Süddeutsche Zeitung

1. FC Nürnberg:Ein bisschen Mut genügt

Der Club gewinnt das erste Spiel mit Damir Canadi 1:0 in Dresden. Der neue Trainer lobt die taktische Organisation.

Von Sebastian Fischer

Eigentlich war es eine Trinkpause, aber Damir Canadi nutzte sie zur intensiven Besprechung. Etwas mehr als zwanzig Minuten waren gespielt am Samstag in Dresden, da änderte der Trainer des 1. FC Nürnberg sein System. Die Fernsehbilder zeigten ihn beim Gestikulieren, er redete auf seine Spieler ein, sie schienen zu verstehen. Und als später Nürnbergs 1:0-Erfolg zum Zweitliga-Start feststand, konnte man sagen, dass es sich wohl um eine entscheidende Szene gehandelt hatte. Canadi sagte im TV-Interview: "Letztlich ist uns der Sieg über die Organisation geglückt."

Die Spielidee des neuen Trainers war das prägende Thema der Saisonvorbereitung gewesen. Neun neue Profis hat der Bundesliga-Absteiger bislang verpflichtet, und die Mannschaft soll eine in Nürnberg neue Art von Fußball spielen, mutig und aktiv, so wurde sein Plan meist beschrieben. "Wir sind noch im Findungsprozess, aber darin schon sehr weit", hatte zuletzt Kapitän Hanno Behrens gesagt, einer der wichtigen Spieler, die geblieben sind. Gegen Dresden war von beidem etwas zu sehen.

"Wir hatten zwischen der 10. und 35. Minute ein Thema, das haben wir umgestellt", sagte Canadi. Nürnberg hatte in einer Art 5-4-1-System mit drei Innenverteidigern und den zwei offensiven Flügelspielern Robin Hack und Nikola Dovedan im Mittelfeld begonnen, nach der Umstellung spielte Hack, im Sommer aus Hoffenheim gekommen, in der Mitte. Dovedan, Zugang aus Heidenheim, war fortan zweiter Stürmer. "Dadurch haben wir die Mitte besser geschlossen", sagte Canadi. Es war eine der Sorgen des Österreichers gewesen, dass die Mannschaft noch nicht in der Lage sein könnte, auf Umstellungen während eines Spiels adäquat zu reagieren. Es gelang mit viel Mühe und etwas Glück.

Das Tor erzielte der nur 1,72 Meter große Dovedan nach 53 Minuten per Kopfball nach einer Flanke des eingewechselten Rechtsverteidigers Oliver Sorg, Zugang aus Hannover. Torwart Christian Mathenia verhinderte den Ausgleich mit einer Parade kurz vor Schluss. Eine "sehr unverdiente Niederlage", fand Dresdens Trainer Christian Fiel. "Spielerisch ist jede Menge Luft nach oben bei uns", sagte der Österreicher Dovedan, der schon beim SCR Altach unter Canadi gespielt hat, und für den Nürnberg angeblich zweieinhalb Millionen Euro Ablöse bezahlte.

Neunmal ist der FCN aus der ersten Liga abgestiegen, achtmal wieder zurückgekehrt, so oft wie kein anderer Verein. Der nächste Aufstieg soll spätestens in der kommenden Saison gelingen, der Erfolg soll diesmal nachhaltig sein, das ist der Plan. Und zu dem gehören Canadis Ideen, mit denen er zuvor Atromitos Athen in den Europapokal führte, und die er den Spielern während der Vorbereitung auf 59 Power-Point-Folien erklärte. Fürs Erste gibt er sich aber auch mit simplen Vermittlungserfolgen zufrieden. Wie man sich bei einer Führung verhält, zum Beispiel, das müsse die Mannschaft wieder neu lernen, sagte er. In der Bundesliga hatte sie ja nur dreimal gewonnen.

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Quelle:
SZ vom 29.07.2019
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