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Wie geht es weiter?

Der Abiturjahrgang 2024 hat beste Aussichten, sei es mit (dualem) Studium, einer Ausbildung oder mit sozialem Engagement. Foto: Adobe Stock

Bildung aktuell

Wie geht es weiter?

Studium, Ausbildung oder Soziales Jahr sind nur einige Möglichkeiten nach dem Abitur

Ab dem 25. April werden rund 35.000 junge Menschen in Bayern über ihren Abitur- und Fachabituraufgaben sitzen, um das große Ziel ihrer zwölf oder 13-jährigen Schulkarriere zu erreichen: das bayerische Abitur und Fachabitur.

Doch wie geht es danach weiter? Es gibt viele Möglichkeiten, alle haben ihre Vorteile. Der Klassiker ist zweifelsohne, umgehend ein Studium aufzunehmen. Ein anderer ist eine „Work & Travel“-Auszeit im Ausland, zum Beispiel mit Beerenpflücken in Australien oder als Holzarbeiter in Kanada. Viele Abiturientinnen und Abiturienten haben sich in den vergangenen Jahren sozial engagiert, etwa im Rahmen des Bundesfreiwilligendiensts (BFD) oder eines Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ), mit seinen Varianten FSJ-Kultur, etwa in Museen, oder als Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ).

Am beliebtesten ist laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung (Monitor Ausbildungschancen 2023) jedoch die Aufnahme einer Berufsausbildung: Knapp die Hälfte (49,1 Prozent) eines Abitur- oder Fachabiturjahrgangs hat sich dafür entschieden. Der Wunsch nach Praxiserfahrung - mit monatlichem Gehalt - spiegelt sich in der steigenden Nachfrage nach dualen Studiengängen wider. So waren vor 24 Monaten immerhin rund 122.000 Menschen für einen dualen Studiengang eingeschrieben, wie das Gütersloher Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) herausgefunden hat.

Everything goes

Die Entscheidung für einen bestimmten Studiengang scheint eine Lebensentscheidung zu sein. Tatsächlich sind bei fast jedem Abschluss die unterschiedlichsten Karrieren möglich: So findet etwa ein Human-Geograf einen spannenden Job in der Planung des Wassermanagements eines Bundeslandes, Juristinnen und Juristen sind in vielen Redaktionen großer Zeitungen tätig (umgekehrt hingegen nicht), Naturwissenschaftlerinnen jeglicher Couleur finden praktisch überall interessante und gut dotierte Stellen, von den Absolventinnen und Absolventen technischer Studiengänge ganz zu schweigen. Wer seinen Studiengang wechselt, hat keinen Makel in seinem Lebenslauf. Im Gegenteil: Sie oder er hat sich einen breiteren Horizont erarbeitet. Eine Wechselquote von zwanzig Prozent ist inzwischen durchaus üblich. Darauf hat die Bundesregierung kürzlich mit seiner Bafög-Reform reagiert: Künftig kann bis zum fünften Semester der Studiengang gewechselt werden, ohne dass die Fördergeld-Ansprüche erlöschen. Der Grund ist simpel: Es fehlt allerorten und in allen Branchen an Fachkräften - die Bundesrepublik kann sich eine Verschwendung von Kompetenzen nicht leisten, Taxi fahrende Lehrer gehören wohl endgültig der Vergangenheit an.

Es gibt mittlerweile mehr als einhundert duale Studiengänge, hat die Kölner Plattform www.wegweiser-duales-studium.de herausgefunden und führt aktuell sogar 130 duale Studienangebote auf. Die meisten stammen aus dem Bereich BWL, Finanzen und Management (46), gefolgt von Ingenieurwesen und Technik (26), Gesundheit und Fitness (19) sowie Medien und Kommunikation (12); hier finden sich auch Angebote für künftige Journalisten und Journalistinnen. Drei Hochschulen in ganz Deutschland bieten auf dieser Plattform entsprechende Studiengänge an, darunter die Hochschule Ansbach. Die Auswahl an Praxisbetrieben ist mit neun allerdings nicht allzu groß. Es gibt verschiedene Modelle für duale Studiengänge, etwa Block- oder Wochenmodelle. Auch berufsbegleitendes Studieren ist möglich.

