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Die Werke von Frank Gehry: Wenn Architektur neue Wege geht

DANIEL LIBESKIND ENTWARF DEN ERWEITERUNGSBAU FÜR DAS JÜDISCHE MUSEUM IN BERLIN. FOTO: YVES SUCKSDORFF

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Die Werke von Frank Gehry: Wenn Architektur neue Wege geht

Beim DEKONSTRUKTIVISMUS bleibt alles anders

Vier Wände und ein Dach, ein paar Fenster dazu und eine Tür, durch die man reinkommt. So einfach könnte man ein Gebäude konstruieren - interessant und mutig ist aber etwas vollkommen anderes. Ohne erlernte Regeln einem Bauwerk ein neu gedachtes Antlitz zu verleihen, vielleicht sogar mit ganz neuen Materialien, das wäre doch mal was. Dachte sich der amerikanische Architekt Frank Gehry, der als Begründer des Dekonstruktivismus gilt und mit seinen ungewöhnlichen Ideen viele andere weltberühmte Gestalterinnen und Gestalter wie Zaha Hadid, Rem Koolhaas oder Bernhard Tschumi inspiriert hat. 

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Bereits Ende der 1970er-Jahre hatte er sich bei seinem eigenen Wohnhaus in Kalifornien darin versucht, Strukturen und Formen zu kombinieren, die bis dato noch nicht zusammengekommen sind, oder auch mal ungeliebte Materialien wie Pappe und Wellblech einzusetzen, wenn es einen gestalterischen und praktischen Sinn ergeben hat. Unkonventionelle Fassadenöffnungen, farbliche Wagnisse und schräge Wände gehörten schnell zu seinen favorisierten Stilmitteln, die Gehry bald einige renommierte Auszeichnungen einbrachten: Den berühmten „Pritzker-Preis“, oder die Auszeichnung des American Institute Of Architects eben für seinen eigenen Bungalow in Santa Monica, mit dem alles begonnen hatte. Der Umkehr von Formen und dem Ungewohnten bei Bauwerken eine derartige Signalwirkung zu geben, konnte nicht allzu lange unentdeckt bleiben. 

DIE „BMW-WELT“ IST EINES DER ARCHITEKTONISCHEN HIGHLIGHTS IN DER BAYERISCHEN LANDESHAUPTSTADT. FOTO: BMW
DIE „BMW-WELT“ IST EINES DER ARCHITEKTONISCHEN HIGHLIGHTS IN DER BAYERISCHEN LANDESHAUPTSTADT. FOTO: BMW

Erst recht nicht, als das New Yorker Museum Of Modern Art mit viel Weitsicht dem Dekonstruktivismus, wie er fortan genannt wurde, 1988 eine legendäre und bahnbrechende Ausstellung gewidmet hat: „Deconstructive Architecture“. Zum ersten Mal kam nun auch eine breitere interessierte Öffentlichkeit mit der neuen Stilrichtung in Berührung. Und neben den bereits genannten Architektinnen und Architekten auch mit den Entwürfen von Peter Eisenman oder dem Büro Coop Himmelb(l)au. Die Reaktionen waren erstaunt und begeistert zugleich und haben möglicherweise auch einen weiteren dort ausgestellten Architekten ermutigt, bei seinem gestalterischen Ausdruck zu bleiben: Daniel Libeskind. Neben Elementen des Dekonstruktivismus zeichnet seine Bauwerke immer ein erzählendes Moment aus. Ganz prägnant auch beim Jüdischen Museum in Berlin, für das er den Erweiterungsbau mit dem Titel „Between The Lines“ ersann. In Zickzackform aus Titan-Zink, mit schiefen Wänden und Fenstern, die keine Hinweise auf die Geschossverteilung geben. Jüdische Geschichte mit all ihrer Zerrissenheit wollte er mit seinem außergewöhnlichen Entwurf dokumentieren, der je nach Betrachtungsweise an einen zerbrochenen Davidstern oder einen Blitz erinnern könnte. 

DAS VITRA DESIGN MUSEUM WAR DAS ERSTE PROJEKT FRANK GEHRYS IN EUROPA. FOTO: THOMAS DIX
DAS VITRA DESIGN MUSEUM WAR DAS ERSTE PROJEKT FRANK GEHRYS IN EUROPA. FOTO: THOMAS DIX

In ganz anderem Zusammenhang steht in München ein Gebäude, das mit konventionellen Gestaltungsformen aber genauso leidenschaftlich bricht: Die BMW-Welt ist das Auslieferungszentrum des Autobauers und stammt aus der Feder des österreichischen Architekten Wolf D. Prix und wiederum dem Büro Coop Himmelb(l)au. Fast 700 Tonnen Stahl waren alleine nötig, um den charakteristischen doppelten Kegel des Daches zu formen, der 30 Meter hoch ist und stetige Bewegung vermittelt. Geschwungene Linien bestimmen von Weitem die Gesamtansicht des Bauwerks, während die Fassade von Nahem die Fläche für scharf gezeichnete geometrische Strukturen, Vorsprünge und optisch mutige Öffnungen bietet. Ein kühnes Spiel von Formen und Verläufen, das von jeder Himmelsrichtung aufregende Kontraste erzeugt. Davon lebt auch das Vitra Design Museum in Weil am Rhein, dessen Hauptgebäude 1989 das erste Projekt Frank Gehrys in Europa gewesen ist. Auch hier entsteht durch die unkonventionelle Verbindung von Baukörpern unterschiedlichster Form der Eindruck einer fortwährenden Bewegung, ohne jedoch jemals eine Art von Unruhe auszustrahlen. Dabei hilft auch die strahlend weißverputzte Fassade und die Nüchternheit des Daches aus Zink. Ein Meisterwerk der Architektur, das den passenden Rahmen für die im Inneren gezeigten Designstücke liefert.

KAI-UWE DIGEL

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 05.10.2024

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