1. FC Nürnberg:Der Mann vom FC Bayern Nürnberg

SpVgg Greuther Fürth - 1. FC Nürnberg

Ein Auftritt, der Spuren hinterlassen hat, nicht nur im Rasen: Eric Shuranov gelingt in seinem ersten Profi-Spiel von Beginn an der Treffer zur zwischenzeitlichen Führung gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Die rasante Entwicklung von Talent Eric Shuranov zeigt, dass für den 1. FC Nürnberg der Weg aus der Krise über das Nachwuchsleistungszentrum führen könnte.

Von Thomas Gröbner

Am Sonntag hatte Eric Shuranov es angedeutet: Er zog zum Sprint in den Fürther Strafraum an, mit dem Finger zeigte er auf die klaffende Lücke im Abwehrverbund der Spielvereinigung. Shuranov bekam den Ball, und schoss zur 2:1-Führung in der 76. Minute. Der 19-Jährige traf nicht nur, er riss im Frankenderby mit diesem Tor sein Team mit, das zuletzt immer wieder seltsam teilnahmslos im Abstiegskampf der zweiten Fußball-Bundesliga aufgetreten war. Ein beachtlicher Einstand für einen Spieler, der zuvor erst 24 Minuten Profi-Fußball gespielt hatte.

Noch im September lief Schuranov in der U19-Bundesliga auf, er erzielte dabei sieben Tore in drei Partien - und damit alle Club-Treffer. Er wurde in die zweite Mannschaft befördert, drei Spiele später stand der Bamberger mit ukrainischem Pass schon im Kader der Profis. Am Sonntag setzte Robert Klauß von Beginn auf ihn. "Ich habe so ein Gefühl gehabt", sagte der Trainer danach. Aber wollte man Shuranov nicht behutsam aufbauen? Kein Problem für Nachwuchsleiter Michael Wiesinger: "Letztlich liegt es immer am Spieler, wie schnell er die Dinge annimmt, die wir ihm anbieten." Und: "Wir kennen das Potential, das Eric in sich trägt."

Die Entwicklung der Club-Talente ist gerade wieder besonders wichtig

Wiesinger, 48, ist ein Mann, der sich beim FCN nicht wichtig nimmt, aber immer wieder wichtig ist. Wie im Sommer, als er für das Relegationsduell gegen den FC Ingolstadt als Interimstrainer den Club vor dem Sturz in die Drittklassigkeit bewahrte, als Fabian Schleusener in der sechsten Minute der Nachspielzeit traf. Doch nach der Rettungstat formulierte Wiesinger keine Ansprüche auf einen Trainerposten, sondern zog sich wieder zurück in die Kaderschmiede des FCN. Als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums in Nürnberg verantwortet er die Entwicklung der Club-Talente zusammen mit U21-Trainer Marek Mintal. Und die ist gerade wieder besonders wichtig.

Denn die Geschichten in der Gegenwart schreiben nicht der Relegations-Retter Schleusener oder der für viel Geld aus Heidenheim verpflichtete Nikola Dovedan. Sondern Shuranov, der ohne die Altlasten der vergangenen Saison unbekümmert aufspielt. "Dankbar" war dieser nach seinem ersten Profi-Tor, "ich warte schon mein ganzes Leben darauf". Doch gleich nach seinem Treffer wechselte Klauß ihn aus - und Shuranov musste miterleben, wie Fürth Nürnbergs Führung in letzter Minute durch Dickson Abiama doch noch ausglich.

Shuranov profitiert auch vom Verletzungspech beim Club

Trotzdem machte der Auftritt Mut. Beim Club sind sie ja auf der Suche nach neuen Identifikationsfiguren, schließlich wird der langjährige Kapitän Hanno Behrens den Verein verlassen, genauso wie Abwehrspieler Lukas Mühl. Da kommt jemand wie Shuranov gerade recht: Vom Kreisliga-Klub FC Bayern Kickers Nürnberg (Slogan: Fußball zum Genießen aus dem Knoblauchsland) wechselte er zum FCN, wo er elf Jahre lang alle Jugendmannschaften durchlaufen hatte - und nun seinen rasanten Aufstieg mit einem Derby-Tor krönte.

Zugegeben: Shuranov profitierte neben der Formschwäche seiner Konkurrenten (Schleusener und Dovedan bringen es zusammen auf zwei Törchen und eine Vorlage) auch vom Verletzungspech beim Club. Und so ist Felix Lohkemper immer noch statistisch der zweitbeste Angreifer bei den Franken (vier Tore, fünf Vorlagen), obwohl er seit dem 11. Spieltag mit einer rätselhaften Verletzung ausfällt, die sich mittlerweile als Knochenödem im Beckenbereich herausgestellt hat. Seine Rückkehr? Ungewiss. Zugang Pascal Köpke, der eigentlich als Nebenmann von Manuel Schäffler im Angriff eingeplant war, erlitt einen Kreuzbandriss. Und jüngst hatte sich auch noch der hochveranlagte Flügelspieler Robin Hack schwer am Sprunggelenk verletzt.

Klauß vertraut deshalb häufiger auf junge Talente wie Tim Latteier, 20, Shuranov oder den 21 Jahre alten Abwehrspieler Noel Knothe. Das dürfte ihm nicht schlecht angerechnet werden in der Vereinsführung, wenn schon die sportliche Entwicklung nicht mit der Erwartung Schritt halten kann. 29 Punkte hat der Club nach 26 Spieltagen geholt - genau so viele wie in der verflixten vergangenen Saison, die sich doch nicht wiederholen sollte.

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