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Ideen von Teppichdesignern: Teppiche im Wandel

WETTERBESTÄNDIGE TEPPICHE FÜR DRAUSSEN SIND FÜR TERRASSEN UND BALKONE BELIEBT.

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Ideen von Teppichdesignern: Teppiche im Wandel

Mit neuen DESIGN-IDEEN soll ein Comeback gelingen

Mit den Wirtschaftswunder-Jahren kam der Teppich. Nicht nur der prestigeträchtige Perserteppich, der in gutbürgerlichen Haus halten und in Direktorenbüros für behagliches Wohn- und Wohlstandsgefühl sorgte, war gefragt. Flauschige Flokati-Teppiche sorgten in der Hippie-Ära der 60er- und 70er-Jahre dafür, sich auf dem Wohnzimmerboden neben Sofa und Nierentisch niederzulassen. Teppichauslegeware wurde über den Parkettboden und Holzdielen gerollt, als sei ein Makel zu verdecken. Omas Teppiche wurden oftmals noch darüber platziert. Die Teppichdicke wurde in Amerika zum Gradmesser des Wohlstandes und manch einer schwärmte davon, wie er auf der anderen Seite des „großen Teiches“ im Teppichboden versank.

Unternehmen aus der Region

Doch die Zeiten änderten sich schnell. Flokatis galten bald als Lieblingsherberge für Hausmilben, und Rotwein-Flecken machten auch enthusiastischen Teppichbesitzern das Leben schwer. In den Altbauwohnungen begannen die Schleifmaschinen zu röhren, um die unter Teppichware und Lackanstrichen verborgenen Holzdielen mit ihrer schönen Maserung freizulegen. Natürliche Holzböden und Holzmöbel wurden mit der aufkommenden Umweltbewegung zum Sinnbild für Nachhaltigkeit im Einrichtungsstil. Wer nur mit der Optik punkten und Geld sparen wollte, verlegte Laminat. Vermehrte Staubbildung und hallende Räume wurden in Kauf genommen, um den alten Mief der Teppiche hinter sich zu lassen. Knarzende Landhausdielen waren wieder in. Auch heute noch haben es Verkäufer von klassischen Perser- und Orientteppichen schwer.

Von 1986 bis heute sind bei persischen Teppichen die Preise der meisten Provenienzen um bis zu 70 Prozent gefallen. Ausgenommen davon sind antike Teppiche. Orientteppiche, die älter als 100 Jahre sind, finden Sammler, die bereit sind, dafür hohe Summen zu zahlen. Feine, ältere Seidenteppiche stehen ebenfalls hoch im Kurs. Trotz temporärer Schwankungen in der Nachfrage sei der Teppich schon immer ein interessantes Prestige- und Wertobjekt geblieben, meint Wolfgang Matschek, Experte für Orientteppiche, Textilien und Tapisserien im Wiener Auktionshaus Dorotheum. Derzeit sei die Nachfrage aus Asien, vor allem aus Indonesien stark. Die Preise vieler antiker Teppiche seien auf Einzelstücke zugeschnitten.

Teppiche würden wieder zurückkommen, meint auch Philippe Köchli vom Zürcher Auktionshaus Schuler, wenn nicht bald, dann in zwanzig Jahren. Die Leute würden irgendwann wieder müde vom Einfachen und Schlichten. Knüpfer, die sich noch auf das alte Handwerk verstehen, seien jedoch rar geworden. Produziert werde immer billiger. Neu entdeckt würden antike Kelims aus Anatolien, Iran und Zentralasien, die mit ihren kunstvollen Mustern auch als Wandteppiche attraktiv sind.

Teppichdesigner wie Jan Kath aus Bochum, der selbst aus einer Teppichhändlerfamilie stammt, widersetzen sich in den 90er-Jahren mit neuen Entwürfen dem Ausverkauf der Orient-Teppiche. Unter dem Motto „Du kannst cool sein und trotzdem warme Füße haben machten seine Teppichdesigns international Furore. Seine Teppiche lässt er nach wie vor von Familienbetrieben in Marokko, Nepal und Indien knüpfen. Bekannt wurde er mit Teppichentwürfen, die zwar klassische Muster aufgreifen, aber bewusst abgegriffen und verbleicht wirken. Einige der Teppiche sind mit Fleckenmustern oder Linien überzogen, andere haben intensiv leuchtende Farben. Für ihre Teppiche müssen Liebhaber tief in die Tasche greifen. Auf Teppiche setzt auch der Webstoffhersteller Rohi aus Geretsried. Mit „13Rugs“ hat das Familienunternehmen in der dritten Generation ein Teppichlabel für Wohnindividualisten etabliert. Mitinhaberin Tina Wendler stellt zusammen mit Mode- und Textildesignerin Lara Wernert aus verschiedenfarbigen Webkanten kunstvolle Teppichunikate aus Wolle her.

Der totgeglaubte Teppich hat mit innovativen Ideen durchaus eine Zukunft. Langflorige Teppiche werden in Schlafzimmern weiterhin für Komfort sorgen, wetterbeständige Teppiche sind für den Außenbereich gefragt. Ausgedient hat aber nach Ansicht mancher Experten die Teppichauslegeware. Wer einen Parkett- oder Holzdielenboden hat und dennoch gerne einen Teppich darüber legen möchte, braucht sich übrigens nicht zu grämen. Am wirkungsvollsten erscheinen Teppiche, Läufer und Brücken auf einem schönen Holzboden.

WOLFRAM SEIPP

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 05.10.2024

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