Wenn das mal nicht ein glamouröser erster Einsatzort gewesen ist: Bei der diesjährigen Berlinale trafen sich die Stars zum Entrée auf einem roten Teppich, der etwas ganz Besonderes war ein sogenannter „Duo-Teppich“ von Object Carpet aus Denkendorf, der aus lediglich zwei Komponenten besteht: Polyamid aus wiederverwendetem Meeresplastik für den Flor und Polyester für den Rücken, verbunden mit einem heiß schmelzenden Kleber, ebenfalls aus Polyester. Ein Fortschritt gegenüber herkömmlichen Bodenbelägen, die mitunter aus zahlreichen verschiedenen Materialien entstehen. Dennoch kommen einem Kunststoffe generell vielleicht nicht sofort als besonders umweltfreundlich vor. Die bei der Herstellung eingesetzte „Duo-Technologie soll die zwei verwendeten allerdings besonders kreislauffähig machen: An ihrem Nutzungsende angekommen, können die beiden Komponenten nach Firmenangaben durch fokussierte Einwirkung von Hitze einfach voneinander getrennt und dem Recycling übergeben werden.
Aufgrund eines neuen „Click/Unclick-Verfahrens sollen dabei auch keine Reste entstehen. Ergänzend dazu ist jeder Teppich auf der Rückseite mit Angaben zu passenden Recyclingstellen versehen. Zehn Jahre Entwicklungsarbeit stecken in der neuen Konzeption, deren nachhaltige Ausrichtung auch im Produktionsprozess zum Tragen kommen soll, indem bei der Beschichtung der Teppiche weder Gas noch Wasser verbraucht werden. Im Vergleich zu anderen Methoden entspräche dies einer Energieeinsparung von „bis zu 95 Prozent“, wie Object Carpet sagt. Nach und nach soll die gesamte eigene Produktpalette auf die ressourcenschonende Produktion und Materialien umgestellt werden. Mit Signalwirkung für die ganze Branche, wie sich Geschäftsführer Daniel Butz erhofft: „Die Stärke liegt im kollektiven Engagement.“
KAI-UWE DIGEL
Erschienen im Tagesspiegel am 05.10.2024