Süddeutsche Zeitung

1. FC Köln:Tony Terodde

Dass der FC nach dem dritten Sieg in Serie wieder auf den Klassenverbleib hofft, liegt vor allem am neuen Stürmer. Simon Terodde beweist, ein Erstliga-Torjäger sein zu können.

Von Sebastian Fischer

Es gibt Bewegungen, die funktionieren im Fußball in jeder Liga, in der vierten englischen, der dritten französischen und auch, das ist in diesem Fall wichtig, in beiden Bundesligen. Simon Terodde verharrte kurz, einen Augenblick nur, als der Ball in hohem Bogen auf ihn zuflog. Nur deshalb fiel er ihm genau in den Laufweg, Terodde schoss mit links und traf durch die Beine des HSV-Torhüters Pollersbeck, es war sein zweites Tor des Abends und das 2:0 für Köln - der Endstand. Kann man schwer lernen, sagen zu solchen Bewegungen schon Jugendtrainer. Muss man fühlen.

Der 1. FC Köln hofft nun tatsächlich wieder auf den Klassenverbleib. Es steht nach dem dritten Sieg in Serie immerhin schon mal fest, dass der FC mit zwölf Punkten zwar weiterhin Tabellenletzter ist, die Saison aber besser beenden wird als Tasmania Berlin, der schlechteste Bundesligist der Geschichte. Zu verdanken hat Köln das der Genesung von Leistungsträger Jonas Hector, der durchaus mutigen Spielauffassung des Trainers Stefan Ruthenbeck (von der zuvor lethargische Spieler wie Milos Jojic profitieren), einer Menge Glück - und Terodde.

Der hat mit drei Toren in zwei Spielen nun vorerst bewiesen, ein auch für die höchste Spielklasse geeigneter Stürmer zu sein. Der FC war ja gelobt worden für den etwa drei Millionen Euro teuren Winter-Einkauf aus Stuttgart - vor allem, weil die Kölner damit scheinbar den Sommertransfer für den Wiederaufstieg vorgezogen haben. Terodde verhalf in der vergangenen Saison dem VfB Stuttgart mit 25 Zweitliga-Toren zum Bundesliga-Aufstieg, davor traf er für Bochum, ebenfalls in der zweiten Liga, 25 Mal. In der ersten Liga hatte er in der Hinrunde aber nur zwei Tore erzielt, die ersten Erstligatreffer seiner Karriere. Und nun?

Terodde, 29, ist ein Typ Stürmer, der sein von Kampf geprägtes Spiel eher wie Handwerk aussehen lässt. Aber in jedem Torjäger steckt auch eine Künstlerseele, die gestreichelt werden will. Er spielte bereits zwei Jahre seiner Karriere in Köln, debütierte 2010 in der Bundesliga, mag Stadt und Klub, erhielt vom Boulevard den Spitznamen "T-Rod". Am Samstag kursierte schon ein neuer Kosename: "Anthony Terodde", in Anlehnung an den im Sommer verkauften, in der Hinrunde so vermissten Stürmer Modeste.

"Ich bin mit Sicherheit kein anderer Spieler geworden", erklärte Terodde. Aber: Er habe sofort "richtiges Vertrauen" des Trainers gespürt. Es wird ihn also kaum stören, dass rund eine Million Kölner darauf vertrauen, dass er auch am Samstag gegen Augsburg trifft.

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Quelle:
SZ vom 22.01.2018
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