Die Behauptung, Bürger dieses Landes würden die ökologische Transformation fürchten, erweist sich schnell als Luftblase, wenn es um Bauherren geht. Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Energieeffizienz standen als Megatrend ganz oben auf der Liste der Entwicklungen bei Neubau und Sanierung im vergangenen Jahr. Die massiv gestiegenen Energiekosten dürften die Bemühungen über die strengeren Vorschriften hinausgehend in der Baubranche zusätzlich befeuert haben. Das betrifft sowohl die Dach- und Fassadendämmung, wie auch die regenerative Energiequellen fokussierende Energieerzeugung. Fotovoltaik und Solarthermie bekommen dabei zunehmend Konkurrenz seitens der Wärmepumpe. Diesen Trend bremsten allerdings zu niedrige Produktionszahlen aus. Lange Lieferzeiten sind die Folge.
Die Nutzung hochwertiger Materialien bei der Dämmung steht im Kontext mit einem zweiten Trend. Die Augsburger Plattform Dach.de sieht hier eine ausgeprägte Entwicklung: „Die Verwendung umweltverträglicher Materialien und ein verantwortungsvoller Umgang mit Rohstoffen ist immer mehr Deutschen beim Hausbau ein Anliegen.“ Die Baubiologie spielt dabei ebenso eine Rolle, zumal wohngesundes Bauen mit dem großen Themenkomplex des verantwortungsbewussten Bauens eng verknüpft ist.
Was die Bauformen betrifft, sind ebenfalls Trends feststellbar. Einer davon steht in Verbindung mit dem oben ausgeführten Umweltaspekt: Die Holzbauweise ist einer der Schlüssel zur ökologischen Wende im Bausektor. Zudem führt sie einige Vorteile mit sich. Allen voran dank der Holzmodulbauweise, des seriellen Holzbaus sowie der Holztafel-Fertigbauweise. Alle diese Verfahren sind schnell und effizient, damit relativ kostengünstig realisierbar, zumal wenn heimische Hölzer Verwendung finden. Die Knappheit des Baumaterials auf dem Markt hat allerdings die Endlichkeit der Ressource vor Augen geführt.
Des Weiteren ist bei den Bauformen das Satteldach nach wie vor führend, doch nun modernisiert: Der Neigungswinkel verringert sich zugunsten eines höheren Kniestocks. In diesem Kontext steht auch die Zunahme der flach geneigten Pultdächer, die mit entsprechender Ziegeleindeckung mediterranes Flair suggerieren.
Vom Haustyp her geht der Trend deutlich zu Doppelhaushälften hin. Das dürfte an den gestiegenen Kosten vor allem für Baugrund sowie an den erschwerten Finanzierungsbedingungen aufgrund der hohen Inflationsrate liegen. Da kamen die Häuser mit Bauteilen aus dem 3D-Drucker im rechten Moment auf den Markt. Auch die liegen im Trend, zumal kürzere Bauzeiten winken und sich mit dem Produktionsverfahren individuelle Wünsche besser und günstiger umsetzen lassen.
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie bereichert eine neue Funktion das Einfamilienhaus: das Homeoffice. Die Vorteile der Arbeit von zu Hause aus fürs Privat- bzw. Familienleben sind unbestreitbar. Zudem entfallen für Pendler langwierige Anfahrten zum Arbeitsort, was dem Geldbeutel, der Zeitbilanz, der Umwelt sowie den Nerven nur Gutes bringt. Der Arbeitszimmerboom hält daher unvermindert an und scheint sich dauerhaft zu etablieren.
Wie schon erwähnt, sind auch beim Baumaterial Trends zu beobachten. Eine interessante Entwicklung vollzieht sich auf den Dächern, die im Zusammenhang mit der technischen Entwicklung einhergeht. Aufgeständerte Solarpanels machen zunehmend dezenten Fotovoltaik-Elementen Platz, die in die Dachdeckung integriert werden können. Geradezu unsichtbar werden sie, wenn für die Dachdeckung flaches Schiefergestein verwendet wird. Es gibt Systeme im Handel, die nahtlose Lösungen ermöglichen. Sie sind zudem in der Ästhetik zeitgemäßer Architektur definitiv ein Gewinn. Die profitiert genauso von einem weiteren Trend: weg vom Schwarz-weiß-Design zu einer feinst abgestimmten Farbpalette hin. Die zeitgemäße Ausstattung (Elektro- und Sanitärelemente etcetera) gibt es mittlerweile in einer Vielzahl von Farben, die mit Fassaden- und Wandfarben homogen austariert werden können. Das gilt genauso für Fenster und Sonnenschutz. REINHARD PALMER
Erschienen im Tagesspiegel am 11.02.2024