1. FC Nürnberg:Mit der Kraft der Tradition

26.06.2021 - Fussball - Saison 2021 2022 - Testspiel / Freundschaftsspiel: 1. FC Nürnberg FCN ( Club ) - FSV Zwickau - /

"Ich habe wirklich ein gutes Gefühl", sagt Sportdirektor Olaf Rebbe (links neben Sportvorstand Dieter Hecking).

(Foto: Wolfgang Zink/imago)

Am Valznerweiher will der neue Sportdirektor Olaf Rebbe wieder Kontinuität in den Verein bringen - und sich nicht von der Aufregung rund um den Club aus der Ruhe bringen lassen.

Von Sebastian Leisgang, Nürnberg

Olaf Rebbe erinnert sich noch an dieses Auswärtsspiel auf Kreta. Als er in Thessaloniki in den Flieger gestiegen sei, sagt Rebbe, da habe es sich ein bisschen wie Urlaub angefühlt. Und, auch das hat er noch im Kopf: "Bevor wir mit dem Bus vom Hotel zum Flughafen gefahren sind, standen auf einmal 10 000 Fans vorm Hotel." 10 000, es ist eine Dimension, wie man sie sich auch beim 1. FC Nürnberg vorstellen könnte, wäre da nicht die Pandemie.

Neun Monate lang hat Rebbe, 43, in Thessaloniki gearbeitet, seit März ist er als Sportdirektor am Valznerweiher beschäftigt, dort, wo der FCN seine Geschäftsstelle und sein Trainingsgelände hat. "Ich habe auch im Norden mitbekommen", sagt Rebbe, "was für eine Kraft der Club eigentlich hat." Im Norden, da war er, bevor es ihn nach Griechenland verschlug, bei Werder Bremen und beim VfL Wolfsburg.

Was das Drumherum in Nürnberg angehe, die Fanszene, die Menschen, die Stadt, das könne man mit Werder vergleichen, sagt Rebbe. Ein Satz, der auch zu dieser Frage führt: Ist das nicht auch eine Bürde?

Dieser Tage hat man tatsächlich das Gefühl, dass es um Fußball geht

Es gibt mittlerweile ja genug Beispiele von Traditionsvereinen, die gezeigt haben, dass ein Klub unter der Last der Erwartungen zusammenbrechen kann. Werder spielt in der nächsten Saison in der zweiten Liga, Schalke auch, und der Hamburger SV ist dreimal am Versuch gescheitert, in die Bundesliga zurückzukehren. Vor diesem Hintergrund sagt Rebbe: "Ich weiß nicht, ob es ein Vorteil ist, einen großen Namen zu haben und im Fokus zu sein." Nürnbergs Sportdirektor meint in erster Linie die ganz großen Vereine der zweiten Liga, Hamburg, Schalke, Werder. Aber, wenn man ehrlich ist: großer Name, im Fokus, das trifft auch auf den Club zu. Und gerade das ist es ja auch, was Rebbe in der kommenden Saison an der Seite von Sportvorstand Dieter Hecking hinkriegen will: sich die Kräfte, die von diesem großen Verein ausgehen, zunutze zu machen - sich aber nicht von der Aufregung, die diesen großen Verein umgibt, leiten zu lassen.

Seit gut drei Monaten ist Rebbe jetzt in Nürnberg, und dieser Tage hat man tatsächlich das Gefühl, dass es am Valznerweiher um Fußball geht. Es ist ein heißer Vormittag in diesem Frühsommer, Rebbe, 43, sitzt in einem Besprechungsraum auf dem Trainingsgelände, das linke Bein über das rechte geschlagen. Nürnbergs Sportdirektor sagt Sätze wie: "Wir haben einen sehr interessanten Kader." Oder, mit Blick auf die Saison, die Mitte August losgeht: "Ich habe wirklich ein gutes Gefühl."

Das liegt auch an Robert Klauß, dem Trainer. Ein junger Mann zwar, einer aber, der in seinem ersten Jahr in Nürnberg derart viel durchgestanden hat, dass es gar nicht mal verwegen klingt, wenn Rebbe jetzt sagt: "Wir wollen für Kontinuität stehen." Klar, das haben auch schon andere am Valznerweiher versucht, aber der erfahrene Hecking, der fortschrittliche Klauß und der unaufgeregte Rebbe, das könnte tatsächlich passen.

"Wir haben einen klaren Plan", sagt Rebbe. Und: "Unser Kader ist fertig

Wie turbulent die Zeit vor Klauß war, das lässt sich alleine an den Namen der Trainer ablesen, die in den eineinhalb Jahren vor ihm auf der Nürnberger Bank saßen: Michael Köllner, Boris Schommers, Damir Canadi, Marek Mintal, Jens Keller und Michael Wiesinger. Sechs Trainer, ein jeder mit einer eigenen Idee. Mit Klauß soll es beständiger werden.

"Wir haben einen klaren Plan, wie wir die Zukunft gestalten wollen", sagt Rebbe. In den vergangenen Jahre habe es sich Nürnberg "erarbeitet, dass wir weniger TV-Geld haben" - nun gehe es darum, Schritt für Schritt wieder voranzukommen.

Draußen, vor dem Besprechungsraum, in dem Rebbe sitzt, liegen die Plätze wie Teppiche da, man kann das von der Terrasse aus so gut sehen wie nirgends sonst. Dort unten hat die Nürnberger Mannschaft inzwischen das Training aufgenommen. Fünf neue Spieler standen auf dem Platz, nur Taylan Duman, der junge Rechtsaußen, der aus der Dortmunder Reserve gekommen ist, fehlte zunächst mit einer Muskelverletzung.

"Unser Kader ist fertig", sagt Rebbe, "es kann ein Vorteil sein, dass wir rechtzeitig beieinander sind. Jetzt geht es darum, in der Vorbereitung schnell zusammenzuwachsen." Anzukommen, sich einzufinden, das hat Rebbe selbst längst hinter sich. Er hat sich am Wöhrder See niedergelassen, schöne Gegend, viel Natur. Hin und wieder gehe er laufen, erzählt Rebbe, "und wenn ich da FCN-Klamotten anhabe, werde ich manchmal gepusht".

Auch da spürt er also, wie vielen Menschen der Club was bedeutet.

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