Dieses alte Fieber, da ist es wieder, jedenfalls für Fußballfans. Die zählen schon die Tage, bis endlich die 17. Fußball-Europameisterschaft (EM) der Männer beginnt. Von 14. Juni bis 14. Juli wird sie in Deutschland stattfinden und die zehn Spielorte, aber auch Public-Viewing-Areale und private Vorgärten und Wohnzimmer in kunterbunte Fahnenmeere verwandeln. Ganz nach dem EM-Motto „United by Football. Vereint im Herzen Europas“.
2,7 Millionen Tickets wurden insgesamt für die 51 Spiele verkauft, natürlich nicht nur in Deutschland, sondern aufgeteilt auf alle 24 teilnehmenden Nationen. Alleine in der ersten von drei Verkaufsphasen verzeichnete die UEFA etwa 20 Millionen Ticketanfragen. Heißt: Die wenigsten Interessenten haben ein Ticket bekommen. Wer nicht ins Stadion kommt, kann aber trotzdem feiern, weil rund um die EM wieder diverse Public-Viewing-Events geplant sind.
Die Spielregeln beim Public Viewing
Die Regel Nummer eins der UEFA lautet: Alle Vorführungen von Spielen der EM außerhalb von häuslichen Umgebungen (Garten, Terrasse, Wohnung) werden als Public Viewing eingestuft.
Wer im Restaurant, Biergarten oder Vereinsheim Fernsehgeräte laufen lässt oder eine Großbildleinwand aufbaut und weniger als 300 Gäste unterhält, muss keine UEFA-Lizenz beantragen. Sofern er auf die Erhebung von Eintrittsgeldern verzichtet (darunter können auch Maßnahmen wie Mindestverzehranforderungen sowie erhöhte Speise- und Getränkepreise fallen). Dann nämlich gilt die Veranstaltung als kommerziell und somit lizenzpflichtig. Eine Lizenz für eine kommerzielle Veranstaltung bis 1000 Zuschauer kostet 500 Euro. Die Lizenz umfasst alle 51 Spiele des Turniers. Beachten müssen Veranstalter zudem, ob sie Gebühren an die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) entrichten müssen. Die GEMA bietet eigens den Tarif„FS-EM“ an. Gebührenpflichtige müssen beispielsweise bei einer Raumgröße bis 200 Quadratmeter einmalig 77,94 Euro zahlen.
Natürlich muss sich jeder Veranstalter, ob großes oder kleines Public Viewing, an die Gesetze halten und zum Beispiel Hygienevorschriften oder die Lärmschutzvorgaben beachten. Bei Letzterem kam die Bundesregierung den Fußballfans entgegen: Das Bundesministerium für Umwelt lockerte die Bestimmungen, um den Fans ein unbeschwertes Fußballerlebnis zu ermöglichen. Normalerweise ist um 22 Uhr im Freien Schluss mit Jubeln - für die Zeit der EM gilt eine „Feierverlängerung“ bis nach Spielschluss. Das ist sinnvoll: 26 Spiele starten erst um 21 Uhr (reguläres Spielende: 22.45 Uhr). Bei den K.o.Spielen ab dem Achtelfinale, dann vielleicht mit Verlängerung und Elfmeterschießen, kann es Mitternacht werden, bis ein Sieger feststeht.
Das größte Public Viewing Bayerns
München ist der einzige EM-Spielort in Bayern und spätestens seit dem „Sommermärchen 2006“ für seine Public-Viewing-Euphorie bekannt. Wer bei der „Fan-Meile“ auf der Leopoldstraße dabei war oder auf dem Odeonsplatz mitfieberte, wird diese Erlebnisse wohl nie vergessen. Damals gab es auch die ersten Übertragungen im Olympiapark, und der soll auch bei der „EM dahoam“ zum Mekka der Fußballfans werden.
„Euro Festival 2024“ nennt die UEFA das Spektakel, das an allen Turnier-Spieltagen herrschen wird. Denn unter dem Motto „München feiert Europa“ wird - bei freiem Eintritt - viel mehr geboten als nur die Live-Übertragung aller Partien. Natürlich ist die 120 Quadratmeter große Leinwand, die auf dem Olympiasee vor den Rasenstufen installiert wird, das Herzstück. Zudem gibt es zwei weitere, kleinere Screens am Theatron und am Magic Sky. Doch es gilt auch, so Olympiapark-Chefin Marion Schöne: „Sport funktioniert nicht mehr ohne Events drumherum. Die Fans wollen vorher und nachher feiern.“ Deshalb wurde für die „Fan Zone“ am Hans-Jochen-Vogel-Platz zwischen Stadion, Mehrzweck- und Schwimmhalle ein imposantes Rahmenprogramm auf die Beine gestellt.
30 Bands und ein „Flying Fox“
Die Fans erwartet ein vielfältiges Kulturangebot. Täglich werden Bands spielen, außerdem stehen Theateraufführungen, Poetry Slams, Stand-up-Comedy, Gesundheitskurse, E-Sport-Turniere und Fußballaktivitäten vom Kleinfeldbolzen bis zum Workshop auf dem Programm. Ein Highlight ist das 400 Meter lange Stahlseil, das vom Gipfel des Olympiabergs bis vor die Schwimmhalle gespannt wird. An der „Flying Fox“ genannten Seilrutsche können sich Mutige mit bis zu 50 Stundenkilometern und bis zu 40 Meter über dem Boden den Kick vor dem Kick holen.
Die „Fan Zone“ ist vom ersten Turniertag an von 13 Uhr bis eine Stunde nach Spielende geöffnet. Wenn„das Wetter und die Leistung der deutschen Mannschaft passen“, wird bei Bayerns größter Fußball-Party mit insgesamt einer Million Menschen gerechnet. Allerings: Aus Sicherheistgründen dürfen nur 30 000 Besucherinnen und Besucher gleichzeitig auf das Gelände.
Infos unter:
www.uefa.com
www.olympiapark.de
Erschienen im Tagesspiegel am 04.05.2024