Bauhaus und Adidas, Braun und Porsche - was ist eigentlich deutscher Stil? Gibt es den überhaupt? Das versucht Autor Michael Köckritz in seinem im April 2024 erschienen, reich bebilderten Band für den teNeues Verlag herauszufinden. Dabei macht der Autor auf den 208 Seiten des Buches ebenso wenig vor der Nivea-Dose wie vor der bayerischen Brezel oder der vielbeachteten Merkel-Raute halt. In puncto Design und Architektur kommt Köckritz natürlich nicht an den Ikonen deutscher Gestaltung vorbei: Seit ihrem Entstehen haben die vielgerühmte Bauhaus-Philosophie und die Verknüpfung von Form und Funktionalität Hochkonjunktur. Zudem schufen Dieter Rams, Otl Aicher und Ferdinand Porsche in den Bereichen Industrie-, Grafik- und Autodesign Dinge für die Ewigkeit.
Was all diesen Entwürfen zugrunde liegt, so die These des Autors, ist der Leitsatz: Weniger ist mehr. So nimmt der Band in Essays, Interviews und Kurzbeiträgen zahlreiche Gestalter, Marken und Modelle unter die Lupe. Durchaus mit Augenzwinkern. Playmobil-Männchen oder das Gesamtkunstwerk namens Karl Lagerfeld, das Münchner Olympiastadion oder der VW Bulli - neben erwartbaren Meilensteinen findet der Leser ein Potpourri durchaus überraschender deutscher Errungenschaften auf diesen Seiten, die einen Streifzug durch diverse Dekaden der Design-Historie abbilden, von der Architektur der Nachkriegszeit bis zu zeitgenössischen Entwürfen wie dem „Myto Chair“ von Konstantin Grcic. Auch das Verhältnis der Deutschen zum Humor wird nicht ausgespart. Und neben Designern und Managern kommen Köche, Showgrößen und Schriftsteller zu Wort. Als passenden Zeitpunkt hat sich der Verlag ein Jubiläumsjahr ausgesucht: 2024 wurde die Bundesrepublik Deutschland 75 Jahre alt. FRANZISKA HORN
Erschienen im Tagesspiegel am 05.10.2024