1. FC Nürnberg:Angst vorm harten Winter

1. FC Kaiserslautern - 1. FC Nürnberg

Hanno Behrens vom 1. FC Nürnberg ist enttäuscht nach dem Unentschieden seiner Mannschaft in Kaiserslautern.

(Foto: Uwe Anspach/dpa)

Nach dem 1:1 in Kaiserslautern fällt der FCN im Aufstiegskampf wieder zurück. Doch nicht nur deshalb breitet sich Unbehagen aus: Den Nürnbergern droht der baldige Weggang einiger vielversprechender Leistungsträger.

Von Julian Budjan, Kaiserslautern/München

Eigentlich hätte die Stimmung beim 1. FC Nürnberg pünktlich zur Weihnachtszeit himmelhochjauchzend sein können. Der Club hat sich in den letzten Wochen kontinuierlich an die Mitkonkurrenten um den Aufstieg, Holstein Kiel und Fortuna Düsseldorf, herangepirscht, siegte am vergangenen Montag bei den Rheinhessen, war vorübergehend an ihnen vorbeigezogen. Doch dann spielten die Nürnberger am Samstag 1:1 in Kaiserslautern, beim Tabellenletzten.

Im Aufstiegsrennen bedeutet das einen Rückschritt: Düsseldorf ist wieder vor Nürnberg - auch, weil der Club die zuvor harmlosen Lauterer durch ein Eigentor von Torwart Fabian Bredlow unter Mithilfe von Verteidiger Georg Margreitter nach einer Stunde wieder zurück ins Spiel gebracht hatte. Und weil man zu lange im Energiesparmodus agierte, statt die Partie zu entscheiden. "Wir haben zu sehr versucht, das Spiel zu verwalten", erkannte Trainer Michael Köllner.

Vier Leistungsträger könnten den FCN bald verlassen

Doch nicht nur deshalb breitet sich beim FCN Unbehagen im Aufwind aus. Es gibt noch ein weiteres Thema, was die Nürnberger umtreibt: Seit Wochen spricht Sportchef Andreas Bornemann von nichts anderem als die auslaufenden Verträge der vielversprechenden jungen Leistungsträger Cedric Teuchert, Patrick Kammerbauer, Tim Leibold und Kevin Möhwald verlängern zu wollen, nur über Vollzugsmeldungen konnte er bislang keine Interviews geben. Noch immer wären alle vier im Sommer ablösefrei zu haben. Die Angst der Club-Fans wächst, dass ihnen in der Winterpause Ähnliches blüht wie in den vergangenen zwei Jahren, als Guido Burgstaller und Alessandro Schöpf in die Bundesliga wechselten, um die klammen Kassen zu füllen. Die Unklarheit darüber, wie es weitergehen soll, sei in der Kabine allgegenwärtig, hatte Trainer Michael Köllner unter der Woche zugegeben.

Erst hatten seine Spieler jedoch gar nicht verunsichert gewirkt in Kaiserslautern: Zwar klappte spielerisch nicht viel, weil die Pfälzer aggressiv den Aufbau der Gäste störten, doch die erste Chance nutzte der beste Zweitliga-Torjäger Mikael Ishak Mitte der ersten Halbzeit gleich zu seinem 12. Saisontor. Nach einem Eckball schüttelte er mit einer Drehung um die eigene Achse seinen Gegenspieler ab und konnte unbedrängt ins Tor köpfen.

"Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatten wir dann den Punch zum 2:0 auf dem Fuß", sagte Köllner, doch der alleine auf Torwart Marius Müller zulaufende Edgar Salli scheiterte. Die Lauterer dagegen hatten bis zum Ausgleich nicht eine einzige Möglichkeit, Der Weltmeister von 1954, Horst Eckel, starrte mit hoffnungslosem Blick ins spärlich besetzte Stadion, das man einmal Hexenkessel nannte. Doch als eine ziellose Flanke durch das Eingreifen von zwei Nürnberger Füßen unverhofft im Tor landete, drohte die Partie gar zuungunsten des FCN zu kippen.

Teuchert und Kammerbauer fehlen in Kaiserslautern

"Wir haben die Abstände zu groß werden lassen", monierte Bredlow. Der Club wirkte, wie auf dem falschen Fuß erwischt, die aufbrandende Leidenschaft von den Rängen schien sich auf den FCK zu übertragen, der mehrmals in Tornähe kam und fast in Führung ging. Nürnberg kontrollierte in der Schlussphase zwar wieder das Spiel, doch es reichte nicht, um mit einem Sieg die Pfalz zu verlassen. Trotzdem waren nachher versöhnliche Töne zu vernehmen: "Wenn uns vor der Saison jemand gesagt hätte, dass wir als Dritter in die Pause gehen, dann hätten wir das genommen", sagte Ishak und Köllner sprach von einer "guten Runde".

Bleibt die Frage, wie die prekäre Vertragssituation zu lösen ist. "Wir sind bemüht, den Kern zusammenzuhalten, wissen aber auch, dass junge Spieler Begehrlichkeiten wecken", sagte Bornemann. Er klingt inzwischen deutlich zurückhaltender, was die Anhänger nicht beruhigt. "Wir müssen auch die Perspektive des Klubs über den Sommer hinaus sehen und da brauchen wir ein paar Transfermillionen", sagte Bornemann. Er weiß, dass sich mögliche Weggänge langsam abzeichnen: Der 20-jährige Teuchert, der bereits sechs Tore in dieser Saison erzielt hat, stand wie in Düsseldorf in Kaiserslautern nicht einmal im Kader - aufgrund einer Muskelzerrung, lautete die Begründung. Und auch Patrick Kammerbauer fehlte. Es könnte ein harter Transferwinter für die Nürnberger werden.

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