1. FC Köln:"Ein bisschen Beton unter den Füßen"

RB Leipzig - 1. FC Köln

Plötzlich mittendrin in der Herbstfinsternis des 1. FC Köln: der neue Sportchef Horst Heldt (links) und der neue Trainer Markus Gisdol.

(Foto: Jan Woitas/dpa)

1:4 in Leipzig: Das Debüt des neuen Kölner Führungsduos Gisdol/Heldt misslingt.

In dem Film "Die Doppelgänger" von 1936 werden Stan Laurel und Oliver Hardy von zwei üblen Typen an den Füßen in zwei halbkugelförmige Fundamente einzementiert und dann an den Rand des Hafenbeckens bugsiert. Dort schwanken sie hin und her, bis sie sich auf der Suche nach Halt in die Arme fallen und ins Wasser stürzen. Es war also ein durchaus passendes Bild, das Horst Heldt wählte, als er über die 1:4 (1:3)-Niederlage des 1. FC Köln bei RB Leipzig sprach: Der eine oder andere Spieler habe "ein bisschen Beton unter den Füßen" gehabt, sagte der seit einer Woche amtierende Sportdirektor. Das vom ebenso neuen Trainer Markus Gisdol umformierte Kölner Team bewegte sich im Duell mit den schnellen Leipzigern über den Platz, als würden Gewichte die Beine beschweren.

Noch in den Anfängen der Partie geriet der FC aus der Balance, nach einer halben Stunde war er gestürzt, da stand es bereits 3:0 für die Hausherren, und es war abzusehen, dass die Kölner nicht mehr aufstehen würden. Der weitere Verlauf der Partie ergab dann immerhin ein halbwegs gnädiges Bild: Nach Kölns 1:3 durch Abwehrspieler Rafael Czichos (37.) hatten die Leipziger zwar noch eine Menge guter Chancen, verfehlten aber entweder das Ziel oder scheiterten an Timo Horn. Plötzlich hatte Anthony Modeste sogar die Chance zum 2:3, ehe Emil Forsberg per Freistoß den unstrittig angemessenen Schlusspunkt setzte.

Für das neue Kölner Führungsduo bedeutete die Einstandstour nach Leipzig eine Enttäuschung, allerdings eine Enttäuschung, die man eingeplant hatte. "Das war nicht unsere Kragenweite heute, aber wir werden nicht haufenweise solche Mannschaften gegen uns haben", sagte Horst Heldt. Beide Teams fügten sich in der Tat in die Erwartungen: Die Leipziger setzten fort, wo sie zuletzt aufgehört hatten: mit rasend beschleunigtem, aggressivem Angriffsfußball. Die Kölner taten es ihnen mit dem fehlerlastigen und gehemmten Fußball eines Abstiegskandidaten gleich. Coach Gisdol hatte den Routinier Marco Höger als Absicherung vor der Abwehr platziert und Modeste ins Sturmzentrum beordert, was den Versuch einer doppelten Wiederbelebung darstellte. Erstens sollte es wohl das aus gemeinsamen Hoffenheimer Zeiten beschwerte Verhältnis Gisdol/Modeste entkrampfen, zweitens sollte es dem verunsicherten Torjäger, der zuletzt nur Reservist war, zu neuem Vertrauen verhelfen. Die Versuchsanordnung mit Modeste schlug fehl, fiel aber in Anbetracht des nur am Rande stattfindenden Kölner Offensivspiels und der ungenügenden Teamleistung nicht ins Gewicht.

FC-Kapitän Jonas Hector, am Dienstag noch einer der Gewinner beim Länderspiel gegen Nordirland, bereitete nach 13 Minuten unfreiwillig das 0:1 vor, als er im Zweikampf den Ball an Nkunku verlor, der anschließend den Torschützen Timo Werner bediente. "Wir haben dumme Fehler gemacht", klagte sich Hector selbst an. "Wir hatten, wenn man die 90 Minuten betrachtet, keine Aktien, hier was mitzunehmen."

Trainer und Sportchef ahnen: Kölns Abstiegskampf wird noch schwieriger als schwierig

Dass sie einen schweren Job übernommen haben, dürfte Gisdol und Heldt schon vor der Partie bekannt gewesen sein. Nun wissen sie, dass es womöglich noch etwas schwieriger wird. Man habe gegen ein Team gespielt, das von allen Bundesligisten "vielleicht die beste Form hat", hob Gisdol im Bemühen um Nachsicht im skeptischen Kölner Publikum hervor. "In Ruhe zu arbeiten und Ruhe zu bewahren", das sei jetzt das Wichtigste. Heldt bereitete die Anhängerschaft auf einen zähen Kampf um den Klassenerhalt vor: "Es sollte jedem klar sein, dass das eine Periode ist, die länger dauert", sagte er. Am nächsten Wochenende kommt immerhin ein Gegner nach Köln, der womöglich eher die Kragenweite des FC-Teams hat. Leichter wird das Spiel gegen den Abstiegskonkurrenten FC Augsburg aber nicht unbedingt.

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