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Alpines Museum: Münchens neues Schmuckstück
Alpines Museum: Münchens neues Schmuckstück

AUF ZWEI SEITEN VON ISARWASSER UMFLOSSEN: DAS ALPINE MUSEUM NACH DEM RUND 10,5 MILLIONEN EURO TEUREN UMBAU VON FEIL ARCHITEKTEN, REGENSBURG. FOTOS: FRANZISKAHORN

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Alpines Museum: Münchens neues Schmuckstück

Nach drei Jahren Umbau öffnet das modernisierte Alpine Museum auf der Praterinsel wieder seine Türen mit einer neuen Dauerausstellung, verbunden mit der Frage: Warum gehen Menschen in die Berge?

Im Frühjahr 2024 ist es nun so weit: 2021 begonnen und planmäßig beendet, flogen im März sozusagen die Korken an die frisch geweißelten Decken des Alpinen Museums auf Münchens Praterinsel – der Deutsche Alpenverein (DAV) feierte das gelungene Makeover seines großen Bauprojekts in Bestlage.

Ein öffentliches Bautagebuch hatte den mehrjährigen Prozess begleitet und das interessierte Publikum über die Bauabschnitte informiert. Der historische Bau von 1877 behielt dabei seine Fassade, nur der Eingangsbereich wurde vergrößert und so begrüßen heute drei schlanke Glastüren als Portal die Besucher und öffnen das Haus zudem symbolisch zum Stadtzentrum. „Es war ein Hauptanliegen der Stadt München, den Bau besser sichtbar zu machen in Richtung Stadt“, sagt Museumsdirektorin Friederike Kaiser bei einer Führung durch die barrierfreien, nach Fichtenholz duftenden Räumlichkeiten.

„Der Bau wurde auf seinen ursprünglichen Grundriss zurück gebaut, so soll auch die Großzügigkeit des Ursprungsbaus erlebbar werden.“ Seit dem Jahr 2000 setzt Friederike Kaiser als Museumsdirektorin und ebenso als Mitglied der DAV-Geschäftsführung immer neue kulturelle Akzente. Hinter den Glastüren öffnet sich ein weites Foyer mit einem Übergang ins neu gestaltete Café mit seiner zentralen Theke. Ein neues Element für das Museum, das eigentlich ein altes ist: In seinen Anfängen residierte hier das historische Café & Restaurant Isarlust mit zeittypischer Kuppel und aller Üppigkeit der Belle Époque. Der Name wurde übernommen. Da trifft es sich gut, dass die Direktorin, studierte Kunsthistorikerin, selbst schon einmal einen Wirtekurs für DAV-Hütten belegte und daher mit Gastro-Expertise punktet, denn der DAV betreibt das Café nun selbst. „Aber Kaffee koch ich keinen“, lächelt sie verschmitzt.

Ein Rückblick: 1911 eröffnete der DAV hier nach baulichen Adaptionen das Alpine Museum mit regelmäßigen Ausstellungen zu Bergsteigern, zu Volkskunde, Flora und Fauna der Berge. Im Zweiten Weltkrieg zerstört und später als Hauptsitz genutzt, widmete man den Bau ab 1996 wieder den Zwecken eines Museums. Nun also eine neue Phase. Nur ein paar Schritte sind es vom Foyer zur hellen, modernen Bibliothek mit den deckenhohen Regalen – der DAV besitzt die größte Alpinbibliothek der Welt mit insgesamt 17.000 Medien, teils ausgelagert ins Magazin im Keller. Ebenfalls im Erdgeschoss liegt die neue Dauerausstellung, verbunden mit der Frage: Warum gehen Menschen in die Berge? Die Schau soll für Respekt werben, untereinander und vor der Natur. Letzeres wird immer wichtiger: Der DAV hat inzwischen 1,5 Millionen Mitglieder, Tendenz steigend.

Das Foyer dient zudem als Multifunktionsraum, die benachbarte Leselounge erinnert an eine Orangerie, auch von hier gibt es Sicht aufs Wasser, wie aus beinahe allen Fenstern.

Im Zweiten Stock befindet sich der Sonderausstellungsraum. Der frühere Vortragssaal wurde gestreckt, der neue Durchstich erlaubt auf beiden Seiten schöne Blicke aufs Wasser, östlich auf den Isarkanal, westlich auf die Isar. Die aus den 1940er-Jahren stammende historische Decke des Raumes mit der grünen Temperafarbe und den aufgemalten Blümchen blieb erhalten und ist ein echtes Glanzstück. Auch die zuvor aufgrund einer niedrigeren Decke abgehängten, bullaugenähnlichen Oculi (Rundfenster) setzen jetzt optische Akzente, ergänzt mit französischen Balkonen. Freilich kamen insgesamt vor allem alpine Hölzer zum Einsatz, für die Möbel Ahorn, für das Parkett Eiche.

Den Umbau verantwortete das Büro Feil Architekten aus Regensburg. Die geplante Summe von 10,5 Millionen Euro für Umbau und Renovierung wurde eingehalten, von der deutschen Bundesregierung kamen 4,9 Millionen, die Stadt München beteiligte sich mit einer Million, der Freistaat Bayern mit 0,8 Millionen Euro, den Rest übernahm der DAV selbst. Bis Anfang Juli werden die von Landschaftsarchitekt Stefan J. Hierl geplanten Terrassen und Gartenflächen fertig, im Frühjahr 2025 werden die naturnahen Bereiche fertig begrünt.

FRANZISKA HORN

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 06.04.2024

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