1. FC Nürnberg im DFB-Pokal:"Da war ja immer wieder Polizei und Blaulicht"

Hansa Rostock v 1. FC Nuernberg - DFB Cup

Nicht nur auf dem Platz, wie hier zwischen Törles Knoll (oben) und Hansas Oliver Hüsing, war viel los in Rostock.

(Foto: Cathrin Mueller/Bongarts/Getty Images)
  • Der 1. FC Nürnberg müht sich beim FC Hansa Rostock und siegt erst im Elfmeterschießen.
  • Doch vor der DFB-Pokalpartie des 1.FC Nürnberg in Rostock passiert fast mehr als später auf dem Feld.
  • Unbekannte werfen die Heckscheibe des FCN-Mannschaftsbusses ein. Zudem werden 300 Nürnberger Ultras festgenommen.

Christoph Ruf, Rostock

Nach weit über zwei Stunden Spielzeit jubelte in Rostock ein Haufen rot gewandeter Spieler, während die Heimkurve recht laut deren Klasse in Frage stellte: "Und ihr wollt erste Liga sein?"

Tatsächlich hatte sich beim Nürnberger 6:4 nach Elfmeterschießen eher das schwächere Team des Abends durchgesetzt. Drittligist Rostock war dem Bundesligisten zumindest in der ersten Halbzeit drastisch überlegen und hätte auch über 120 Minuten ein Weiterkommen verdient gehabt - doch im Gegensatz zu Kai Bülow und Jonas Hildebrandt, die ihre Elfer verschossen, trafen auf Nürnberger Seite mit Hanno Behrens, Georg Margreitter, Lukas Mühl und Tim Leibold alle vier Club-Schützen. "Glück ist da ein Thema", gab Club-Trainer Michael Köllner zu. "Aber du brauchst auch einen guten Torwart und nervenstarke Spieler." Er selbst habe nicht am Weiterkommen gezweifelt.

Doch ansonsten drehten sich nach dem Spiel viele Gespräche schnell wieder um das Geschehen außerhalb des Rasens. Es war ja schon vor den weit über zwei Stunden Spielzeit viel los in Rostock.

Zu Spielbeginn hatten sich alle vier Tribünenseiten des Ostseestadions in blaue und weiße Ponchos gehüllt und die Fankurve hüpfte auf und ab. Kurz darauf zündete die Rostocker Fankurve Pyrotechnik. Für manche Fußballfreunde gehört auch das dazu, wenn ein Traditionsverein mit großer Fanszene auf einen anderen trifft. Andere könnten gut darauf verzichten.

Eingeworfene Heckscheibe des Nürnberger Mannschaftsbusses

Ansonsten präsentierte sich Rostock wie man es kennt: als eines der lautesten Stadien der ersten drei Ligen, in dem ein frenetisches Publikum jeden gewonnen Zweikampf lauter beklatscht als anderorten Heimsiege gefeiert werden. Dass in der Nacht auf Mittwoch die Heckscheibe des Nürnberger Mannschaftsbusses eingeworfen worden war, fand hingegen nicht nur Club-Trainer Köllner "krank". Auch "die Geschehnisse in der Stadt" seien nicht spurlos an der Mannschaft vorbeigegangen. "Da war ja immer wieder Polizei und Blaulicht. Meine Frau hat auch irgendwann gefragt, was bei uns oben los sei."

Überraschte Polizei

Über 300 Nürnberger Ultras waren am Morgen so zeitig aufgebrochen, dass sie gegen 11 Uhr in der Hansestadt eintrafen. Und das offenbar zur Überraschung der Polizei, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht einsatzbereit war. Von den Busparkplätzen aus zogen die Fans dann Richtung Innenstadt, wo sie eine Stunde lang unbehelligt von der Polizei blieben. Kurz bevor sie dann das Vereinslokal der Hansa-Ultras erreicht hatten, wurden sie von der Polizei gestellt.

Zuvor hatte ein Zivilbeamter einen Warnschuss abgegeben, als Rostocker Fans in Stadionnähe Gästefans angegriffen hatten, die nicht zur Ultraszene gehörten. Von den über 300 Nürnberger Fans, die vor Ort von der Polizei eingekesselt worden waren, sah nach Angaben aus Fankreisen niemand das Spiel. Nach stundenlanger Feststellung der Personalien wurden schon vor Anpfiff die ersten Club-Ultras einem Richter vorgeführt.

Der Bundesligist Nürnberg zittert sich ins Elfmeterschießen

Sie sahen nicht mehr, dass Köllners Kollege Pavel Dotchev einer der wenigen Drittliga-Trainer ist, die großen Wert auf das Spielerische legen. Mit dem munteren Angriffsspiel der Rostocker konnte der Club zunächst rein gar nichts anfangen. Marcel Hilßner hatte drei Chancen (21./26./29.), ehe Pascal Breier für Rostock zum 1:0 traf (35.) und Marco Königs kurz vor der Pause fast noch das 2:0 erzielt hätte (44.). Der Club, der auf seinen besten Stürmer Mikael Ishak verzichten musste, hatte hingegen so gut wie keine Offensivaktionen und blamierte sich beim Gegentor nach Kräften.

Simon Rhein, der am Sonntag ein starkes Pflichtspieldebüt gegeben hatte, trug diesmal Mitschuld am 0:1-Rückstand. Nachdem Robert Bauer weggerutscht war und Merveille Biankadi ins Spiel brachte, wurde dessen schwache Hereingabe zu einer gefährlichen, weil Rhein im Zentrum wegrutschte - mit dem Rest hatte Breier keine Mühe.

Im zweiten Durchgang spielte der Club dominanter, doch außer fruchtlosem Ballbesitz gab es nichts zu sehen. Die bis dato beste Nürnberger Chance des Spiels verwertete Zrelak nach Zuspiel von Leibold zu einem 1:1 (90.), das wohl selbst im Nürnberger Fanblock niemand verdient finden konnte. Ein Last-Minute-Ausgleich für den Bundesligisten führt normalerweise fast zwangsläufig den klassenhöheren Verein zum Sieg. Nicht so in dieser Partie, in der Rostocks Jonas Hildebrandt mit einem direkt verwandelten Freistoß das 2:1 erzielte (94.). Kurz darauf wäre dann fast das 3:1 durch Anton-Leander Donkor gefallen (98.), stattdessen traf Federico Palacios zum 2:2 (103.) - das Ticket zum Elfmeterschießen, in dem der FCN siegte.

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