3:0 für Freiburg:Unterlassene Leistung

3:0 für Freiburg: Wacker gekämpft: Freiburg und sein Mittelfeldspieler Janik Haberer (l.) setzen sich, anders als hier zu vermuten ist, gegen die Leipziger um Ibrahima Konaté durch.

Wacker gekämpft: Freiburg und sein Mittelfeldspieler Janik Haberer (l.) setzen sich, anders als hier zu vermuten ist, gegen die Leipziger um Ibrahima Konaté durch.

(Foto: Thomas Kienzle/AFP)

RB Leipzig ergibt sich nahezu widerstandslos dem SC Freiburg, der beim 3:0-Sieg viel mehr läuft - und erfolgreich daran arbeitet, den Klassenverbleib in dieser Saison nicht allzu abgehetzt zu sichern.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Der entscheidende Satz kam von einem Verlierer: "Freiburg hat es gut gemacht", lobte Leipzigs Marcel Sabitzer nach der 0:3-Niederlage seiner Mannschaft. "Wir haben es nicht geschafft, Fußball zu spielen." Besser konnte man das, was die 23 800 Zuschauer im Freiburger Winterregen zu sehen bekamen, nicht zusammenfassen. Schließlich gab es auf der einen Seite eine Mannschaft zu bestaunen, die abgesehen von einer passablen Anfangsphase bis zum Schlusspfiff nicht in die Partie kam und den quietschfidelen Freiburgern ohne zwingende Gegenwehr das Feld überließ. "Der Schlüssel zum Spiel war heute vielleicht, dass wir die Zweikämpfe gewonnen haben", mutmaßte Freiburgs Kapitän Mike Frantz, der nach einer schönen Flanke von Lukas Kübler den 3:0-Endstand geköpft hatte (52.). Zuvor hatten der starke Nils Petersen (12.) und Luca Waldschmidt mit einem Foulelfmeter (45.), den SC in Front gebracht.

Nun ist ein 0:2 an und für sich keine brillante Ausgangslage, um eine Partie noch zu drehen, aussichtslos ist sie allerdings nur dann, wenn man es nicht wenigstens versucht. Die Unterlassungssünde, genau das nicht getan zu haben, mussten sich die Leipziger dann auch ankreiden lassen. Denn auch im zweiten Durchgang blieben sie merkwürdig harmlos, kamen schwer in die Zweikämpfe und erspielten sich kaum einmal Torchancen. Die besten vergaben noch Dayot Upamecano per Kopf (66.) und Timo Werner mit einem Schuss aus spitzem Winkel (88.). Und schon stand es auch am Ende 0:3 aus Sicht eines Teams, das zuvor in zehn Spielen nur die drei Treffer kassiert hatte, die es allein am Samstag hinnehmen musste. "Wir haben heute relativ wenige direkte Duelle gewonnen", sagte RB-Trainer Ralf Rangnick, der dabei ruhig formulierte, aber erkennbar sauer war. "Das lag aber auch am Gegner." Das konnte man bei über 118 Kilometern Freiburger Gesamtlaufleistung durchaus so sehen.

Bliebe die Frage, wie das an sich schon recht merkwürdige Ergebnis dereinst in die Geschichte dieser Saison einzuordnen sein wird. Auffällig ist es ja durchaus, dass Leipzig in seinen bisherigen Auswärtsspielen nur acht Zähler zustande gebracht hat, Zu Hause sind es 17. Wie es auch auffallend ist, dass der Sportclub, der sich in der letzten Saison noch mehr schlecht als recht über die Ziellinie geschleppt hat, in dieser Spielzeit ein ganz anderes Bild abgibt. Die Zahl der Spiele, in der der SC einen oder drei Zähler mehr verdient gehabt hätte, ist beträchtlich, die der glücklich gewonnenen Partien überschaubar. Es gibt also durchaus Grund zur Annahme, dass die Badener im kommenden Sommer etwas weniger abgehetzt den Klassenerhalt feiern können. Trainer Christian Streich, vom Naturell her durchaus ein Skeptiker, gab dann nach dem Spiel auch zu, dass es "ein extremer Unterschied" sei, "ob man jetzt 14 oder 17 Punkte hat." Was so banal klingt, ist es natürlich auch, heißt aber im Subtext genau das, was er dann sicherheitshalber noch mal nachschob: "Das beruhigt nicht, hilft aber extrem."

Zumal dann, wenn man Spieler in der Mannschaft hat, die auch nicht eine Sekunde lang so tun, als würden sie sich einmal einfach nur über einen gelungenen Nachmittag freuen. Kapitän Frantz schüttelte jedenfalls sehr energisch den Kopf, als er auf möglicherweise positive Prognosen fürs kommende Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf angesprochen wurde. Optimistisch? Ein entsetzter Blick: "Wenn wir nur ein paar Prozent weniger investieren, verlieren wir da." Es war ein Satz, den man öfter hört in Freiburg. Aber vielleicht verrät er ja tatsächlich eine Einstellung, die das eigentliche Erfolgsgeheimnis dieser Mannschaft ausmacht.

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