Köln gegen Gladbach:Ein Derby, dem die Emotionen fehlen

Köln gegen Gladbach: Kölns Linton Maina (Mitte) schießt auf das Tor von Gladbachs Torhüter Jonas Omlin. Ko Itakura stört ihn dabei.

Kölns Linton Maina (Mitte) schießt auf das Tor von Gladbachs Torhüter Jonas Omlin. Ko Itakura stört ihn dabei.

(Foto: Marius Becker/dpa)

Mal wieder ist Köln die bessere Mannschaft mit den besseren Chancen - und mal wieder bringt das nicht den verdienten Erfolg: Im Derby gegen Gladbach muss sich der FC mit einem 0:0 begnügen.

Von Philipp Selldorf, Köln

36 Flanken aus dem Spiel zählten die Statistiker, der 1. FC Köln hatte sich im Derby gegen Borussia Mönchengladbach wieder selbst übertroffen als mutmaßlicher deutscher Flankenmeister. In der entsprechenden Spezialtabelle liegt Union Berlin um Dutzende Zähler zurück. Elf Kölner Eckstöße rundeten das Bild des Gegensatzes zwischen forscher Heimelf und an die Wand gedrängtem Auswärtsteam ab, die Borussen flankten selten (acht Mal) und traten noch seltener zum Eckball an (einmal).

Doch als Schiedsrichter Felix Zwayer zum Schlusspfiff blies, führte die Anzeigetafel hier eine Null und dort eine Null an. Die um Leidenschaft bemühten Kölner nahmen es mit Enttäuschung hin, die Gladbacher mit einem Hauch von Gleichgültigkeit. Das Derby hatte beim VfL Borussia nicht viele Emotionen bewegen können.

Dass sich die Borussen acht Spieltage vor Schluss in einem tabellarischen Zwischenreich bewegen, in dem sie nicht viel zu hoffen und nicht viel zu befürchten haben, das offenbarten sie von der ersten bis zur letzten Minute. Sie taten, was ihre Dienstpflicht ihnen vorschreibt, glichen dabei aber Arbeitnehmern, die pünktlich die Arbeit aufnehmen und ebenso pünktlich niederlegen. Die Bereitschaft zum besonderen Einsatz ließen Spieler wie Marcus Thuram, Lars Stindl oder Ramsi Bensebaini eher nicht erkennen. Dennoch befand Trainer Daniel Farke in aufgeräumter Stimmung, ein Auswärtspunkt sei "immer gut", alles in allem habe sein Team durch eine Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte "ein verdientes Unentschieden" erwirtschaftet.

Farkes Urteil über die Spielqualität ("kein Filetstück von Fußballspiel") dürfte unstrittig sein, die weitere Wertung bleibt mindestens diskutabel. Die Borussen überließen dem 1. FC Köln nicht nur die Initiative, sondern auch den Raum zum Spiel. Ein Gastgeschenk gab es auch noch, als Ko Itakura kaum anderthalb Minuten nach dem Anpfiff den Ball an Linton Maina verlor, durch einen "horrenden Fehlpass", wie Farke sagte.

Es gibt keinen Anthony Modeste mehr, der aus einer halben Chance ein ganzes Tor macht

Doch schon in dieser Szene wurde deutlich, wo die Kölner Probleme liegen, und warum der FC trotz stets respektabler Spielweise noch nicht frei ist von Abstiegssorgen: Maina trieb den Ball voran, brachte ihn aber im entscheidenden Moment nicht zu seinem Nebenmann Davie Selke. Als dieser dann trotzdem noch zum Schuss kam, wurde daraus eine bessere Rückgabe an Gladbachs guten Torwart Jonas Omlin.

Auch die erwähnte Serie von Flanken ließ das Kölner Angriffsspiel nicht ernsthaft brisant erscheinen. Es gibt keinen Anthony Modeste mehr, der aus einer halben Chance ein ganzes Tor macht. An mangelnder Strafraumbesetzung liegt es nicht, sondern an der Fähigkeit der Stürmer, im Strafraum Platz zu schaffen. So beorderten Itakura und Niko Elvedi einen Ball nach dem anderen aus dem Zentrum, in Gefahr geriet Omlins Tor lediglich durch Schüsse aus der zweiten Reihe. Steffen Baumgart wertete das Remis aufgrund der Haltungsnoten seiner Spieler dennoch als Teilerfolg: "Wir müssen mit dem 0:0 leben, aber ich finde das Ergebnis nicht negativ."

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