1. FC Köln:Woran der Modeste-Wechsel scheiterte

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Eine Reise, die als Provokation empfunden wurde: Kölns bester Torjäger Anthony Modeste.

(Foto: imago/mika)
  • Der 35-Millionen-Wechsel von Anthony Modeste nach China galt als ausgemacht.
  • Doch der 1. FC Köln bricht die Verhandlungen plötzlich ab - und verpflichtet in Jhon Cordoba trotzdem einen Nachfolger.

Von Sebastian Fischer

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Gespräche mit dem Fußball-Manager Jörg Schmadtke mit einem Grummeln beginnen, murrend aufhören und dazwischen aus Brummen bestehen. Das kann mal anstrengend sein, mal unterhaltsam. Doch in dieser Woche hat Schmadtkes Grummeln, Murren und Brummen eine neue Stufe erreicht. Wenn er in den vergangenen Tagen ans Telefon ging, dann war aus seiner Stimme unmissverständlich schlechte Laune herauszuhören. Das lag an den kompliziertesten Verhandlungen, die Schmadtke, 53, in seinem Managerleben führen musste: Bekanntlich plante er für den 1. FC Köln den Verkauf des Stürmers Anthony Modeste für 35 Millionen Euro an den chinesischen Klub Tianjin Quanjian, tagelang wurde auf den Abschluss gewartet. Doch am Mittwoch brachen die Kölner die Verhandlungen ab.

Am Mittag verschickte der FC eine Mitteilung, dass keine Einigung zwischen allen am Transfer beteiligten Parteien erzielt werden konnte, darüber hinaus sei zwischen den Klubs "keine den Verbandsstatuten entsprechende Einigung" möglich gewesen. Modeste, heißt es weiter, habe in Köln einen gültigen Vertrag bis zum 30. Juni 2021. Er wird zum Trainingsstart am kommenden Montag erwartet.

"Es gibt keine Verhandlungen, Schluss, aus"

Es gebe Situationen, in denen ein Rückzug aus Transfergesprächen unausweichlich sei, sagt Schmadtke. Dem Vernehmen nach hakten die Verhandlungen vor allem deshalb, weil Modestes französische Berater Patrick und Etienne Mendy plötzlich eine Provision in Millionenhöhe von den Kölnern verlangt hatten. Wofür, das wusste am Geißbockheim niemand so genau. Ohnehin gelten Nachverhandlungen dieser Art im Geschäft als Tabubruch. Es gebe zwar Situationen, in denen der abgebende Verein Berater an einer Ablösesumme partizipieren ließe, deutete Schmadtke an - doch nicht in diesem Fall. "Es gibt keine Verhandlungen, Schluss, aus", sagte er am Mittwoch der dpa.

Der Transfer galt in der vergangenen Woche als so gut wie sicher. Aussagen aller Beteiligten klangen, als seien nur noch Details zu klären. Schmadtke führte bereits Gespräche mit möglichen neuen Stürmern, am Mittwochabend gab der FC die Verpflichtung von Jhon Cordoba, 24, vom FSV Mainz 05 bekannt, die Ablösesumme soll rund 15 Millionen Euro betragen. "Wir sind handlungsfähig", hatte Schmadtke immer wieder betont, unabhängig vom Poker um Modeste - der sich zur Posse entwickelte. Die Zeitungen in Köln berichteten von den Forderungen der beiden Freunde und/oder Berater von Modeste (die Rolle ist nicht ganz klar), die mit Louis-Vuitton-Rucksäcken am Geißbockheim fotografiert wurden. Der Spieler reiste auf eigene Faust nach China, angeblich für einen Medizincheck, der allerdings offiziell erst nach einer Einigung der beiden Vereine erfolgen darf. Schmadtke sagte dazu: "Kann auch sein, dass er da nur Urlaub macht."

Modeste, 29, in der Vorsaison mit 25 Toren Kölns wichtigster Spieler, gibt Rätsel auf. Seine Reise nach Tianjin galt als Provokation, um den Wechsel zu erzwingen. Doch aus China stellte er dann ein Bild seiner Tochter ins Netz, das diese vor dem Stall von Hennes, dem Geißbock, im Kölner Zoo zeigt - und versah es mit den Worten "wahre Werte". Ob er weiter für Köln spielen wird? Schmadtke sagte der dpa: "Niemand weiß, was morgen passiert. Aber ich möchte ausdrücklich kein Hintertürchen öffnen." Ein Angebot eines anderen Klubs soll nicht vorliegen.

Dass Transfergespräche zu einem derart fortgeschrittenen Zeitpunkt scheitern können, ist ungewöhnlich. Doch die gängigen Branchenregeln scheinen in diesem Transfersommer ohnehin nur noch wenig zu bedeuten. Glaubt man Berichten der Sport-Bild, sei sich Tianjin alternativ bereits mit dem Dortmunder Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang einig. Die Ablösesumme für den Bundesliga-Torschützenkönig, heißt es, könnte 80 Millionen Euro übersteigen, obendrauf das fürstliche Gehalt. Das derzeit einzig Sichere an der Geschichte: Wann das Transfer-Geschacher mit Fernost beendet sein muss, steht definitiv fest - in China schließt der Transfermarkt am 14. Juli.

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