel krankt: Es scheint in der Quarantäne eine Allergie gegen Tore entwickelt zu haben.

Dabei hatte Nürnbergs Trainer Jens Keller wieder dem Schweden Mikael Ishak im Angriff vertraut, der vor zwei Jahren die Nürnberger in die Bundesliga geschossen hatte, aber in den vergangenen neun Monaten für nicht mehr gut genug befunden und praktisch ausgemustert worden war. Keller hatte Ishak schon gegen Regensburg eine Chance gegeben, der dankte es mit einem Tor - das einzige, das die Nürnberger in vier Partien seit der Corona-Pause zustande gebracht haben. Doch diesmal blieb Ishak blass, in den verbleibenden 20 Minuten brachte Keller das übrig gebliebene offensive Personal: Adam Zrelak, Fabian Schleusener und Michael Frey kamen. Nürnberg versuchte es mit Wucht und hohen Bällen, doch ins Wanken brachte das die Bochumer kaum. Nur einmal blitzte Leichtigkeit auf: Robin Hack, der Mann mit den feinsten Füßen in Nürnberg, der so gar nicht gemacht zu sein scheint für den zermürbenden Abstiegskampf, narrte drei Gegner, sein Schuss klatschte nur an die Latte (84.). In dem Moment war klar: Es klappt in Nürnberg gerade nicht mit der Brechstange, und auch nicht mit der Kunst.

"Ich habe das Tor herbeigesehnt", sagte Nürnbergs Torhüter Christian Mathenia danach, der Treffer hätte auch seinem Trainer Ruhe verschafft. Keller lobte seine Mannschaft, und das war ja in den vergangenen Wochen auch der Tenor: Ja, man beiße, kratze, strample, viel könne man dem Team nicht viel vorwerfen, außer: "Wir haben das Tor nicht erzwungen." Sportvorstand Palikuca verteidigte wiederum Keller, der wie ein "Besessener" arbeite und einen klaren Plan habe, die Mannschaft stehe hinter ihm: "Es ist mir zu einfach, den Trainer infrage zu stellen." Dabei hat Keller kaum eine bessere Statistik vorzuweisen als sein geschasster Vorgänger Damir Canadi. Der Österreicher holte in zwölf Spielen 14 Punkte, Keller sammelte 18 Punkte in 16 Spielen, aber auch unter seiner Führung verstrickt sich der Club weiter im Abstiegskampf: Auf Platz 15 trennen ihn nur zwei Punkte vom Relegationsplatz. Torhüter Mathenia war es dann auch, der angesichts der Situation am deutlichsten wurde: Man habe eine "Verantwortung gegenüber der Region und den Fans", es gehe einzig darum "den Verein in der Liga zu halten".

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