Eine nette Geschichte, die man sich da E beim Designmöbel-Spezialisten Vitra erzählt: Jedes Mal wenn es dort um Entscheidungen mit Tragweite geht, soll irgendjemand diese eine Frage stellen: „Was würden Charles und Ray dazu sagen?“ Das zeigt deutlich, welchen Stellenwert die visionäre Gestaltungskraft des Ehepaares Eames noch heute hat. In der Firma, und auch was den Einfluss auf das Möbeldesign des 20. Jahrhunderts anbelangt. Zahlreiche legendäre Design-Klassiker stammen aus der Feder dieser beiden Kreativen. Unter anderem auch ein Sitzmöbel, das maximale Bequemlichkeit mit zeitloser Linienführung und innovativer Fertigungstechnik verbindet. Der „Eames Lounge Chair“. Bereits kurz nach ihrer Heirat im Jahr 1941 begannen Charles und Ray Eames mit ihren Versuchen, Sperrholz dreidimensional zu verformen, um daraus preiswerte, komfortable und ansehnliche Stühle zu machen. Diese Idee sollte wegweisend für viele ihre Entwürfe werden, wurde aber durch die Umstände des Zweiten Weltkriegs erst einmal zwangsweise auf Eis gelegt.
Doch spätestens die 1950er-Jahre entwickelten sich zu einer ihrer wichtigsten Schaffensphasen. So wurde 1956 auch ihr Loungesessel vorgestellt, der nach wie vor ein absolut begehrtes Statement-Piece ist und in nahezu unveränderter Form hergestellt wird. Das Besondere: Erbesteht aus drei Schalen Schichtholz, ist mit weichen Sitzkissen und Armauflagen ausgestattet und erreicht durch einen drehbaren Stahlfuß sowie gummigelagerten Trägern aus Metall eine wunderbare Variabilität und Beweglichkeit. In diesem Winter ist der Eames Lounge Chair zudem in einer Special Edition in dunkelgrünem Stoff, Palisanderholz und grün beschichteten Metallteilen erschienen. Ein weiteres Kapitel in diesem hoffentlich noch lange fortgeschriebenen Buch der Eames-Geschichte. KAI-UWE DIGEL
Erschienen im Tagesspiegel am 11.02.2024