Man könnte meinen, dass jener Fußballer, der zum größten Torjäger avancierte, den die deutsche Nationalmannschaft jemals gesehen hat und der noch dazu derjenige von allen Balltretern ist, der die meisten Treffer bei Weltmeisterschaften erzielt hat, ein großspurig auftretender Lautsprecher sein müsste. Einer, der sich im Bentley aufs Trainingsgelände chauffieren lässt und allen das Gefühl gibt, er sei unantastbar. Doch Miroslav Klose ist bekanntlich so ziemlich das genaue Gegenteil davon, er spricht manchmal so leise, dass man ihn kaum versteht. Und vor allem ist er keiner, der waghalsige Prognosen in die Welt posaunt. Und so hat der Trainer des 1. FC Nürnberg vor dem Auswärtsspiel bei Hannover 96 klargestellt, wie er die Chancen für dieses Duell zweier Traditionsvereine einschätzte: „Hannover ist klarer Favorit, wir sind klarer Außenseiter“, sagte er, witterte darin aber auch eine Chance, den Niedersachsen ein Bein zu stellen, schließlich könne in der zweiten Liga „jeder gegen jeden gewinnen“.
Am Ende gelang das dem Club gegen die Elf des gebürtigen Münchners Stefan Leitl aber nicht: Hannover setzte sich verdient mit 2:0 (0:0) durch, auch wenn die Treffer erst in der Schlussviertelstunde fielen, weshalb etwa FCN-Verteidiger Robin Knoche nach dem Spiel die Meinung vertrat, es habe sich um „ein klassisches 0:0-Spiel“ gehandelt. Doch die Franken – bei denen Coach Klose den gewaltigen personellen Umbruch fortsetzte, zwei Startelfdebütanten (Mahir Emreli, Ondrej Karafiat) brachte und in Nick Seidel einen Verteidiger, der noch nie im Profifußball mitgewirkt hatte – waren trotz verbesserter Abwehrleistung nicht bis zum Schlusspfiff in der Lage, dem dominanten Heimteam zu trotzen.
Dabei hatte das Spiel für die Nürnberger direkt verheißungsvoll begonnen, Emrelis Schuss konnte 96-Torwart Ron-Robert Zieler abwehren. Gut 20 Minuten später zielte Julian Justvan aus der Distanz knapp vorbei. Hinten war Torwart Jan Reichert hellwach, er parierte unter anderem einen Kopfball von Nicolo Tresoldi (13.) und kurz vor der Pause einen von Phil Neumann. Nach dem Seitenwechsel erhöhte Hannover den Druck noch einmal, einen Schuss von Monju Momuluh fälschte Knoche gerade noch zur Ecke ab. Dann wechselte Klose Janni Serra ein, und dem Leihspieler aus Aarhus unterlief gleich ein folgenschwerer Fauxpas, als er Neumann nicht kommen sah und ihn bei seinem Befreiungsschlag am Fuß traf. Der Elfmeter war regelkonform, Marcel Halstenberg verwandelte (78.) – das 1000. Heimtor für Hannover in der zweiten Liga, und das am Tag zur Feier des 70-jährigen Bestehens des Niedersachsenstadions. Keine zwei Minuten später bediente Fabian Kunze Momulu perfekt, dessen Schuss schlug zum 2:0 im langen Eck ein (80.). Dass Florian Pick und Serra erst in der Nachspielzeit die besten FCN-Chancen in Durchgang zwei vergaben, passte zum unglücklichen Nürnberger Nachmittag.
Was einen möglichen Trainerwechsel angeht, sei er der falsche Ansprechpartner, sagt Klose
„Was ich beeinflussen kann, ist das tägliche Arbeiten mit den Jungs. Und ich sehe, wie sie das umsetzen wollen, auch was den Matchplan angeht“, sagte Klose später und fand, dass seine Mannschaft „ein richtig gutes Spiel gemacht“ habe. „Natürlich kennen wir das Ergebnis, aber es geht auch um die kleinen Schritte.“
Nach der 0:2-Heimpleite zuletzt gegen Hertha BSC hatte es bereits Unruhe rund um den FCN gegeben, weil Kritiker dem ehemaligen Stürmer vorwerfen, bei seiner ersten Cheftrainerstation im deutschen Profifußball keine Spielidee zu entwickeln. So einfach ist das nicht, wenn der halbe Kader aus Zugängen besteht. Aber es fehlen nun einmal auch die Ergebnisse, nach sieben Zweitligaspieltagen stehen nur zwei Siege vier Niederlagen gegenüber. Womit der Club auf Rang 14 abgerutscht ist und nur noch zwei Punkte vor dem Relegationsplatz liegt. Vor der Länderspielpause steht noch das Heimspiel nächsten Samstag gegen Aufsteiger Münster an. Sollte auch das in die Hose gehen, ist nicht auszuschließen, dass der neue Sportchef Joti Chatzialexiou auch über den Job von Miroslav Klose nachdenken könnte. Jener kommentiert das gewohnt leise: „Da bin ich der falsche Ansprechpartner.“