Anzeige

Architektur- und Designausstellungen: visionär und wichtig

„SOLAR DO NOTHING MACHINE“ VON CHARLES & RAY EAMES IM VITRA DESIGN MUSEUM. FOTO: EAMES OFFICE/LLC

WEBIMMOBILIEN

Architektur- und Designausstellungen: visionär und wichtig

Von spannenden Zukunftsvisionen über historische Aufarbeitung bis hin zu gestalterischen Kostbarkeiten aus dem Alltag in Nürnberg, Weil am Rhein, Zürich und Weimar.

Gefühlt scheinen die Ausstellungsmacher in diesem Jahr besonders kreativ zu sein, was die Bandbreite der Schauen zum Thema Architektur und Design anbelangt. Es geht von spannenden Zukunftsvisionen über die geschichtliche Aufarbeitung bis hin zu gestalterischen Preziosen aus dem Alltag, die wir mitunter gar nicht als solche wahrnehmen. Wer denkt denn schon regelmäßig über seine Tapete nach? Aber die kreative Wandgestaltung verdient definitiv mehr Augenmerk, findet das Neue Museum Nürnberg: „Tapetenwechsel“ ist eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Münchner Sammlung Goetz, mit dem Ziel das Sujet deutlicher in den Fokus zu rücken. Dazu werden vom 8. März bis zum 1. September die Fassadenräume des Museums mit Entwürfen von Künstlerinnen und Künstlern wie dem Bildhauer Martin Boyce, der Fotografin Sarah Lucas oder dem Minimalisten Robert Gober bespielt. Zuvor überwiegend Teil großer Installationen, erhalten die ausgefallenen Tapeten im Zusammenspiel mit der Architektur der Kunststätte nun eine ganz neue, spannende Wirkung.

Energiewende aus Sicht des Designs

Spannung im positiven Sinn liegt auch in der Ausstellung, die das Vitra Design Museum in Weil am Rhein vom 23. März bis zum 1. September auf die Agenda setzt. „Transform! Design und die Zukunft der Energie“ beschäftigt sich in ganz unterschiedlichen Nuancen mit dem Antlitz der Energiewende. Solarhäuser sind dabei genauso zu sehen wie Windkraftanlagen oder Konzepte für energieautarke Städte. Der Energiebedarf, seine Dezimierung und die erneuerbaren Energien aus der Perspektive des Designs. Unter anderem mit einer spektakulären Visualisierung aus der französischen Architektur-Denkfabrik von „XTU Architectes“ oder mit der zauberhaften „Solar Do Nothing Machine“, die dem legendären Gestalter-Paar Charles und Ray Eames bereits im Jahr 1957 eingefallen ist.

Sozialer Aspekt der Architektur

Die Entwürfe der mexikanischen Architektin und Stadtplanerin Tatiana Bilbao könnten unterschiedlicher nicht sein. Filigran und licht wie beim Pavillon im Botanischen Garten von Culiacán, radikal geometrisch wie beim Ausstellungsraum des Architekturparks im chinesischen Jinhua, oder maximal variabel wie bei den Nutzungsmöglichkeiten der Appartements im Wohnkomplex „Roble 700“ in San Pedro Garza García in Mexiko. Und doch gibt es zwei Dinge, die alle Projekte eint: die Verbundenheit mit der jeweiligen Location und das Prinzip der Nachhaltigkeit. Für alle Bauten aus dem „Tatiana Bilbao Estudio“ essenziell. „Der Umwelt mit Verantwortung und Empathie zu begegnen“ – so fasst es das Museum für Gestaltung in Zürich zusammen, das Bilbao vom 23. Februar bis zum 2. Juni eine eigene Ausstellung widmet. Aus Handzeichnungen und Entwürfen wird dabei eine große begehbare Collage, die zeigt, wie rücksichtsvoll und ressourcenschonend Architektur sein kann.

Das Bauhaus zu dunkler Zeit

COLLAGE AUS DEM "TATIANA BILBAO ESTUDIO“, ZU SEHEN IM MUSEUM FÜR GESTALTUNG ZÜRICH. FOTO: TATIANA BILBAO ESTUDIO
COLLAGE AUS DEM "TATIANA BILBAO ESTUDIO“, ZU SEHEN IM MUSEUM FÜR GESTALTUNG ZÜRICH. FOTO: TATIANA BILBAO ESTUDIO

Der fruchtbare Einfluss des Bauhaus auf Kunst, Kultur und Gesellschaft ist heute unangefochtener Konsens. Doch das war nicht immer so. Den Nationalsozialisten war das neue Denken in der Gestaltung ein Dorn im Auge, das es zu bekämpfen galt.

Glücklicherweise vergeblich: Die Strahlkraft der klassischen Bauhaus-Farben Rot, Gelb und Blau war am Ende doch viel stärker als die braunen Zerrüttungsversuche dieser dunklen Zeit.

Davon erzählt die Klassik Stiftung Weimar vom 8. Mai bis zum 15. September mit „Bauhaus und Nationalsozialismus“ und insgesamt drei sich ergänzenden Ausstellungen: „Politische Kämpfe um das Bauhaus 1919-1933“ beleuchtet im Museum Neues Weimar die Konflikte, mit denen die Institution zu kämpfen hatte, „Abgehängt - Beschlagnahmt - Angepasst 1930/1937“ widmet sich im Bauhaus Museum dem unheilvollen Begriff der „entarteten Kunst“, und Lebenswege in der Diktatur 19331945“ erlaubt im Schiller Museum einen tieferen Blick in die Biografien der Protagonisten.

In Zeiten wie diesen vielleicht eine der wichtigsten Ausstellungen des Jahres. KAI-UWE DIGEL

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 20.01.2024

Das könnte Sie auch interessieren