Für begeisterte Aquaristen gleicht das heimische Aquarium einem dreidimensionalen Gesamtkunstwerk. In Endlosschleife drehen ihre Lieblingsfische auf immer gleichen Wegen ihre Runden durch die beleuchtete, bunte Unterwasserwelt aus roten Korallen, tiefblauen Muscheln und hellgrünen Algen. Die dahingleitenden Fische beruhigen die Sinne und üben eine magische Anziehungskraft aus. Sie transportieren ein Stück fremdländische Exotik und Fernweh in das heimische Wohnzimmer.
Ob sich die Fische in der künstlichen Welt des Aquariums wohlfühlen, hängt vor allem von technischen Parametern ab. Temperatur, Jod-Nitratgehalt und der Sauerstoffgehalt des Wassers müssen für die jeweiligen Fischarten stimmen. Pumpen müssen den Wasser- und Ionenaustausch zuverlässig regeln. Salzwasserfische brauchen eine besondere Pflege und sind nicht für Anfänger in Aquaristik geeignet. Tropische Zierfische tummeln sich meist in beheizbaren Süßwasseraquarien, die am häufigsten für den Hausgebrauch verwendet werden. Eine Beheizung des Wassers hängt von den ausgesuchten Fischarten und den jeweiligen Wasserpflanzen ab.



Bei weniger anspruchsvollen Arten reicht oft auch die Zimmertemperatur aus. Ein Filter sorgt für die nötige Wasserbewegung, damit Nährstoffe und Sauerstoff verteilt werden und Schadstoffe ausgefiltert werden. Filter können sowohl im Inneren des Aquariums als auch außerhalb angebracht werden. Ein Außenfilter kann hinter dem Aquarium platziert werden, sodass sich im Aquarium nur der Zu- und Ablaufschlauch befindet. Bei kleineren Aquarien reicht ein Innenfilter, bei besonders großen Becken ist der Einsatz eines Außenfilters empfehlenswert. Außenfilter gibt es auch mit integrierter Wasserheizung.
Verhaltensweisen und Hierarchien der verschiedenen Fische können beobachtet werden, wenn neue Exemplare in das fragile Gesellschaftssystem eingesetzt werden. Ob der Mirakelbarsch sich mit dem Flammen-Zwergkaiserfisch versteht oder der - aus dem Disney-Film „Nemo“ bekannte - Paletten-Doktorfisch sich wiederum mit dem Schokoladen-Doktorfisch versteht, sollte vorher in der Tierhandlung in Erfahrung gebracht werden. Die Fische sollten eine Unterwasserwelt mit hellem Sandboden, Steinen und Pflanzen vorfinden, die es ihnen möglich macht, Deckung vor anderen zu finden. Eine verspiegelte Rückwand kann das Raumgefühl erheblich erweitern.
Wer sich ein Aquarium anschaffen möchte, muss sich zunächst Gedanken über den Standort machen. Steckdosen für die elektrischen Anschlüsse von Pumpe und Beleuchtung und ein Waschbecken für den Wasserwechsel sollten in der Nähe sein. Außerdem sollte das Becken vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sein, da sich sonst die Wassertemperatur ungeregelt aufheizt, was wiederum das Algenwachstum fördert. Ein fester Unterschrank für das Aquarium ist sinnvoll für das Verstauen der Gerätschaften und des Futters. Allerdings sollte er stabil sein, da Aquarien schwer sind. Um richtig zur Geltung zu kommen, spielt die Beleuchtung von Aquarien eine große Rolle. Die hauptsächliche Lichtfarbe der Beleuchtung sollte dem natürlichen Licht entsprechen.
Dadurch wird eine dem Sonnenlicht ähnliche Lichtstimmung ermöglicht. Verschiedene Lichtquellen und Leuchtmittel setzen Akzente und können Fische und Pflanzenbesatz mit der gewünschten Farbe illuminieren. Meist wird die Beleuchtung in die Abdeckung des Aquariums eingebaut. Unbedingt zu beachten ist es, nur für Feuchtraum zugelassene Lampen und Anschlüsse zu verwenden. Über eine Zeitschaltuhr sollte die Beleuchtung über 10-12 Stunden regelmäßig eingeschaltet bleiben. Die Anschaffung von Fischen ist vom Pflege- und Arbeitsaufwand ähnlich zu einem Haustier. Fütterungszeiten müssen beachtet, das Aquarium gereinigt werden und die technischen Parameter zuverlässig überprüft und eingehalten werden. Keime können schnell ganze Bestände zerstören. Wer verreist, braucht jemanden, der sich um die Fische kümmert. Besitzer von Aquarien kennen meist die individuellen Unterschiede ihrer Fische. Oft haben sie ihnen auch Namen gegeben. Auf Zuruf reagieren können die Fische jedoch im Gegensatz zu Hunden oder Katzen nicht.
Wolfram Seipp
Erschienen im Tagesspiegel am 05.04.2025