Süddeutsche Zeitung

1. FC Köln:Der Streich vom Rhein

Trainer Steffen Baumgart verlängert beim FC seinen Vertrag - allerdings mit kürzerer Laufzeit als erwartet. Der Klub und der Coach wollen künftig das Freiburger Modell anwenden.

Von Philipp Selldorf, Köln

Dass der Trainingsstart am Montagvormittag ein Auftakt ohne Schonfrist werden würde, das erfuhren die Spieler des 1. FC Köln tags zuvor nach dem gemeinsamen Mittagessen. Ab dem folgenden Tag werde er wieder der Herr über ihre Freizeit und Freiheit sein, hatte Steffen Baumgart den Profis verkündet, in allerdings anderer, nicht ganz druckreifer Wortwahl.

Der Trainer hat bei seinen ersten Auftritten in der Kabine und in der Kölner Öffentlichkeit sogleich alle wissen lassen, dass er von seinem staunenswerten Schwung nichts verloren hat während der Sommerpause. Wie es seiner rastlosen Natur entspricht, hat er die Ferien nicht auf einer Insel in der Hängematte verbracht, sondern allerlei Touren unternommen. Unter anderem war er in Rostock, Hamburg, Berlin und Edinburgh. Zurück am Rhein, unterzeichnete er im Geißbockheim einen neuen Arbeitsvertrag. "Das ist eine sehr, sehr gute Nachricht zum Start in die neue Saison", kommentierte dies der Sportgeschäftsführer Christian Keller, während der neben ihm platzierte Baumgart sehr zufrieden dreinschaute. Kein Zweifel: Hier waren sich beide Seiten einig, als sie den Bund für die weitere Zusammenarbeit schlossen.

So erfreulich die Nachricht für alle Beteiligten sein mag - eine Neuigkeit stellt sie allenfalls bedingt dar. Dass Baumgart den bis 2023 laufenden Vertrag vorzeitig verlängern und der Klub diesem Wunsch gern entsprechen möchte, daraus hatten weder der Trainer noch der FC vor der Sommerpause ein Geheimnis gemacht. Die Vorteile für beide Parteien waren offensichtlich: Der Coach würde einen Beweis der Anerkennung samt besserer Bezahlung erhalten, der FC eine gewisse Sicherheit, dass der Wunschtrainer nicht bei nächster Gelegenheit von der Konkurrenz angesprochen oder gar abgeworben wird. Solche Sorgen wurden durchaus geäußert in der Führungsetage.

Man will sich fortan immer im Frühling treffen - und klären, "ob wir noch den gleichen Weg gehen"

Anders als in lokalen Presseberichten angekündigt, hat sich Baumgart aber nicht bis 2025, sondern lediglich bis 2024 verpflichtet. Zwar strebten beide Seiten grundsätzlich "eine längere Zusammenarbeit" an, sagte Keller, doch man habe aus praktischen Gründen gemeinsam entschieden, dem Beispiel des SC Freiburg zu folgen. Dort verlängert Christian Streich sein Jawort bekanntlich jedes Mal im Frühling um ein weiteres Jahr, so dass inzwischen eine europaweit einmalige Epoche daraus geworden ist. Etwas Ähnliches soll in Köln nun auch entstehen. Man werde sich "fortan im Rhythmus des Freiburger Modells" jeweils im Frühling treffen und überlegen, "ob und wie wir die Zukunft zusammen angehen wollen", berichtete der Manager.

Baumgart hält das für eine gute Lösung. "Meine Gedankengänge sind immer sehr kurzfristig", sagte er, langfristiges Planen finde er "schwierig". Deshalb gelte es, jedes Jahr aufs Neue zu untersuchen: "Geht man noch den gleichen Weg?"

Augenblicklich braucht daran kein Kölner zu zweifeln. Baumgart ist zufrieden, dass Keller und der Klub dafür gesorgt haben, dass alle Neuzugänge bereits im Dienst sind, der Kader sei "genauso gut wie im letzten Jahr", meint der Trainer. Ein Transfer steht noch aus, Verluste könnte es auch noch geben. Der oft aus finanziellen Gründen als Verkaufskandidat gehandelte tunesisch-französische Stammspieler Ellyes Skhiri, 27, soll jedoch nach Möglichkeit in Köln bleiben. Auch bei ihm könnte es eine Vertragsverlängerung geben.

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