Ein Rumpelstilzchen am Spielfeldrand ist Miroslav Klose eher nicht. Er geht zwar mit, zeigt auch die ein oder andere Emotion, in den Mittelpunkt stellt sich der erfolgreichste Torjäger in der WM-Geschichte aber nie. Am Freitagabend zeigte sich aber auch der Trainer des 1. FC Nürnberg ein wenig aufgekratzt: „Aus dem Spiel kann meine Mannschaft ganz, ganz viel mitnehmen“, sagte er nach dem mit Beharrlichkeit erzwungenen 1:0-Sieg gegen Darmstadt 98.
„Das ist mein Fußball“, schwärmte Klose. Und er ist immer mehr der Baumeister eines stetig verjüngten Ensembles, das sich in der zweiten Bundesliga dank der Stärke im Max-Morlock-Stadion im Tabellenmittelfeld etabliert hat. „Wir haben die letzten drei Heimspiele gewonnen. Wir wollten eine Festung aufbauen hier. Wenn man sieht, wie glücklich die Fans nach Hause gehen – so müssen wir weitermachen“, sagte der Weltmeister von 2014.
25 968 Zuschauer waren am Freitag da. Und sie feierten ausgelassen nach dem späten Siegtor vom von der TSG Hoffenheim ausgeliehenen Winterzugang Joker Tim Drexler. „Ich bin froh, dass wir die Gier an den Tag gelegt haben, dieses Tor noch machen zu wollen“, befand der Club-Trainer. Wie schon beim Last-Minute-Sieg gegen den KSC zwei Wochen zuvor hatte der frühere Topstürmer wieder ein glückliches Händchen beim Wechseln: Drexler besorgte das 1:0 für den FCN (85.). „Wir haben von draußen schon gesehen, dass es kein Torfestival wird und ein Tor das Spiel vermutlich entscheiden wird. Dass ich das dann schieße, ist natürlich perfekt“, sagte der Youngster nach seinem allerersten Profitor. Er sei in Franken angekommen: „Ich fühle mich hier richtig wohl.“
Klose lobt seine talentierten Spieler überschwänglich und stärkt das Selbstvertrauen seines 23-jährigen Torwarts
Klose brachte den 19-jährigen Drexler für den ein Jahr jüngeren Finn Jeltsch. Und der neue Verteidiger stand bei seinem Tor nach einer Flanke von Berkay Yilmaz, 19, „instinktiv“ am richtigen Platz. Im Mittelfeld ragte der 20-jährige Rafael Lubach an der Seite von Casper Jander, 21, heraus. „Es ist fantastisch, was er spielt. Die Geschmeidigkeit, die Ballsicherheit, Rafael hat ein richtig gutes Spiel gemacht“, lobte Klose den Ersatzmann für den angeschlagenen Jens Castrop, der auch erst 21 ist. „Ich habe unheimlich gerne Luxusprobleme“, bemerkte Klose dazu.
Klose schenkt den Jungen Vertrauen. Das spürte auch Torwart Jan Reichert, den nach dem Schlusspfiff die Emotionen übermannten. Tränen flossen. Vom 23-Jährigen fiel nach dem Zu-Null-Spiel enormer Druck ab, nachdem im Anschluss an das 1:3 auf Schalke kritische Stimmen zu ihm aufgekommen waren. „Ich habe schon leichtere Spiele in meiner jungen Karriere gespielt“, gab Reichert zu. Klose berichtete von „einem guten und langen Gespräch“ mit Reichert. Dieser spiele schließlich erst seine erste Saison als Nummer eins, gegen Darmstadt habe er „Ruhe ausgestrahlt“, lobte der Coach. Die neue Heimstärke und 28 Punkte nach 19 Spieltagen verheißen dem Club eine Spielzeit „mit wenig Stress nach unten“, wie Zugang Drexler sagte. Wenn es jetzt noch auswärts besser wird, bisher holte man in der Fremde erst acht Punkte, geht womöglich sogar noch etwas nach oben.