1. FC Nürnberg:Hey, der Club

1. FC Nürnberg v VfL Bochum 1848 - Second Bundesliga

Sah noch keinen Sieg nach der Corona-Pause: Nürnbergs Trainer Jens Keller.

(Foto: Daniel Karmann/Pool via Getty Images)

Trainer Jens Keller gibt sich vor dem Spiel bei Tabellenführer Arminia Bielefeld betont selbstbewusst. Dabei hat seine Mannschaft seit dem Wiederstart der zweiten Liga noch keinen einzigen Sieg eingefahren.

Von Sebastian Leisgang

Als Jens Keller am Donnerstagnachmittag auf dem Podium Platz nahm, um die virtuelle Pressekonferenz vor dem Spiel in Bielefeld abzuhalten, da war das rote Wappen auf seiner Brust gut zu erkennen. Es gab keinen Zweifel, dass sich da tatsächlich der Trainer des 1. FC Nürnberg niedergelassen hatte - dennoch war es keine allzu schlechte Idee, sich noch einmal zu vergewissern, ob da wirklich der Coach einer Mannschaft saß, die im Abstiegskampf steckt.

Keller, 49, weiß, dass er weder eine Elf aus Wiesbaden noch eine Elf aus Sandhausen trainiert, sondern eine, deren Fans ihr Team vor einem Jahr noch nach München, Dortmund und Gelsenkirchen begleitet haben. Keller weiß auch, dass die Anhänger ausdrücklich keine Lust darauf haben, nächstes Jahr nach Meppen, Halle und Chemnitz zu fahren (übrigens auch nicht nach München, wenn sie dort das Grünwalder Stadion ansteuern müssen, anstatt die U 6 Richtung Fröttmaning zu nehmen).

Als Keller bei der Medienrunde also auf das jüngste 0:0 gegen den zuvor durchaus auftrumpfenden VfL Bochum angesprochen wurde, da bediente er sich nicht all jener Phrasen, derer er sich hätte bedienen können. Er sagte nicht, dass das Remis Mut mache, er sagte auch nicht, dass es seiner Mannschaft Auftrieb gebe, jetzt, da das Spiel bei Tabellenführer Bielefeld ansteht. Keller sagte: "Ich erwarte deutlich mehr."

Der 1. FC Nürnberg steckt im Frühsommer 2020 im Abstiegskampf. Seit dem Re-Start hat er noch keinen einzigen Sieg eingefahren, aber der 1. FC Nürnberg bleibt auch im Abstiegskampf der 1. FC Nürnberg. Keller gab deshalb am Donnerstag zu verstehen: Es geht nicht darum, gegen einen Gegner wie Bochum mitzuhalten - es geht darum, ihn zu schlagen. Für das Spiel bei der Arminia lässt sich daraus ableiten: Mag ja sein, dass die Erster sind. Haben auch keine ganz so schlechte Mannschaft, die Bielefelder. Aber hey, wir sind der Club.

So oder so ähnlich sehen sie es offenbar in Nürnberg. Wobei Keller am Donnerstag auch sagte: "Die Mannschaft muss über die Grenze gehen, sie müssen arbeiten. Das wird das Wichtigste sein." Es war ein Moment, in dem doch klar wurde, dass da der Trainer einer Mannschaft sitzt, die im Abstiegskampf steckt.

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