Gap Year mit Work & Travel die Welt kennenlernen

Es gibt mittlerweile einige Länder auf allen Kontinenten, die sogenannte„Working Holiday Visa“ für junge Menschen ausstellen, die ihre maximal einjährigen Aufenthalte mit Arbeit (teil-)finanzieren wollen. Hierzulande haben sich bekannte Agenturen auf die Organisation derartiger Trips spezialisiert, darunter etwa die Kölner Carl Duisberg Centren, ein Unternehmen, das sich seit Jahrzehnten international engagiert (www.nach-dem-abi.com).

Freiwilliges Soziales Engagement:

Dass die Generation„Fridays for Future“ und andere informellen Gruppierungen sich für ökologische und soziale Belange engagieren, ist unübersehbar. Deswegen ist es nur logisch, dass das Interesse, sich sozial zu engagieren, seit rund einem Jahrzehnt deutlich zugenommen hat, sei es beim 2011 eingeführten Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) oder beim rund fünfzig Jahre älteren Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ), das von den Ländern organisiert wird. Gleiches gilt für das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) und das FSJ Kultur, sozusagen FSJ-Derivate, die im vergangenen Jahrzehnt entwickelt wurden. Am 1. März 2024 übten etwas mehr als 35.000 junge Menschen eine Tätigkeit im Bundesfreiwilligendienst aus, stellte das Kölner Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben aktuell fest. Das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales konstatierte zu Jahresbeginn, dass derzeit jährlich rund 4000 junge Menschen als FSJ-Freiwillige in Bayern tätig sind. Das sind nicht nur Abiturientinnen und Abiturienten, sondern Schulabgänger aller Schultypen oder auch junge Erwachsene, die auf diesem Weg einen Lebensausschnitt oder eine Branche kennenlernen lernen wollen. Während die Entlohnung beim dualen Studium Verhandlungssache ist, sind die Vergütungssätze bei den staatlichen Diensten klar: Die Bufdi-Freiwilligen erhalten derzeit ein Taschengeld von 453 Euro monatlich. Darüber hinaus können die Einsatzstellen Unterkunft, Verpflegung oder Arbeitskleidung stellen oder dafür Geldersatzleistungen zahlen, schreibt das Kölner Bundesamt. Zudem übernehmen die Einsatzstellen die kompletten Beiträge für die gesetzliche Renten-, Unfall-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung. Eltern, deren Kinder das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und einen Bundesfreiwilligendienst leisten, können Kindergeld oder steuerliche Freibeträge für Kinder erhalten. Ganz ähnlich sieht beim FSJ und FÖJ aus: Auch hier beträgt das Taschengeld 453 Euro. Es berechnet sich jedes Jahr aus sechs Prozent der Beitragsbemessungsgrenze in der allgemeinen Rentenversicherung, schreibt das Bundesministerium für Familien, Jugend und Soziales auf seiner Seite www.jugendfreiwilligendienste.de.

Abi und Ausbildung

Die Klagen der Handwerkskammern sind verständlich, richten sich bei den jüngsten Abiturjahrgängen jedoch an die falschen Adressaten. Denn die Gymnasiastinnen und Fachoberschüler wissen durchaus die Bedeutung der heimischen Handwerksbetriebe zu schätzen. Denn dass knapp die Hälfte von ihnen eine Lehre aufnehmen, spricht für sich. Dass die aktuelle Generation der 15- bis 25-jährigen die frei werdenden Stellen der Boomerjahrgänge nicht auffüllen kann, ist hingegen schon lange klar.

Die Kombination Abi und Lehre eröffnet noch einen weiteren Weg. Denn ein Abiturzeugnis in der Tasche verkürzt die Ausbildung um rund ein Jahr. Mit dem Gesellinnen- oder Gesellenbrief kann man in vielen Branchen durchstarten. Zumal in einigen Bereichen „Abi-Azubis“ schon jetzt die Mehrheit ausmachen: Bei den Fachinformatik-Azubis sind es 54 Prozent, bei Industriekaufleuten sind es gar 69 Prozent und beim Automatisierungstechnik-Elektroniker immerhin 44 Prozent. Schon während der Ausbildung kann man ein Duales Studium aufnehmen. Mit dem Gesellenbrief kann man sich an einer Uni, TU oder Fachhochschule einschreiben und bei einigen Studiengängen die Praktika verkürzen oder komplett einsparen. Die Möglichkeiten für den Abitur-/Fachabitur-Jahrgang 2024 sind riesig, denn der Folge-Jahrgang 2025 ist wegen der G8-/G9-Umstellung sehr dünn besetzt. Deswegen werden sich Arbeitgeber um diesjährigen Absolventinnen und Absolventen regelrecht reißen.

Horst Kramer

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 15.03.2024

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