Germering blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, in der die Stadt mehrfach tiefgreifenden Wandlungsprozessen unterlag. So wurde der Ort im 15. Jahrhundert etwa völlig zerstört, aber der Bau der Bahnstrecke Pasing-Herrsching 1902 brachte eine entscheidende Umgestaltung. Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich das Stadtbild erneut, denn Heimatvertriebene und Flüchtlinge ließen die Bevölkerungszahl rapide wachsen. Soziale Wohnungsbauprojekte folgten bis hin zu ganzen Hochhaussiedlungen. Nicht immer mit ästhetischem Anspruch. Vor diesem Hintergrund markiert die Grundsteinlegung des Bildungsquartiers Germering Ende April 2025 einen weiteren Meilenstein, aber mit architektonischer Zielsetzung. Auf dem Gelände eines ehemaligen Möbelhauses entsteht bis Herbst 2026 ein Quartier, das Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Lernen eng miteinander verzahnt. 38 Wohnungen, davon stattliche 30 Prozent gefördert, bieten Raum für Singles, Paare und junge Familien. Die Bildungseinrichtungen stehen dabei im Mittelpunkt des Geschehens. Dort werden eine Stiftung, eine Musikschule, die Volkshochschule sowie eine Pflegeschule ihren neuen Stützpunkt eröffnen. Gastronomie, Handel und Co-Working ergänzen den Nutzungsmix.
Die Architektur verfolgt mit einer Holz-Hybridbauweise, KfW-55-Standard, Dreifachverglasung, Solaranlagen auf dem Dach, E-Ladestationen in der Tiefgarage und die Nutzung von Grundwasserwärme einen hohen Nachhaltigkeitsanspruch. Darüber hinaus sorgen Fassaden- und Dachbegrünung sowie ein Gemeinschaftsgarten mit Spielzonen und ein begrüntes Innenhofensemble gleichermaßen für Klimaschutz und Aufenthaltsqualität. So fügt sich das Areal in die Tradition Germerings ein als Ausdruck städtebaulicher Weiterentwicklung und als Impuls, Bildung, Wohnen und Nachhaltigkeit in einer zeitgemäßen Form zu vereinen.
KELLY KELCH
Erschienen im Tagesspiegel am 06.09.2025