Eine flächendeckende Marktdurchdringung im süddeutschen Raum in der Nahversorgung zu erreichen, ist eine Mammutaufgabe. Es gilt eine große Fläche abzudecken, die starken Mitbewerber zu übertrumpfen und mit Lebensmitteln sowie Dingen des täglichen Bedarfs tausende Einwohner zu versorgen. Aldi Süd ist dies gelungen. Mehr noch: Seit knapp zehn Jahren bezeichnet sich der Lebensmitteldiscounter obendrein als Nahversorger mit Immobilienkompetenz. Dies betrifft nicht nur den Bau oder die Sanierung neuer und bestehender Filialen, es wird überdies zunehmend dringend benötigter Wohnraum geschaffen. Das Konzept ist denkbar einfach: Der Standort besteht zumeist aus einer Filiale im Erdgeschoss mit weiteren Flächen für Handel und Gastronomie, darüberliegend Flächen für Büros und Wohnungen. So sehen es zumindest die neuen Bauvorhaben vor. Nun will die in Kleinaitingen ansässige Aldi Süd Immobilienverwaltungs-GmbH & Co. oHG auch ihre als alleinige gebauten Filialen aufstocken und damit in diesem Jahr etwa 550 Wohnungen schaffen. Mit den bereits begonnenen Projekten dürften in den kommenden Jahren bis zu 2000 Wohnungen entstehen.
Die Intention ist schlau, denn die Hälfte sei für Studierende allgemein sowie die Auszubildenden von Aldi gedacht, die damit auf direkte Weise auch nach ihrem Bildungsgang an das Unternehmen gebunden werden - sofern sie dort blieben. Die anderen 50 Prozent sind für sozial geförderten Wohnraum, Miet- und Eigentumswohnungen sowie betreutes Wohnen für Ältere gedacht. Auch sie dürften den kurzen Weg zum Einkauf zu schätzen wissen. „Gutes für alle - das gilt auch für unsere Bauprojekte. Gemeinsam mit Partner:innen, Städten und Kommunen schauen wir, wie die Modernisierung unserer Filialen zur Aufwertung der lokalen Infrastruktur und damit zum Nutzen aller beitragen kann“, sagt Jan Riemann, Group Director Aldi Süd Real Estate in einer Presseerklärung. Derzeit entstehen etwa in Landau über einer Filiale ein Wohnheim mit 126 Apartments und insgesamt 200 Wohnplätzen oder in Tübingen ein Filialneubau mit 28 Wohnungen für Studierende.


1. Beispiel: Jugendstilpark in Haar
Seit einigen Jahren gelingt der Gemeinde Haar auf dem ehemaligen Psychiatriegelände die Realisierung einer ansprechenden Quartiersentwicklung bestehend aus Neu- und Altbau. An der Ecke Vockestraße und Leibstraße sicherte sich Aldi Süd eine rund 9000 Quadratmeter große Fläche für eine viergeschossige Mixed-use-Immobilie. Der attraktive Standort wurde besonnen gewählt, zählt doch das neue Areal zu den aktuell schönsten Quartiersentwicklungen im Raum Münchens. Die Stockwerke beherbergen zukünftig 4000 Quadratmeter Bürofläche, 2000 Quadratmeter Handelsfläche, wovon Aldi selbst 1100 Quadratmeter nutzen wird, und 2800 Quadratmeter für 45 mietpreisgebundene Wohnungen mit Größenordnungen von 40 bis 100 Quadratmetern. Zudem erwartet die Nutzer eine Tiefgarage für 200 Stellplätze und Gastronomie mit großer Terrasse.
2. Beispiel: Waldbronn
Im April dieses Jahres wurde das neue Nahversorgungszentrum im Baden-Württembergischen Waldbronn eröffnet. Auf einer 12.000 Quadratmeter großen Geschossfläche teilen sich Aldi Süd und drei weitere Handelspartner im Erdgeschoss eine Fläche von 3000 Quadratmetern. Darüber entstanden 115 Wohnungen, davon 20 Prozent mit sozialer Förderung. Der nachhaltige Aspekt zeigt sich nicht nur in einer Energiegewinnung mittels begrünter Dächer und Fotovoltaikmodule, die Auswahl an Geschäften aller Art macht darüber hinaus den Weg mit Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln obsolet. „Für uns als Bauherr ist die Eröffnung ein Meilenstein. Sie zeigt, dass wir anspruchsvolle Bauprojekte planmäßig und wirtschaftlich nachhaltig realisieren. In einer Zeit, in der steigende Kosten viele Bauprojekte verzögern oder gar beenden, ist das alles andere als selbstverständlich“, betont Christof Hake, Managing Director Real Estate von Aldi Süd.
KELLY KELCH
Erschienen im Tagesspiegel am 05.10.2024