Der Gestaltungsleitsatz „Form follows function“ zählt zweifelsohne zu den bekanntesten im Design-Bereich, und einer der Pioniere dieser revolutionären gestalterischen Richtung wäre in diesem Jahr 130 Jahre alt geworden: Der dänische Architekt Vilhelm Lauritzen, der mit dem ersten Kopenhagener Flughafen-Terminal oder dem Rundfunkhaus „Radiohuset“ wegweisende Gebäude geschaffen hat. Abgewandt von den Ornamenten vorhergehender Epochen und zugewandt der Funktionalität, ohne die kunstvolle Verve vermissen zu lassen. So hat ihn sein Landsmann, Zeitgenosse und Kollege Poul Henningsen einst als „eine der führenden Persönlichkeiten der modernen Architektur“ bezeichnet. Ein zweifelsohne verlässliches Prädikat eines Mannes, der mit der „PH-Leuchte“ von Louis Poulsen selbst ikonisches Design geschaffen hat.
Seinem Anspruch, Formen zu kreieren, die die Kraft haben, ganze Generationen zu überdauern, ist Vilhelm Lauritzen immer wieder aufs Neue gerecht geworden, auch in den flankierenden Bereichen der Architektur. 1956 entwarf er beispielsweise nicht nur das Gebäude des Kulturzentrums „Vega“ in der dänischen Hauptstadt, sondern war auch für die gesamte Inneneinrichtung verantwortlich.. Eines der signifikantesten Stücke daraus dürfte wohl der „Vega Chair“ sein.



Ein freundlich gezeichneter Stuhl, der jahrzehntelang nur den Konzertsälen des Kulturzentrums vorbehalten war und erst seit einigen Jahren auch auf regulärem Weg erworben werden kann. Seine stimmigen Proportionen, die wertige Ausführung in Stahl, Holz und verschiedenen Polster-Oberflächen, sowie seine Variabilität durch die Möglichkeit, ihn achtfach zu stapeln, machen ihn zum echten Signature-Piece des Lauritzen-Designs: harmonisches Antlitz vereint mit praktischer Alltagstauglichkeit.
KAI-UWE DIGEL
Erschienen im Tagesspiegel am 04.05.2024