1. FC Köln:Vertauschte Rollen

1. FC Koeln v Sport-Club Freiburg - Bundesliga

Auftakt für den Kölner Befreiungsschlag: Sebastiaan Bornauw (rechts) erzielt in der 29. Spielminute den Führungstreffer im Sonntagsspiel gegen den SC Freiburg – am Ende stand es tatsächlich 4:0.

(Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Jubel nach dem Zoff: Durch ein 4:0 gegen Freiburg verschafft sich der 1. FC Köln etwas Ruhe im Abstiegskampf.

Von Philipp Selldorf, Köln

In der Woche vor dem Spiel gegen den SC Freiburg hatte sich der 1. FC Köln einem Streit gewidmet, der nichts mit dem nächsten Gegner zu tun hatte. Der Gegner saß stattdessen rechts vom Rhein und hatte die Kölner Seele gleich zweimal gekränkt: Erst hatte Bayer Leverkusen dem FC einen 16-jährigen Nachwuchsspieler abgeworben, dann hatte der Bayer Leverkusens Funktionär Fernando Carro dem Nachbarklub nachgesagt, dass ihn in Madrid niemand kenne. Woraufhin der Kölner Manager Horst Heldt frech erwiderte, außerhalb der Grenzen von Leverkusen kenne niemand Senor Fernando Carro.

In Zeiten solcher Hahnenkämpfe sollte man sich im sportlichen Alltag besser keine Blöße geben - schon gar nicht, wenn gleich hinter einem die Abstiegszone liegt und man die letzte Partie 1:5 verloren hat. Rechtzeitig zum Spieltag wendeten sich die Kölner aber wieder ihrem Kerngeschäft zu - und lieferten im ersten Sonntagsspiel des 20. Spieltags gegen den Sportclub aus Freiburg ein Heimspiel ab, das zu den Höhepunkten der Saison gehört. Die Kölner, vor dem Spiel Tabellen-14., schienen mit den Freiburgern (8. Platz) die Rollen getauscht zu haben und gewannen die Partie auf erstaunliche Weise 4:0 - auch in dieser Höhe verdient, wie in diesem Fall tatsächlich anzumerken ist.

Bevor die Partie richtig begonnen hatte, lernten die Kölner bereits eine der Freiburger Spezialwaffen kennen. Die Ecken und Freistöße von Kapitän Christian Günter sind so gefährlich, dass sie sogar in Madrid bekannt sein könnten. Die erste Kostprobe hätte dem Sportclub beinahe die Führung eingebracht, doch der Kopfball von Manuel Gulde traf lediglich die Latte. Die Kölner verstanden den Knall als Warnung und legten ihren Schwerpunkt zunächst auf die Risikominimierung, ihre Angriffsaktionen beschränkten sie vorwiegend auf lange Bälle in Richtung Jhon Cordoba. Dessen leidenschaftliche Duelle mit Freiburgs Nationalverteidiger Robin Koch beschäftigten jedes Mal auch den Schiedsrichter. Robert Kampka teilte entweder Koch oder Cordoba einen Freistoß zu, die Duellanten schenkten sich in ihren Freistilkämpfen nichts.

Allmählich schafften es die Kölner aber durch ihr konzertiertes Forechecking, das stabile Freiburger Gefüge zu erschüttern. Ein Tempoangriff über Dominik Drexler, Kingsley Ehizibue und den hereinsprintenden Cordoba brachte sie dem 1:0 schon ziemlich nahe (27. Minute). Drei Minuten später konnte der Jubel dann nachgeholt werden. Nach einer Ecke des in der Winterpause von Schalke 04 herbeitransferierten Mark Uth sorgte Verteidiger Sebastiaan Bornauw für die inzwischen verdiente Führung. Von den Freiburgern kam außer Günters bedrohlichen Standards spielerisch nicht viel, den besten Moment bescherte noch eine artistische Volley-Annahme des koreanischen Angreifers Kwon (42.). Gleich im Gegenzug hätte Gulde den Kölnern fast das 2:0 serviert, indem er Cordoba mit einem Steilpass ins Solo gegen Torwart Alexander Schwolow schickte - der Kölner Stürmer schoss vorbei.

In der zweiten Halbzeit änderte sich das Bild nur insoweit, dass den Freiburgern spielerisch noch weniger gelang und die Kölner ihren organisierten Vorwärtsdrang noch etwas energischer anzogen. Das 2:0 durch Cordoba (50.) war dabei nur eine Zwischenstation. Jonas Hector hatte abgezogen, Schwolow klärte ungenügend, Cordoba staubte ab. Eine Fülle weiterer Möglichkeiten ergab sich nun für den beseelt aufspielenden FC, der Sportclub fand kaum mehr konstruktiv nach vorn. Das Solo von Rechtsverteidiger Ehizibue und der Treffer des 20-jährigen Ismael Jakobs kurz vor dem Abpfiff rundeten eine Team-Leistung ab, die vielleicht nicht in Madrid, bestimmt aber in Leverkusen Eindruck gemacht hat.

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