Reinsetzen, wohlfühlen, losfahren. So etwas gibt es tatsächlich noch. Zugegeben: So richtig aufregend sind die beiden neuen Subaru-Modelle Crosstrek und Impreza nicht unbedingt. Aber das ist auch gut so. Die Zeiten sind aufregend genug, es muss auch Autos geben, die ihren ursprünglichen Zweck erfüllen – und dabei sogar noch ziemlich viel Spaß machen, wie wir bei unseren ersten Testfahrten festgestellt haben.
Der Name Crosstrek klingt nicht nur gut, sondern ziemlich neu. Dabei ist das Auto eigentlich nur ein Facelift des erfolgreichen XV. Und auch beim Impreza hat die sechste Generation nur die ein oder andere Retusche im Blechkleid bekommen, wie etwa einen neuen Kühlergrill oder die geteilten Heckleuchten. Der Unterschied zwischen den beiden Modellen: Während der Impreza mehr als Straßenlimousine fungiert, die auf Feld- und Waldwegen daheim ist, fühlt sich das hochbeinige SUV Crosstrek auch im richtigen Gelände wohl. Beide Karossen unterscheiden sich in den Dimensionen kaum von ihren Vorgängern. Der neue XV, also der Crosstrek, ist um 1,5 Zentimeter flacher geworden, was ihm gut steht. Von den Stückzahlen her ist er ein Hidden Champion. 2,2 Millionen hat Subaru davon weltweit verkauft. Die meisten davon in den USA, wo die Japaner rund 80 Prozent oder 800.000 Fahrzeuge ihres jährlichen Volumens absetzen. Zehn Prozent gehen ins Heimatland, der Rest verteilt sich über die ganze Welt. Weil wir gerade bei Zahlen sind: Im vergangenen Jahr hat Subaru Deutschland 4.700 Autos hierzulande verkauft (plus 7,3 Prozent), wie Geschäftsführer Volker Dannath stolz vermerkt. Heuer sollen es 5.800 Exemplare werden.
Eine große Rolle beim Absatz sollen Crosstrek und Impreza spielen. Beide Fahrzeuge haben eine überarbeitete Motorisierung unter der Haube. Übrigens die einzige. Der Vierzylinder-Boxer-Motor bringt jetzt nur noch 136 PS auf die Straße, zehn Prozent der Motorleistung wurden aus Emissionsgründen geopfert. Dafür hilft jetzt eine E-Maschine mit, die noch mal 16,7 PS beisteuert. Sie ist dafür verantwortlich, dass sich der Abzug viel stärker anfühlt, als es die 136 PS versprechen. Schließlich liefert sie ein Extra-Drehmoment von 66 Newtonmetern dazu. Ein Rennwagen wird aus Crosstrek und Impreza deshalb freilich nicht. Knapp über zehn Sekunden dauert der Spurt auf Tempo 100. Oft macht man das nicht, denn der Motor muss wegen des CVT-Getriebes auf extrem hohen Touren laufen – und das nervt von der Akustik her. Aber es ist bei Weitem nicht mehr so schlimm wie früher. Da hat Subaru nachgebessert. Trotzdem empfehlen wir die Entdeckung der Langsamkeit. Und das meinen wir nicht ironisch. Moderat beschleunigen, bis die Subarus auf Touren sind und dann über die Landstraßen schwingen. Denn das können Impreza und Crosstrek erstaunlich gut. Da mag die Lenkung vielleicht ein wenig schwammig sein, aber in den Kurven knien sich die Fahrzeuge richtig rein, krallen sich im Asphalt fest und vermitteln auch bei hohem Kurventempo absolute Sicherheit. Respekt! Mit an Bord ist – wie immer bei Subaru – der symmetrische Allradantrieb. Er soll für Fahrstabilität und harmonisches Fahren sorgen. Noch ein Grund für die pflegliche Behandlung des Gaspedals ist der Verbrauch. Die versprochenen 7,7 respektive 7,3 Liter sind ohnehin eher hoch. In der Realität können daraus gut und gerne zwei Liter mehr werden. Zum Beispiel bei der Hatz über die Autobahn, wie wir bei unseren Testfahrten festgestellt haben.
Im neu gestalteten Cockpit sticht der serienmäßige und 11,6 Zoll große hochkant eingebaut Riesenbildschirm hervor. Die Bedienung ist praktisch, die Grafik vielleicht ein bisschen grobschlächtig. Und es gibt Informationen satt: zum Beispiel, wie heiß das Motoröl gerade ist. Ob man es braucht? Über dieses Display wird alles gesteuert – auch die Klimaanlage. Löblich: Die Sitzheizung schaltet man immer noch mit Tasten ein. Muss ja auch schnell gehen, wenn es die Passagiere friert. Smartphones können jetzt endlich auch via Android Auto oder AppleCarPlay drahtlos verbunden werden. Kleiner Tipp am Rande: Wenn das Handy die Verbindung zum Mast verloren hat und der Navi-Zeiger deshalb rast- und ruhelos über die Google-Karte irrt: Einfach das (optionale) Schiebedach öffnen, sofort steht die Verbindung wieder. Hier darf Subaru ruhig über eine Verbesserung nachdenken. Wer Kleingeld übrig hat, sollte sich die Lederausstattung leisten, sie fühlt sich gut an und ist sauber verarbeitet. Solide Wertarbeit, so wie das ganze Interieur. Erhöhten Puls bekommen wir beim Blick auf die Preise. Sowohl Crosstrek als auch Impreza sind teurer geworden. Zur Nervenberuhigung trägt ein Blick auf die üppige Basisausstattung bei. Bis auf Lenkradheizung, USB-Anschlüsse hinten, Panoramadach und ein wenig Chrom-Zierrat ist eigentlich alles Wichtige an Bord. Weshalb unser Gesamtfazit ziemlich positiv ausfällt: Impreza und Crosstrek sind zwei Autos, die unaufgeregt gut sind. Und deshalb allein schon ziemlich aufregend.
Rudolf Bögel
TECHNISCHE DATEN
SUBARU CROSSTREK 2.0ie TREND
Motor: 4-Zylinder-Boxer
Hubraum: 1.995 ccm
Leistung: 100 kW/ 135 PS bei 5.600 U/min
Drehmoment: 182 Nm bei 4.000 U/min
E-Motor: 12,3 kw / 16,7 PS / 66 Nm
Antrieb: Automatik, Allrad 0-100 km/h: 10,8 Sekunden
Spitze: 198 km/h
Normverbrauch: 7,7 l/100 km
CO2-Emission: 174 g/km Länge / Breite / Höhe: 4,50 / 1,80 (ohne Spiegel) / 1,60 Meter
Kofferraum: 315 – 1314 l
Leergewicht / Zuladung: 1.595 / 505 kg
Anhängelast: 1.270 kg
Dachlast: 80 kg
Böschungswinkel (vorne/hinten): 19,3 / 31,3 Grad
Bodenfreiheit: 22 cm Rampenwinkel: 20,8 Grad
Preis: 34.790 Euro
SUBARU IMPREZE 2,0ie TREND
Motor und Antriebe wie Crosstrek
0 – 100 km/h: 10,6 s
Spitze: 199 km/h
Normverbrauch: 7,3 l/100 km
CO2-Emission: 166 g/km
Länge / Breite / Höhe: 4,49 / 1,78 / 1,52 m
Kofferraum: 315 l
Leergewicht / Zuladung: 1.574 / 526 kg
Preis: 34.990 Euro
Erschienen im Tagesspiegel am 19.02.2024