Der Münchner Andreas „Andy“ Weinzierl ist mit Fahrrädern aufgewachsen. Sein Vater arbeitete bei BMW und betrieb nach Feierabend eine Zweirad-Werkstatt. Von E-Bikes hielt der Junior nicht viel bis gar nichts. Bis sich sein Vater im Mai 2018 eines zulegte und Andy „total geflasht“ von seiner ersten Schwabing-Runde zurückkam. Von diesem Moment an ließ ihn der Gedanke an ein selbstgebautes E-Bike nicht mehr los. Aber nicht an irgendeines. Von Anfang an stand für den Münchner fest, dass sein Beitrag zur Verkehrswende und für eine sauberere Umwelt weniger als die Hälfte eines durchschnittlichen Elektrofahrrads kosten sollte: auf das Wesentliche reduziert, leicht und puristisch im Design.
Mit seinem Vater baute er schon einen Monat später einen ersten Prototypen, der prompt geklaut wurde. Bei der Euro-Bike im Juli 2018 fand er gerade mal einen Lieferanten und künftigen Fertiger, der über ein Unter-1.000-Euro-Bike überhaupt sprechen wollte. Und beim Streetlife-Festival, wiederum einen Monat später, trugen sich gleich 1.110 Unterstützer bei seiner Kickstarter-Kampagne ein.
![Die frühen Jahre: Schon als Bub war Andy Weinzierl ein echter Radl-Experte.](https://cms.transmatico.com/storage/pdfs/212937/extracted/img-006.png)
![Klassischer Rahmen, gute Komponenten, sehr guter Preis: das aktuelle Maki 3.0.](https://cms.transmatico.com/storage/pdfs/212937/extracted/img-005.png)
Der Rest ist fast schon Geschichte: Andy Weinzierl lernte während seines Studiums in London den TV-Moderator und Schauspieler Joko Winterscheidt kennen und begeisterte ihn im Nu für seine Idee. Anfang 2019 wurde in einem Sushi-Lokal der künftige Marken-Name (Sushi und Räder - beide rollen) erfunden und noch im März Sushi Bikes gegründet. Ein Vierteljahr später ging der dazugehörige virtuelle Laden online. Und schon im Februar 2020 rollten die ersten Sushi Bikes über die Straßen, damals noch gefertigt in Asien. Das Konzept des preiswerten Elektrofahrrades mit genau der richtigen Ausstattung für den Einsatz in der Stadt kam von Anfang an sehr gut an. Sushi Bikes wuchs und wuchs, das Feedback der ersten Kundinnen und Kunden floss in die Entwicklung der im September 2021 präsentierten zweiten Generation ein. Inzwischen wurden die Modelle Maki+ und California Roll+ aber schon von ihren Nachfolgern abgelöst: Drei Jahre nach der Firmengründung gingen die Sushi Bikes 3.0 an den Start. Mit Features wie einer an den Akku angeschlossenen Beleuchtungsanlage, hydraulischen Scheibenbremsen vorne und hinten, einem jetzt 230,4 Wattstunden (Wh) fassenden Akku für bis zu 75 Kilometer Reichweite und frischen Farben. Dazu gibt es das passende Package fürs elektrifizierte Stadtradeln: Einen Heckmotor mit einer Leistung von 200 Watt, dessen Unterstützung bis maximal 25 km/h in fünf Stufen zugeschaltet werden kann und einen Single-Speed-Antrieb ohne störungsanfällige Schaltkomponenten. Die Reifen sind laut Hersteller pannensicher, auf eine Federung hat Sushi Bikes mit Blick auf den überwiegenden Asphalteinsatz und natürlich aus Kostengründen verzichtet.
Und noch eine Neuerung brachte die dritte Generation mit: Die Fertigung erfolgt jetzt in Portugal, was den logistischen Aufwand und den transportbedingten CO₂-Fußabdruck jedes einzelnen Pedelecs deutlich verkleinert. Angesichts deutlicher Preissprünge in den letzten Jahren für die einzelnen Fahrrad-Komponenten, speziell während der Corona- und der Chipkrise, war der ursprüngliche Preis von unter 1.000 Euro nicht mehr zu halten.
Inzwischen kosten die beiden Sushi-Bikes Maki 3.0 und California Roll 3.0, die gerade mal 17 Kilo auf die Waage bringen, jeweils 1.399 Euro. Auch das ist eine Ansage an die Marktbegleiter und passt ins Konzept des dynamischen Unternehmens: „Wir wollen flexible, grüne Stadtmobilität für jede und jeden zugänglich machen und so das urbane Stadtbild nachhaltig zum Besseren verändern“, so Weinzierl.
Rudolf Huber
Erschienen im Tagesspiegel am 19.02.2024