Schwelgen. Dieses Wort kommt einem sofort in den Sinn, wenn man zum allerersten Mal durch dieses wunderbare Buch blättert. Schwelgen in alpinen Wohnungen, schwelgen in ganz besonderen Lebensentwürfen und schwelgen in außergewöhnlicher Architektur und inspirierendem Interior-Design.
Für „Mountain Houses“ haben die Autorin und Innenarchitektin Nina Freudenberger und der Fotograf Chris Mottalini weltweit über 20 Häuser in den Bergen besucht. Ihr Weg führte sie von der Schweiz über Mexiko bis nach Chile, von urigen Wohnstätten mit Berghüttencharakter über geradlinige Bungalows mit Brutalismus-Anleihen bis hin zu herrschaftlichen Domizilen, die im besten Sinne amerikanisch aussehen.
Dabei sind opulente Fotos, sowie stimmungsvolle und zugleich fundierte Texte entstanden, die ganz viel über die jeweiligen Bewohnerinnen und Bewohner, ihre Lebenseinstellung und ihre Leidenschaft fürs individuelle Wohnen mit Weitblick im doppelten Wortsinn erzählen. Meist kommen sie auf irgendeine Art aus dem kreativen Bereich. Das erklärt die Freude an Formen, an der Ausstattung und den Mut, auch mal ziemlich Ungewöhnliches zu gestalten. Ein gemeinsamer Nenner, obwohl alle natürlich ganz unterschiedliche Intentionen hatten, ihr Refugium in den Bergen zu suchen.

Das Bedürfnis nach einem Rückzugsort, einem Platz, um ungestört künstlerisch tätig zu sein, oder einfach um sich selbst oder der Familie ein Zuhause zu schaffen, das nicht von der Stange kommt. Die Reise durch die 13 Länder diente Freudenberger und Mottalini aber keineswegs zum Selbstzweck, einfach nur spezielle Häuser zu beschreiben. Sie geben länderspezifischen Bautraditionen und hergebrachten Ausdrucksformen erhellend viel Raum, sodass man beim Schwelgen in all dem Schönen tatsächlich auch noch ein bisschen was dazulernen kann.
KAI-UWE DIGEL
Erschienen im Tagesspiegel am 06.07.2024