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„Mit dem Licht beginnt das Werk zu leben“

Grabsteine mit leuchtenden Glaselementen. Foto: Gabriele Metzger

Die letzten Dinge regeln

„Mit dem Licht beginnt das Werk zu leben“

Die Kunstglaserin Gabriele Metzger schafft singuläre Grabmale mit dem Werkstoff Glas

„Lichtwerk Glas“ steht über der Tür des unauffälligen Ladenlokals von Gabriele Metzger. Hier betritt man eine zauberhafte Welt aus Licht und Farben. Und hierher kommen Menschen, die für ihre verstorbenen Angehörigen oder Freunde ein ganz besonderes Grabmal suchen.

Unternehmen aus der Region

Glas für Grabmäler - das klingt recht ungewöhnlich.

Stein und Glas ist eine wahnsinnig schöne Kombination. Der schwere, undurchdringliche Stein und dann dieses filigrane, farbige, leichte, zerbrechliche und mit dem richtigen Standort auch leuchtende Glas.

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Wie entstand diese Idee?

Ein leuchtendes Segel aus Ganzglas auf einem Sockel aus Stein. Foto: Gabriele Metzger
Ein leuchtendes Segel aus Ganzglas auf einem Sockel aus Stein. Foto: Gabriele Metzger

Vor etwa 15 Jahren kamen dazu zwei Anfragen. Eine Dame wollte für ihren verstorbenen Vater, der blind war, ein Grabmal mit durchscheinendem Licht, und eine Familie hat sich für die Tochter farbiges Glas im Grabstein gewünscht. Als ich später hier meine neue Werkstatt eröffnet habe, hat mir mein Sohn erklärt, was B2B ist (lacht). Also habe ich angefangen, Steinmetze anzuschreiben, und das ist dann organisch gewachsen.

Werden dafür Glasornamente aufgeklebt oder eingefügt?

Sowohl als auch. Das ist eine große Bandbreite, von kleineren Elementen über ewige Lichter, Urnenwände bis hin zu großen, individuellen Scheiben. Einmal habe ich ein Segel aus buntem Glas zu einem Boot aus Stein gemacht, häufig sind es auch farbige Stelen. Diese Grabsteine aus Ganzglas bestehen aus vier Millimeter dicken, gestalteten Glasflächen, die vollflächig auf dickes Sicherheitsglas geklebt werden.

Welche Technik verwenden Sie dafür?

Zumeist Glasfusing. Vor über zwanzig Jahren habe ich mir einen Brennofen zugelegt und angefangen, Kurse in Glasfusing und Mosaik zu geben. Vermeintlich ist das recht einfach, man legt Glasstücke auf ein Trägerglas, und der Ofen verschmilzt es bei über 800 Grad. Aber gleichzeitig kannst du als ausgebildeter Kunsthandwerker damit auf ganz komplexen Ebenen arbeiten. Du musst dich aber wirklich damit befassen, sonst kommst du ganz schnell an ein Limit.

Das sieht man aber erst, wenn es zu spät ist?

Mit Glasfusing entstehen individuelle Glaselemente für Grabsteine. Foto: Gabriele Metzger
Mit Glasfusing entstehen individuelle Glaselemente für Grabsteine. Foto: Gabriele Metzger

Genau, erst wenn du den Ofen aufmachst. Das ist für mich immer noch spannend. Ich habe um die tausend Brände gemacht, aber es gibt immer noch Fälle, bei denen ich nicht weiß, wie es herauskommen wird.

Und das, obwohl Sie von Fach sind?

Ja, ich bin ausgebildete Kunstglaserin. Aber Glas hat auch einen eigenen Willen. Obwohl ich dieses Jahr auf 45 Jahre Berufserfahrung zurückschaue, lerne ich immer noch etwas Neues, gerade arbeite ich zum ersten Mal mit Glanzgold. Ich wachse mit den Aufträgen, den Ideen meiner Kunden und meiner Kursteilnehmer. Da gibt es so viele spannende, auch berührende menschliche Begegnungen. Manche arbeiten selbst mit am Glas für das Grabmal als Teil ihrer Trauerarbeit. Für Menschen, die ein Kind oder einen geliebten Menschen verloren haben, gebe ich für VIVAS e.V. (eine Selbsthilfeorganisation für trauernde Menschen, Anm. d. Red.) Kurse, das ist sehr schön und sehr intensiv.
Interview: Margrit Amelunxen

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 19.03.2025

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