Tourismus-Profis werden es vermutlich nicht allzu gerne hören, aber Deutschland zählt durchaus zu den regenreichen Gebieten in der Welt. Nach Zahlen des Deutschen Wetterdiensts (DWD) sind 2023 durchschnittlich im ganzen Land etwa 958 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Eine signifikante Menge, die man sich als Immobilienbesitzerin oder Immobilienbesitzer durchaus zunutze machen kann. Die Technik zur Regenwassergewinnung ist inzwischen ausgereift und in Deutschland bereits in über anderthalb Millionen Anlagen verbaut worden, wie der Bundesverband für Betriebs- und Regenwasser (fbr) ausgerechnet hat. Allerdings ist sie nicht dafür gedacht, das übliche Trinkwasser komplett zu ersetzen. Aufgrund der Gesetzeslage zum Hausanschluss wäre das gar nicht möglich - und wo Wasser als Nahrungsmittel genutzt wird, ist jenes aus der Leitung vom lokalen Wasserversorgervorzuziehen. Dennoch gibt es genug Bereiche im Haus, bei denen man mit Regenwasser wertvolles Trinkwasser sparen kann. Als Brauchwasser in Toilette und Bad, oder auch beim Wäschewaschen zum Beispiel: Das weichere Regenwasser schützt vor Kalkablagerungen und spart Waschmittel. Sogar etwa die Hälfte des Trinkwasserverbrauchs könne in den Haushalten ersetzt werden, sagt der fbr - und sieht bei öffentlichen Gebäuden, beim Gewerbe und in der Industrie sogar noch mehr Möglichkeiten. Recht neu ist dabei der Ansatz, das Regenwasser energetisch bei der Klimatisierung eines Hauses zu nutzen. Und in Anbetracht des Klimawandels sind auch der Schutz vor Überflutung und die Speichermöglichkeiten für Trockenperioden Aspekte, die recht deutlich dafür sprechen, den Regen nicht ungenutzt zu lassen. Geht es nach vielen Expertinnen und Experten, werden die Mengen künftig ja auch noch zunehmen.
Aufwand, Betrieb und Kosten

Wie so oft bei Projekten rund um die Immobilie steht auch bei der Umsetzung einer Regenwassernutzungsanlage (bestehend aus Speicher, Filter, Pumpen und Leitungen) die umfassende Information am Beginn des Vorhabens. Und hier kann es gleich mal sehr hilfreich sein, die dafür in Deutschland geltende DIN-Norm zu studieren. Aber keine Angst, die „DIN 1989“ ist so verfasst, dass sie auch für Laien gut verständlich ist: Sie beinhaltet vor allem die wichtigen Voraussetzungen von der Planung über die Ausführung bis hin zum Betrieb und der Wartung der Anlage. Ergänzend weist das Umweltbundesamt auf $17 der Trinkwasserverordnung hin, der die Sicherheitseinrichtung zur strikten Trennung von Regen- und Trinkwasser regelt. So überblickt man schon ziemlich gut, welche die wichtigsten Punkte sind, und was da insgesamt auf einen zukommen kann. Ehrlicherweise auch ein bisschen Arbeit in Eigenverantwortung, denn eine entsprechende Anlage kann noch so fachmännisch eingebaut sein, ohne ihre stetige Überwachung und Pflege geht es nicht: Die regelmäßige Wartung ist unerlässlich, um Hygiene und Funktion zu erhalten.
Einsparungen auf lange Sicht
Wer das Regenwasser im Haushalt nutzen möchte, wird meist zwei Gründe haben: Umweltverträglichkeit und Sparpotenzial. Und bei Letzterem braucht man offenbar einen etwas längeren Atem, wenn man nach der Rechnung des Umweltbundesamtes geht: Demnach stehen Baukosten von 2500 bis 5000 Euro und jährliche Wartungskosten von etwa 100 Euro einer Ersparnis von im besten Fall 300 Euro pro Jahr gegenüber, exemplarisch für einen vierköpfigen Haushalt gerechnet. Bis zu einer Amortisation kann es also über zehn Jahre dauern. Unter dem Umweltaspekt dennoch eine gute Sache, denn wer eine Immobilie sein Eigen nennt, sollte diese Nutzungsdauer ja oft locker erreichen, wohnt aber schon vorher mit gutem Gewissen. Im Falle einer Umsetzung im Bestand kann man dabei übrigens vielleicht sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wenn etwa bei der Neuinstallation einer Wärmepumpe plötzlich der riesige alte Öltank übrig ist. Den kann man tatsächlich reinigen und aufarbeiten lassen, um ihn dann als recycelten Regenwasserspeicher zu nutzen. Fachfirmen bieten das mittlerweile an. KAI-UWE DIGEL
Erschienen im Tagesspiegel am 11.02.2024