Süddeutsche Zeitung

1. FC Nürnberg:Drei fromme Wünsche erfüllt

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Dank eines Treffers in der Nachspielzeit gewinnt der Club 1:0 gegen Karlsruhe. Trainer Robert Klauß freut sich über einen bestandenen "Charaktertest".

Von Christoph Ruf

Es gibt drei Dinge, über die sich die gepeinigte Nürnberger Fanseele dieser Tage gefreut hätte. Endlich einmal Glück zu haben und nicht kurz vor Schluss einen entscheidenden Gegentreffer zu bekommen, das wäre ein solcher Wunsch gewesen. Einmal ein halbwegs gutes Spiel zu sehen, wäre ein weiterer. Am besten aber wäre es doch wohl, endlich mal wieder einen Sieg zu landen, damit das nächste Spiel, das wieder vor Zuschauern angepfiffen wird, nicht gegen einen Drittligisten geht.

Dementsprechend fassungslos dürften tausende Clubfans am Sonntagnachmittag registriert haben, dass gerade in Karlsruhe alle frommen Wünsche auf einmal in Erfüllung gegangen waren. Dank eines glücklich zustande gekommenen Treffers in der Nachspielzeit konnte der Club dort einen 1:0-Sieg landen, der zudem auch noch verdient war. "Wichtiger als das Ergebnis ist mir heute die Art und Weise, wie es zustande gekommen ist", freute sich Trainer Robert Klauß. "Wir haben den Charaktertest bestanden."

Dabei wirkte die Anfangsphase, als wolle sich der Club über die absoluten Grundlagen des Fußballspiels Selbstbewusstsein für Größeres holen. In den ersten 20 Minuten spielte der Club viele simple und weite Pässe und unterbrach jeden Karlsruher Angriff mit einem taktischen Foul. Als Matchplan war das nicht eben kompliziert, aber durchaus effizient. Schließlich kam der KSC, der zuvor 20 Punkte in den neun Spielen des Jahres 2021 geholt hatte, insgesamt nur zu zwei, drei Halbchancen.

Klauß setzt diesmal auf zwei Stürmer, beim Tor hilft aber der Zufall

Schon in die Pause gingen die Franken, die Mitte der ersten Halbzeit auch spielerisch zulegten, mit dem wohltuenden Gefühl, die bessere Mannschaft gewesen zu sein. Nachdem Tim Handwerker eine erste Chance vergeben hatte (12.), war es zehn Minuten später Fabian Nürnberger, der nach Querpass von Nikola Dovedan das leere Tor vor sich hatte, KSC-Keeper Marius Gersbeck aber so ungeschickt anschoss, dass Marco Thiede den Ball noch vor der Torlinie wegschießen konnte. Neben der kurzzeitigen Vereinfachung der Spielanlage, deren Erläuterung Robert Klauß ("asymmetrischer Linksverteidiger") zuletzt viel Spott eingebracht hatte, nahm der Nürnberger Trainer auch personelle Änderungen vor, die sich auszahlten. Als Lehre aus der schwachen 1:2-Niederlage gegen St. Pauli nominierte Klauß diesmal zwei Stürmer. Der eifrige Dennis Borkowski und Manuel Schäffler spielten anstelle des zuletzt glücklosen Fabian Schleusener. Zudem kehrten Enrico Valentini auf die rechte Außenbahn und Georg Margreitter in die Innenverteidigung zurück, die der Defensive guttaten. Damit war schon mal die Basis dafür gelegt, dass der Club gegen harmlose Karlsruher zumindest nicht untergehen würde.

Dass es zu mehr als einem Punkt reichen würde, schien in der erstaunlich warmen badischen Februarsonne dennoch lange Zeit eher unwahrscheinlich. Wer sah, wie Nikola Dovedan frei aufs Tor zulief und lieber einen ungenauen Pass spielte, als aus 16 Metern aufs Tor zu schießen, ahnt, was die sportliche Malaise mit dem Selbstbewusstsein der Spieler gemacht hat. Dovedan hat schließlich vor gar nicht allzu langer Zeit noch acht Tore und sechs Assists in Heidenheim zustande gebracht. Doch dann hatte der Club tatsächlich einmal Glück: Im letzten Angriff der Partie scheiterte Manuel Schäffler an KSC-Keeper Gersbeck, ehe der Ball doch noch irgendwie Mats Möller Daehli vor die Füße fiel. Und der doch tatsächlich auch noch das leere Tor traf.

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