1. FC Kaiserslautern:Mit Maloche auf ein höheres Niveau

1. FC Kaiserslautern: Dirk Schuster hat mit dem FCK den Aufstieg geschafft - jetzt gilt es, noch besser zu werden.

Dirk Schuster hat mit dem FCK den Aufstieg geschafft - jetzt gilt es, noch besser zu werden.

(Foto: Jan Woitas/dpa)

Die Feierlichkeiten zum Zweitliga-Aufstieg Lauterns beglücken eine ganze Region. Doch es wird auch klar, dass Trainer Schuster und sein Team noch viel Arbeit vor sich haben.

Von Christoph Ruf

Die Macher des Fußballmagazins 11 Freunde dürften dieser Tage wieder jede Menge Spaß mit dem 1. FC Kaiserslautern gehabt haben. Denn natürlich haben die Spieler und Trainer Dirk Schuster nach dem 2:0-Sieg im zweiten Relegationsspiel bei Dynamo Dresden wieder fleißig betont, wie wichtig das alles "für die ganze Region" sei, die mit dem FCK "mitgefiebert" habe.

Genau diese Wendung hatte die ursprünglich aus einem Bielefelder Fanzine hervorgegangene Redaktion immer benutzt, wenn sie karikieren wollte, wie die Pfälzer über Jahrzehnte dem finanziellen Exitus entgehen konnten, weil sie so lange auf ihre Bedeutung hingewiesen hatten, dass Stadt, Land und Gönner mal wieder die Kuh vom Eis holten. Es ging ja um die "Region".

Andererseits ist es ja einfach schwer von der Hand zu weisen, dass der hoch über der Stadt thronende Betzenberg eine Strahlkraft hat, von der die meisten Bundesligisten (und vielleicht sogar Arminia Bielefeld) nur träumen können. Schließlich gab es auch in den vergangenen Jahren kein Auswärtsspiel, bei dem nicht Tausende FCK-Anhänger mitgefahren wären, im Saisonfinish kamen 48 000 gegen Saarbrücken und die U 23 von Borussia Dortmund.

Und am Rande der Aufstiegsfeierlichkeiten der vergangenen Tage, bei denen das Team die Ankündigung von Verteidiger Kevin Kraus, man werde "bis zum Verlust der Muttersprache" feiern, diszipliniert umgesetzt haben soll, waren rot geschmückte Autos mit allen 32 rheinland-pfälzischen Kfz-Kennzeichen zu sehen. Auch Grenzgebiete aus Hessen, Baden-Württemberg und dem Saarland gab es zu bestaunen. "Der Verein gehört nicht in die dritte Liga und auch nicht in die zweite. Wir sind wenigstens den ersten Schritt gegangen", hat Mike Wunderlich gerade gesagt. So falsch ist das nicht, sieht man mal davon ab, dass Startplätze auch in der ersten Liga nicht nach Reichweite vergeben werden.

Dass die Wucht, die dieser Verein auch nach vier Jahren der Drittklassigkeit entfaltet, sich sportlich widerspiegelt, muss hingegen bezweifelt werden. In der zurückliegenden Spielzeit gefiel der FCK durch engagierte, meist defensiv disziplinierte Auftritte und war in einer Liga, in der auch struktur- und finanzschwache Vereine mittun, fraglos ein Spitzenteam.

Allerdings eines, das spielerisch nicht mit dem ziemlich beeindruckenden Mitaufsteiger aus Magdeburg mithalten konnte. Und auch die Relegationsspiele hätten durchaus anders laufen können. Denn so schwach Dynamo auch agierte, so offensichtlich war, dass der Aufsteiger aus der Pfalz in der Summe mindestens ähnlich limitiert ist. Vor allem im Angriffsspiel, das auf den klassischen Mittelstürmer Terrence Boyd zugeschnitten ist, fehlt es an Variationsmöglichkeiten.

Allerdings wird es angesichts der nach wie vor angespannten finanziellen Lage nicht leicht sein, den Kader in der Breite auf ein höheres Niveau zu hieven. Zumal es Forderungen aus der Fanszene gibt, den Einstieg einer US-chinesischen Investorengruppe, der Pacific Media Group, die knapp zehn Prozent an der 1. FC Kaiserslautern GmbH & Co. KGaA übernommen hat, mittels der nun höheren TV-Erlöse rückgängig zu machen. 33 Prozent der Anteile gehören bereits der Saar-Pfalz-Invest GmbH, einer regionalen Investorengruppe, die auch zwei Sitze im Beirat besetzt.

Derweil hat sich der neue Trainer nicht nur sportlich für die Weiterverpflichtung übers Saisonende hinaus qualifiziert. Schuster war verpflichtet worden, nachdem Vorgänger Marco Antwerpen mit dem FCK noch vom direkten Aufstiegsrang gerutscht war. Am Dienstag versagte sich Schuster jedes Triumphgeheul. Statt sich selbst auf die Schulter zu klopfen, bedankte er sich beim Vorgänger und zeigte sich einfühlsam gegenüber den am Boden liegenden Dresdnern.

Schuster mag im Lauf seiner Karriere auch schon mit Fehlverhalten angeeckt sein, aber als glaubwürdiger, rhetorisch nicht ungeschickter Fußball-Malocher ist er für die Außendarstellung der in dieser Hinsicht leidgeprüften Pfälzer ein Glücksfall. Indem Sport-Geschäftsführer Thomas Hengen bei der Begründung für die Ablösung des hemdsärmeligen Antwerpen von einer "unpopulären Entscheidung", die ausschließlich er selbst zu verantworten habe, sprach, nahm er Druck von dessen Nachfolger und lenkte ihn auf sich selbst.

Das war ein cleverer Schachzug, der dank des Aufstiegs aufgegangen ist. Hengen wird nun in den kommenden Wochen zusammen mit dem jetzt schon alles andere als unpopulären Schuster ein Team zusammenstellen müssen, dessen erste Elf beim Zweitligastart auf fünf, sechs Positionen anders aussehen dürfte als am Dienstag in Dresden.

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