2. Bundesliga:So schlimm muss ein Abstieg nicht sein

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Fans des Hamburger SV. (Foto: Fabian Bimmer/Reuters)

Der 1. FC Köln und der Hamburger SV werden auch in der morgen beginnenden zweiten Liga vor großem Publikum spielen. Das zeigt: Die Fans im Stadion sehen ihren Klubs auch ein bisschen weniger Erfolg nach.

Kommentar von Sebastian Fischer

Wenn man die Bilder nebeneinander legt, könnte man sich beinahe fragen, ob ein paar Tränen überflüssig geflossen sind. Spieler und Fans des 1. FC Köln haben geweint, als im April nach einem 2:2 gegen Schalke 04 der Abstieg kaum noch abzuwenden war. Keine vier Monate später haben Spieler und Fans des 1. FC Köln sich selbst gefeiert. 50 000 Anhänger sollen laut Express auf den Wiesen vor dem Stadion in Müngersdorf die Saisoneröffnung begangen haben. Geschäftsführer Alexander Wehrle sagte: "Wir haben 25 000 Dauerkarten verkauft und hatten nur 100 Kündigungen!" Nur 100 Menschen, die keine Lust auf die zweite Liga haben - dann kann sie ja nicht so schlimm sein, oder?

Es ist natürlich auch ein großer Teil der Wahrheit, dass die Kölner schon zum Abstieg gesungen haben und dass sie das Liedersingen wahrscheinlich in jeder Liga zum Anlass nehmen würden, sich zu Tausenden auf Wiesen zu treffen. Und es ist ein weiterer, nicht unerheblicher Teil der Wahrheit, dass viele der Folklore überdrüssigen Kölner Fans der Klubführung aus diversen lokal- und vereinspolitischen Gründen inzwischen kritisch gegenüberstehen. Doch wahrscheinlich ist die entscheidende Wahrheit die, dass das Stadion in der kommenden Saison an 17 Spieltagen gut gefüllt sein wird. Und wenn man mal nach Hamburg schaut, dann gibt es auch dort entsprechend beruhigende Zahlen: Statt 26 000 wurden 24 500 Dauerkarten verkauft. Das reichte für die Überschrift: "Fans bleiben treu."

Lernen von Sandhausen

Nun sind auch in der Vergangenheit immer mal wieder Absteiger auf einer Welle der guten Laune durch die zweite Liga geritten - in freudiger Erwartung des sofortigen Wiederaufstiegs. Der wird jetzt auch in Hamburg und Köln erhofft. Doch vielleicht weist der Zuschauerzuspruch ja auch leise auf einen Trend hin, der eine Mahnung sein kann, da gerade wieder Wachstum und Investorenfreundlichkeit gefordert werden: Die Fans im Stadion, die stets die relevantesten für die Klubs bleiben sollten, sehen auch ein bisschen weniger Erfolg nach.

Wer sich fragt, wie es charmant funktioniert, sich abseits der größten Fußballbühne zu präsentieren, der findet die Antwort auch in Liga zwei: in Sandhausen. Dort haben sie sich jahrelang geärgert, als Synonym für Provinz zu gelten. Nun haben sie die Selbstironie zum Markenkern gemacht. Der Verein ließ am Hamburger Hauptbahnhof acht Plakate aufhängen. Sie zeigen den Anfahrtsweg zum Stadion Sandhausen. Dort ist der HSV am zweiten Spieltag zu Gast, für das erste Zweitliga-Auswärtsspiel seiner Historie.

© SZ vom 03.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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