1. FC Köln vor dem Rheinderby in Düsseldorf:Auch in der Niederlage überzeugend

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"Wir wollen Ergebnisse": Kölns Trainer Gerhard Struber. (Foto: Marius Becker/dpa)

Die Rufe nach Aufruhr und Wandel sind beim Zweitligisten 1. FC Köln verklungen. Zur Beruhigung der Lage hat der neue Trainer Gerhard Struber beigetragen – nur mit der Standortfolklore fremdelt er noch.

Von Philipp Selldorf, Köln

Als Gerhard Struber Mitte Juni im Begriff war, den Vertrag als neuer Cheftrainer des 1. FC Köln zu unterzeichnen, verständigte er sich mit einem Klub in Unruhe und Unfrieden. Viele Kölner und viele FC-Mitglieder wünschten nach dem Abstieg in die zweite Liga keinen Wind, sondern einen Sturm der Veränderung im Geißbockheim herbei, damit dieser den selbstbewussten Sportchef Christian Keller und das Vorstandstrio um Präsident Werner Wolf am besten sofort davonwehen möge, möglichst in Richtung Düsseldorf oder wenigstens Leverkusen.

Eine alternative Vereinsführung hatte sich im Hintergrund bereits formiert, zumindest hielten sich die Betreffenden selbst für fähig, eine Alternative zu bilden. Doch der österreichische Neubürger Struber bekam keine Gelegenheit mehr, die Damen und Herren der Opposition rund um den ehemaligen Kölner Vertragsspieler Dieter Prestin kennenzulernen. Der selbsternannte FC Zukunft baute am Ende nicht mehr Schlagkraft und Einfluss auf als die Vereinigung der bibeltreuen Christen bei der jüngsten Bundestagswahl, nach einer umständlichen und wenig verheißungsvollen Selbstpräsentation in einem Kölner Hotel ließ das öffentliche Interesse an Prestins Gruppe rasch nach. Anschließend verwirklichte sie einen alten Menschheitstraum: Sie schaffte es, unsichtbar zu werden.

Gerhard Struber, 47, mag sich damals ein paar Gedanken gemacht haben, in welches gefährliche Nest er sich da begibt, aber wenn es so war, dann hat er diese Bedenken längst verworfen. „Ich erlebe überhaupt nichts von Unruhe, von Opposition oder von externen Faktoren - in keinster Weise“, sagte er am Donnerstag, und es stimmt ja auch: Die Rufe nach Aufruhr und Wandel sind komplett verklungen in Köln. Wenn nächste Woche die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln tagt, dann wird es nicht jener Sonderparteitag zwecks Abwahl der Autoritäten sein, der im Mai und Juni noch überall gefordert wurde. Sondern es ist die übliche jährliche Zusammenkunft mit der planmäßigen Tagesordnung. Sowohl der Klubvorstand als auch der Manager Keller haben es im Sommer geschafft, ihre Umfragewerte deutlich zu steigern.

Tabellenplatz acht löst keine Nervosität aus, weil das Team mit geradlinigem Spiel überzeugt

Wozu auch der neue Trainer etwas beigetragen hat. Strubers Mannschaft hat zwar gelegentlich ihre Not beim Toreschießen, wie sie am vorigen Samstag beim unglückseligen 1:2 gegen den 1. FC Magdeburg offenbarte. Doch sie hat ihren Stil und ihre energische Gangart gefunden und sich schnell an die zweite Liga angepasst. „Trend und Entwicklung sind positiv“, findet der Teammanager Thomas Kessler. Der Tabellenstand – Platz acht, mit sechs Punkten Rückstand auf die Aufstiegsränge – löst keine Nervosität aus, nachdem die Kölner Mannschaft zuletzt durch stringentes, geradliniges Spiel überzeugte. Auch in der Niederlage.

„Drei, vier Magdeburger“ seien später auf ihn zugekommen, um sich „dafür zu entschuldigen, dass sie gewonnen haben“, berichtete der Kölner Linksverteidiger Leart Pacarada nach dem verlorenen Heimspiel. Die schmeichelhaften Geständnisse des Gegners interessierten den zielstrebigen Coach allerdings wenig: „Für das, was wir leisten, ist die Ausbeute zu gering“, sagte Struber, „es ist Profisport, wir wollen Ergebnisse“.

Struber stammt aus Kuchl im Salzburger Land, wo auch seine jüngste Trainerstation beheimatet ist. Seine Mission als Red Bull-Coach endete allerdings in der Entlassung, als sich abzeichnete, dass RB den vermeintlich für immer beschlagnahmten Meistertitel einbüßen könnte. Mit ihm standen die Salzburger noch auf Platz eins, ohne ihn wurden sie Vizemeister hinter Graz. Von der Schmach der Kündigung profitiert nun womöglich der 1. FC Köln, denn Struber wird, wie alle sagen, von besonderem Ehrgeiz und – vielleicht auch deshalb – von merklichem Durchsetzungsvermögen angetrieben. Kompromisse und Gefälligkeiten sind keine Merkmale seiner Trainerarbeit. Er baut auf das junge Sturmduo mit Tim Lemperle und Damion Downs, obwohl die beiden zu viele Chancen auslassen. Die bundesligaerfahrenen Offensivspieler Stefan Tigges, Sargis Adamyan und Luca Waldschmidt haben es hingegen schwer, ins Team zu kommen.

Als Person ist Struber hingegen noch nicht hervorgetreten. Sein Landsmann Peter Stöger hatte einst schon in den ersten Tagen als FC-Trainer intensiv am geselligen und gesellschaftlichen Leben der Stadt teilgenommen, Struber hält sich raus. Er sei „natürlich mittlerweile tief drinnen in der FC-Welt“, sagte er, „Emotion pur“ habe er im Klub erlebt. Doch es klingt im Moment noch so, als würde ihn lediglich die Professionalität lehren, zu sagen, was sich an diesem Ort gehört.

Auch dass die anstehende Partie bei Fortuna Düsseldorf am Samstagmittag von dem seit Jahrhunderten angespannten nachbarschaftlichen Verhältnis der beiden Städte geprägt wird, fasziniert ihn wenig, selbst wenn er von „Rivalität pur“ spricht. Brisant wird’s sicher werden, in der Kölner Rangfolge der Derbys steht diese Partie auf Platz zwei – hinter dem Duell mit Mönchengladbach, vor dem Spiel gegen Leverkusen. Für eine angemessene Einordnung verweist Struber aber lieber auf den gebürtigen Kölner Kessler. Und der Manager zieht Vorsicht vor, wenn er die Unterschiede benennt: „Was soll man als Kölner von Düsseldorf halten?“, sagt er und ist froh, dass ihm etwas einfällt: „Die einen rufen Alaaf, die anderen Helau.“ Er hätte auch sagen können: Die anderen sind Tabellenführer, wir wollen es werden. 

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