2:0 für Eintracht:Formal nicht ganz korrekt

SC Freiburg - Eintracht Frankfurt

Will an den unerwarteten Europacup-Erfolg gegen Olympique Marseille anschließen: Eintracht-Coach Adi Hütter.

(Foto: Patrick Seeger/dpa)

Während der Freiburger Trainer Christian Streich wegen eines Bandscheibenvorfalls ausfällt, zelebriert Frankfurts Adi Hütter seinen ersten Pflichtspielsieg als Bundesliga-Coach - bevor er sich selbst widerspricht.

Von Tobias Schächter, Freiburg

Erst einmal musste Adi Hütter seine Gefühle erklären nach dem 2:0 (1:0)-Auswärtssieg beim SC Freiburg. "Wie sie sich vorstellen können, ist es eine Genugtuung, als Österreicher das erste Bundesligaspiel zu gewinnen", sagte der Trainer von Eintracht Frankfurt also. "Besonders nachdem nach den letzten beiden Spielen nichts mehr von uns erwartet wurde." So kurz, so klar. Noch bevor die Liga begann, sah sich die Eintracht ja nach einem bitteren 0:5 im Supercup gegen den FC Bayern München im eigenen Stadion und dem peinlichen Pokal-Aus als Titelverteidiger beim Regionalligisten SSV Ulm (0:2) "berechtigter Kritik" (Hütter) ausgesetzt. Nun fasste Hütter erleichtert zusammen: "Das ist natürlich Balsam auf die Wunden, die drei Punkte tun uns allen gut." Einen "Arbeitssieg" nannte der Österreicher den Erfolg gegen überlegene, aber im Abschluss schwache Freiburger.

Dieser Samstag war ja der Tag der Trainerpremieren in Freiburg. Weil Freiburgs Coach Christian Streich nach einem "kleinen Bandscheibenvorfall" nicht an der Seitenlinie stehen konnte, kam dessen langjähriger Assistent Lars Voßler, 42, zu seinem Debüt. Er fühle sich nach der Niederlage nicht so gut, sagte Voßler und analysierte: "Wir haben gegen den Ball zu viele leichte Fehler gemacht." Mit spielentscheidend war letztlich eine kuriose Szene in der 82. Minute, die dem 2:0 von Sebastien Haller vorausging.

Weil ein Frankfurter Spieler angeschlagen auf dem Boden lag, wollte Eintracht-Torwart Frederik Rönnow den Ball ins Aus schießen - schaffte das aber nicht, also tat dies Freiburgs Pascal Stenzel, der die Kugel in Höhe der Mittellinie über die Seitenauslinie spielte. Den folgenden Einwurf warf Frankfurts Jetro Willems dann nicht nach hinten zu seinem Torwart, wie es offenbar der Schiedsrichter Manuel Gräfe empfohlen hatte, sondern nach vorne, wo die überraschten Freiburger eine schnelle Kombination, die zu Hallers Tor führte, nicht verteidigen konnten.

Hütter widerspricht sich selbst

Die Freiburger Zuschauer und Offizielle empfanden das Vorgehen der Eintracht als Verstoß gegen das Fairplay-Gebot. Streich-Vertreter Voßler sagte: "Formal korrekt wäre gewesen, Willems wirft zu uns und wir spielen zum Torwart zurück. Aber ich will da keinen großen Vorwurf machen, wir können es trotzdem besser verteidigen." Kollege Hütter von der Eintracht sah hingegen "keine Unsportlichkeit" und widersprach sich dann anschließend selbst: "Ich glaube nicht, dass die Szene entscheidend war, aber sie war der Schlüssel zum Sieg."

Die Eintracht und ihr Trainer gewinnen durch diesen Sieg Zeit, um sich nach dem Umbruch zu finden. In Freiburg musste die neuformierte Elf auf die verletzten Leistungsträger David Abraham, Makoto Hasebe und Ante Rebic verzichten. Zudem verzichtete Hütter vom Start weg auf Filip Kostic, der unter der Woche vom Hamburger SV gekommen war. Um die Gegentorflut der letzten Spiele einzudämmen, stellte Hütter in der Defensive von einer Dreier- auf eine Viererkette ein. Dort spielten die beiden Innenverteidiger Carlos Salcedo und der junge Zugang Evan Obite N'Dicka gut. Vor allem den vor zwei Tagen erst 19 Jahre jung gewordenen N'Dicka lobte Hütter.

Ein Sonderlob gab es auch für den Torschützen zum 1:0: Nicolai Müller, gekommen vom Hamburger SV, hatte nach einem Jahr Auszeit mit einem Kreuzbandriss Pause endlich wieder ein Bundesligaspiel begonnen - und gleich getroffen. Müller sagte erleichtert: "Nach einem Jahr so wiederzukommen, ist natürlich wunderschön." Und doch warnte er: "Mehr als drei Punkte gibt es heute auch nicht." Aber immerhin die haben sie jetzt schon mal geholt.

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