Die Welt kennt vier Elemente, der Mensch fünf Sinne, in Europa geht man am 13. am besten nicht aus dem Haus - und in China bedeutet die Zahl 8 das höchste Glück. Die Magie der Zahlen. Acht wie Achtzylinder. Da muss man nicht Chinese sein, um glücklich zu sein. Da schnalzt jeder Autofan genüsslich mit der Zunge, wenn er so ein schnurrendes Stück Motorgeschichte unter der Haube hat. Vorbei, aus, basta, finito: Wegen schärferer Abgasbestimmungen müssen auch diese Verbrenner-Legenden ihren schwersten Gang antreten. Eine Bestattung erster Klasse hat Maserati jetzt seinen letzten Achtzylindern spendiert. Als Ultima-Versionen kommen Ghibli und Levante noch einmal volles Rohr auf den Markt. Die Magie der Zahlen. Auch bei diesen beiden Modellen spielt sie eine Rolle. Der Maserati Ghibli heißt nicht von ungefähr 334 Ultima. Als schnellste Straßenlimousine der Welt schafft er 334 Stundenkilometer in der Spitze. Und den Spurt auf 100 km/h in 3,9 Sekunden. Genauso wie sein Pendant Maserati Levante Ultima hat er einen 580 PS starken Twin-Turbo unter der Haube, der einen finalen Schlussstrich unter eine fast 65-jährige Tradition zieht. Denn 1959 war der 5000 GT der erste Maserati, der von einem Achtzylinder befeuert wurde. Intern lief dieses Modell unter der Typenbezeichnung 103.
Auch diese Zahl feiert ihre magische Auferstehung bei den beiden Sondermodellen. Denn genau 103-mal kann, nein konnte, man Ghibli und Levante Ultima bestellen. In (gefühlten) Sekundenbruchteilen waren sie allerdings vergriffen. Geschätztes sofortiges Wertsteigerungspotenzial: 100 Prozent. Und das ist bei Preisen um die 200.000 Euro doch ein stattlicher Wert. Letzter Ausflug in die Historie. Der Maserati GT 5000 war zunächst eine Sonderanfertigung für den Schah von Persien. Der 5000 GT Scià di Persia mit fünf Litern Hubraum und 325 PS. Am Ende seiner Produktionszeit von 1959 bis 1964 gab es vom glamourösesten Maserati aller Zeiten dann knapp über 30 Exemplare in acht unterschiedlichen Karosserie-Varianten. Magic.
Abschied von Achtzylinder. Das lässt Maserati (eis-)kalt. Driften im Wintersportort Livigno. Die Letzten ihrer Art wagen auf einem 1,1 Kilometer langen und mit zehn Kurven ausgestatteten rutschigen Rundkurs ihr letztes Tänzchen. Mal ausladend wie beim Lambada, mal eng wie beim Schieber. Bullig spielt der Achtzylinder dazu sein eigenes Abschiedslied. Zum Trauern bleibt jedoch keine Zeit. Erstens gefriert die Träne im Knopfloch sofort - und zweitens wissen wir auch aus eigener Erfahrung: Das Ende der Verbrenner ist bei Maserati nicht das Ende der Träume. Siehe den voll elektrischen GT Folgore. Der hat zwar keine magische Zahl - ist aber eine echte Nummer. Rudolf Bögel
Erschienen im Tagesspiegel am 18.03.2024