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Wohnwerk friedN in München-Laim: Netzwerk statt Nische 

TROTZ DER DOMINANTEN UND PRÄGNANTEN ARCHITEKTUR FÜGT SICH DAS GEBÄUDE IN DIE BAULICHE ALTSUBSTANZ DER NACHBARHÄUSER HARMONISCH EIN.

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Wohnwerk friedN in München-Laim: Netzwerk statt Nische 

76 Wohnungen, Gewerbeflächen, Holz-Beton-Hybrid, DGNB-Gold angestrebt, Gemeinschaftsräume mit Co-Working und Garten, Projekt von Urban Progress mit N-V-O Architekten - Fertigstellung bis 2027

Mit der Grundsteinlegung am 4. August 2025 beginnt in München-Laim ein Bauvorhaben, das Anspruch und Alltäglichkeit in besonderer Weise verknüpfen möchte. Unter dem Titel „friedN - Das Wohnwerk Laim“ entsteht an der Agnes-Bernauer-Straße bis 2027 ein sechsgeschossiger Neubau mit 76 Wohnungen, Gewerbeflächen und einer Reihe von Gemeinschaftsangeboten im Erdgeschoss. Für die Entwürfe zeichnet das Büro N-V-O Architekten verantwortlich. Architekt Sean Simpson beschreibt das Projekt als „Stadtbaustein, der den Blockrand im Sinne der Stadtreparatur schließt und mit seiner markanten Rundung das Stadtbild prägt“. Die Wohnnutzung soll durch kollektive Elemente ergänzt werden. 

Dazu gehören unter anderem ein Mobility Hub mit Fahrradverleih und Werkstatt, eine Lounge, ein Co-WorkingBereich sowie ein gemeinschaftlich nutzbarer Garten im Innenhof. Diese Zusätze sind kein schmückendes Beiwerk, vielmehr Ausdruck eines Konzepts, das auf das Zusammenleben im Quartier setzt. Programmatisch verschiebt friedN damit den Fokus vom singulären Objekt hin zum Zusammenleben. Die Grundrisse der Ein-bis Vierzimmerwohnungen sind flexibel angelegt und orientieren sich an den unterschiedlichen Nutzerbedürfnissen. Ganz im Sinne des Architekten: „Vielfältig, wandelbar, gemeinschaftlich“.

Konzept mit ökologischer Haltung

V.L.N.R.: SEAN SIMPSON (N-V-O ARCHITEKTEN), CLEMENS NUYKEN (N-V-O ARCHITEKTEN), JOS (VORSITZENDER DES BEZIRKSAUSSCHUSSES LAIM), KATJA STROHÄKER (ABTEILUNGSLEITERIN D BEZIRKS MITTE IM REFERAT FÜR STADTPLANUNG UND BAUORDNUNG), NICOLE SCHÄTZE (BAUHE AS OTTMANN (BAUHERR), GERHARD WINKLER (FWM BAUART). FOTOS UND VISUALISIERUNG: U
V.L.N.R.: SEAN SIMPSON (N-V-O ARCHITEKTEN), CLEMENS NUYKEN (N-V-O ARCHITEKTEN), JOS (VORSITZENDER DES BEZIRKSAUSSCHUSSES LAIM), KATJA STROHÄKER (ABTEILUNGSLEITERIN D BEZIRKS MITTE IM REFERAT FÜR STADTPLANUNG UND BAUORDNUNG), NICOLE SCHÄTZE (BAUHE AS OTTMANN (BAUHERR), GERHARD WINKLER (FWM BAUART). FOTOS UND VISUALISIERUNG: U

Auch auf der ökologischen Ebene verfolgt der Projektverantwortliche Urban Progress ambitionierte Ziele. Die Holz-Beton-Hybridbauweise mit einer Holzfassade, die Kombination aus Fernwärme, Grundwasserwärmepumpe und Fotovoltaikanlage sowie der Standard Effizienzhaus 40 markieren hierbei den Kern des ressourcenschonenden Ansatzes. Beabsichtigt sind die Zertifizierungen nach DGNB-Gold und QNG Plus. Beides wird von der Gesellschaft für nachhaltiges Bauen vergeben. Für Geschäftsführer Prof. Matthias Ottmann, der zugleich an der TU München lehrt und im Cluster Sustainable Real Estate forscht, ist Nachhaltigkeit essenzielles Fundament: „Wir wollen unsere Gebäude sinnvoll in das Viertel integrieren und auch dem Umfeld einen Mehrwert bieten“, führt er bei der Grundsteinlegung aus.

Hilfreich waren die Erfahrungen aus der Zwischennutzung „Perle“ (September 2023 bis Mai 2024), denn dort habe man bereits viel über den Standort gelernt. Kulturelle und soziale Netzwerke geknüpft und das Projekt frühzeitig im Stadtteil verankert. Dieser experimentelle Vorlauf illustriert eine Vorgehensweise, die über das eigentliche Bauwerk hinausgeht. Eine verantwortliche Stadtentwicklung fußt nicht allein auf nachhaltigen Baustoffen und Energiekennzahlen, gleichwohl bilden soziale Bezüge einen Ankerpunkt.

Architektur als Wandelmotor

Der Kontext zur Geschichte Laims verleiht dem Projekt eine zusätzliche Dimension. Das Viertel wuchs Anfang des 20. Jahrhunderts rasant von 8000 Bewohnern 1910 auf 24.000 Ende der 1930er-Jahre. Mit rund 57.000 Einwohnern ist Laim heute ein dichtes, durchmischtes Quartier, das von großen Infrastrukturbauten geprägt ist, wie etwa der Tram-Westtangente, der U-Bahn-Verlängerung nach Pasing und der künftigen zweiten S-Bahn-Stammstrecke. friedN möchte sich hier als behutsamer Impuls für Stadterneuerung verstanden wissen, das auf soziale und ökologische Qualität setzt.

Die Visualisierungen, die bei der Grundsteinlegung erstmals gezeigt wurden, untermauern diesen Anspruch mittels flexibler Grundrisse, offener Räume und begrünter Höfe. Das Bauvorhaben greift zentrale Fragen zeitgenössischer Stadtentwicklung auf und reagiert damit auf den Wandel im Quartier mit einem Konzept, das gemeinschaftliches Wohnen, architektonische Qualität und ökologische Standards integriert. Als Teil eines größeren Transformationsprozesses versteht es sich nicht als isoliertes Projekt, sondern als Beitrag zu einer urbanen Praxis, die soziale Kohärenz, nachhaltige Ressourcennutzung und gestalterische Verantwortung miteinander verbindet.
KELLY KELCH

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 06.09.2025

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