Die Münchner Residenzstraße zählt wohl zu Deutschlands schönsten Flaniermeilen, die nicht nur aus historischer Sicht überzeugt, sondern eben somit einer baulichen Schönheit zahlreiche Touristen in die Landeshauptstadt lockt. Auf halber Höhe streift sie den Max-Joseph-Platz mit seiner weltberühmten Staatsoper. Wendet man den Blick von dieser und dreht sich um 180 Grad, fällt das Augenmerk auf ein Haus, das derzeit äußerst kontrovers diskutiert wird und seit 2010 im Besitz der Holler-Stiftung ist. Das als Bogner-Haus bekannte Gebäude soll abgerissen und durch einen ähnlich anmutenden Neubau ersetzt werden. Von außen betrachtet scheint ein solcher Niedergang nicht nötig, doch begründet der verantwortliche Architekt Tobias Nöfer von gleichnamigem Architekturbüro das unerlässliche Übel mit überholter Haustechnik, unsachgemäßem Brandschutz, fehlender Barrierefreiheit und ungenügender Statik.

Auch unter Einbeziehung heutiger Parameter bleibt der Abriss unverständlich. Doch leider steht das Haus nicht unter der Obhut der Denkmalschutzbehörde, was den Niedergang legitimiert. Lediglich das Veto der Stadtgestaltungskommission hätte Gewicht, deren Zustimmung für einen Neubau aber bereits vorliegt. So lautet nicht die Frage, ob der Neubau realisiert wird, sondern wann. Einzig der Entwurf der neuen Fassade stößt auf Unzufriedenheit. Hier besteht der Wunsch nach mehr Zurückhaltung und Einfachheit. Die Umsetzung der Gebäudestruktur sieht für das hintere Haus eine Aufstockung um zwei Ebenen vor. Der jetzt bestehende Innenhof wird zwischen den beiden Neubauten wieder hergestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach Fertigstellung stehen insgesamt 2600 Quadratmeter für Büroflächen und Ladengeschäft zur Verfügung.
KELLY KELCH
Erschienen im Tagesspiegel am 04.05.2024