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Neue Leitungen ohne Baustab

Das Ergebnis beim Schlauchlining mit einem harzgetränkten Textilschlauch lässt den ursprünglichen Zustand des ausgekleideten Rohres nicht einmal mehr erahnen, denn die Unebenheiten werden glättend abgedeckt. Foto: Brawo Systems

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Neue Leitungen ohne Baustab

Rohr-in-Rohr-Lösungen mit Spray-Coating und Schlauchlining

Die Feststellung, dass die Wasser-, Abwasser- und Heizungsleitungen in die Jahre gekommen sind und dringend eine Erneuerung brauchen, gleicht einer Horrorvision, denn es bedeutet: Wände und Böden aufreißen, Rohre neu verlegen und möglichst nahtlos wieder verschließen. Aber muss das sein? Diese Frage lässt sich heute erfreulicherweise eindeutig verneinen, denn das Relining, also die Erneuerung alter und verschlissener Rohrleitungen ist heute sozusagen minimalinvasiv möglich. Die Lösung basiert auf einer Innenbeschichtung, auch Rohr-in-Rohr genannt.

Das Verfahren ist durchaus aufwendig und beginnt mit einer Reinigung der Leitungen, wofür Toilettenschüsseln und Waschbecken abmontiert werden müssen. Bei der Reinigung via Inspektionsklappen, Bodenschächte oder Anschlüsse können verschiedene Methoden zur Anwendung kommen. Manche Anbieter arbeiten mit rotierendem Reinigungswerk-zeug, manche wiederum mit Druckluft, Vakuum und speziellem Strahlgut. Sind Schmutz-, Kalk- und Korrosionsablagerungen möglichst rückstandslos entfernt, was endoskopisch überprüft werden kann, müssen die Rohre gründlich getrocknet werden. Sind sie noch intakt, genügt eventuell die Einbringung einer mineralischen Korrosionsschutzlösung. Ansonsten sind die Leitungen für den nächsten Schritt bereit.

Der eigentliche Sanierungsvorgang besteht aus einer Auskleidung der alten Rohre. In der Regel kommt das Spray-Coating zur Anwendung, wobei ein Polyester-Kunststoff in mehreren Schichten aufgesprüht wird. Jede Schicht härtet eine Stunde aus, bevor die nächste aufgetragen wird. Das wird so lange wiederholt, bis eine Materialstärke von etwa drei Millimetern erreicht ist. Für besonders stark angegriffene Rohre empfiehlt sich ein flexibles Futter. Es wird eingeführt, unter Druck entfaltet und ausgehärtet.

Besonders heikel ist die Sanierung von Steckleitungen und Verteilern. Auch hier kommt das flexible Futter zur Anwendung. Verteiler werden allerdings zuvor von innen arbeitenden Robotern auf vollen Durchfluss gefräst. Für die unterirdische Ver- und Entsorgungsleitungen wurden schon früher vergleichbare Verfahren entwickelt, neue kamen später hinzu, sodass heute mehrere Lösungen für die grabenlose Rohrsanierung zur Auswahl stehen. Die ursprüngliche Methode, einen mit Reaktionsharz (Epoxid-, Polyurethan-oder Organomineralharz) getränkten Glasfaser- oder Filzschlauch einzuführen und im Rohr auszuhärten, wendet man heute als partiellen Liner (Kurzliner) zur Reparatur schadhafter Stellen an. Beim kompletten Schlauchlining wird ein Kunststoffschlauch eingeführt und thermisch oder mit UV-Licht ausgehärtet.

Dieses Material eignet sich auch für Gasleitungen. Sofern die Rohre keine größeren Löcher oder Muffenversätze aufweisen, kann auch Spray-Coating zum Einsatz kommen, wobei hier flüssiges Harz gesprüht wird. Die einfachste Methode stellt wohl das Lining ohne Aushärtung oder Verklebung mit dem Altmaterial dar. Hierbei wird einfach nur ein flexibler Schlauch in die vorhandene Leitung eingeführt. In der Regel handelt es sich um einen Polyethylenschlauch mit Gewebekern und einer Innenschicht, die je nach Bestimmung variiert. Wird statt des Schlauchs ein verformbares Rohr eingeführt, dass per Wasserdampf ausgedehnt wird, spricht man vom Close-Fit-Verfahren.

Radikaler sind komplexe Verfahren, bei denen die alten Leitungen zerstört werden, einerseits durchs Zerbersten (Berstlining), andererseits durchs Abfräsen (Pipe-Eating mit Mikrotunnelbau). Diese Verfahren eignen sich besonders für die Fälle, bei denen der Rohrdurchmesser beibehalten oder gar erweitert werden soll. Der entscheidende Vorteil grabenloser Rohrsanierung ist natürlich die Durchführung, ohne Schäden zu verursachen. Weder Straßenbelag noch Gehwege oder Terrassen müssen aufgerissen werden. Verlaufen die Leitungen durch den Garten, bleiben die Pflanzenwurzeln verschont. Staubund Lärmbelästigung können zudem auf ein Minimum reduziert werden. 

Reinhardt Palmer

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 08.03.2025

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