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Hilfe, Pollenflug!

Fast alles, was grünt und blüht, kann eine Allergie auslösen, doch auch die Zahl der Lebensmittel- und Inhaltsstoffe-Unverträglichkeiten steigt. Foto: Adobe Stock

Forum Spitzenmedizin

Hilfe, Pollenflug!

Eine Hyposensibilisierung ist das Mittel der Wahl gegen etliche Allergien

Jeder fünfte Mensch in Deutschland ist für Pollen, Insektengift, Milben oder bestimmte Lebensmittel sensibilisiert. Nicht jede oder jeder Betroffene entwickelt allerdings Symptome einer Allergie. Dennoch steigt die Zahl derjenigen, die unter verstopfter Nase, Niesen, Juckreiz, Ausschlag, Hautverfärbungen oder Pusteln bis hin zu bedrohlicher Atemnot leiden. Ist der Leidensdruck zu hoch oder nehmen die Symptome ein lebensgefährliches Ausmaß an, gibt es entsprechende Therapien. Doch welche ist wirksam? Das Universitäts AllergieCentrum Dresden (UAC) am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden setzt bei besonders komplexen Fällen auf interdisziplinäre Fallkonferenzen. Patientinnen und Patienten werden ganzheitlich betrachtet - Medizinerinnen und Mediziner der Fachrichtungen Dermatologie, HNO-Heilkunde, Kinder- und Jugendmedizin sowie der Pneumologie besprechen die individuellen Fälle und beraten über die optimale Vorgehensweise.

Pollenallergiker spüren den Wechsel der Jahreszeiten schon sehr früh: Die Hasel macht den Anfang, es folgen Erle und Birke, Gräser und später Kräuter. Wenn die Pollen fliegen, kämpfen Betroffene heftig mit den körperlichen Reaktionen. Die Milbe beschäftigt Allergologinnen und ihre Kollegen das ganze Jahr über. Immer mehr Menschen haben zudem mit Unverträglichkeiten und Reaktionen auf bestimmte Lebensmittel und Inhaltsstoffe zu tun. Doch warum eine Allergie entsteht, ist immer noch nicht abschließend geklärt. Dem UAC Dresden zufolge spielt die erbliche Komponente ebenso eine Rolle wie genetische Veränderungen oder gar, wie viele Kinder gemeinsam in einem Haushalt aufwachsen. Eine exakte Zuordnung ist jedoch in den wenigsten Fällen möglich.

Von Allergien spricht die Medizin, wenn es zu Symptomen beim Kontakt mit dem Allergen kommt. Hier steigt die Anzahl der Betroffenen. „Der Fokus der Bevölkerung ist heute geschärfter bei dem Thema. Die Menschen nehmen Reaktionen des Körpers sensibler wahr“, sagt Dr. Marie-Luise Polk, Fachärztin und Leiterin im Funktionsbereich Allergologie in der HNO des Dresdner Universitätsklinikums. Dann gehe es darum, den Menschen Lebensqualität zurückzugeben und Ängste zu nehmen. Die sogenannte Hyposensibilisierung ist demnach der einzige kausale Therapieansatz. „Wir sprechen bewusst nicht von Desensibilisierung, es geht vielmehr um Toleranz. Wir bieten dem Körper wiederholt ein Allergen an und helfen ihm somit, eine Toleranz zu entwickeln. So schalten wir den überschießenden ,Kampfmodus' aus, den der Körper wählt, wenn er in Kontakt mit den Substanzen kommt“, sagt Dr. Polk.

Dafür können subkutan - über eine Spritze - die Allergene in den Körper gebracht werden. Das ist zum Beispiel bei Insektenallergien der Fall, bei denen die Behandlung der Allergie besonders wichtig und dringend ist. Ebenso gibt es die Hyposensibilisierung in Form von Tabletten und Tropfen zur sublingualen Anwendung.

Doch das „Ausschalten“ der überschießenden Symptome funktioniert nicht bei allen Allergien gleich gut. Für Pferde- und Hundehaarallergiker gibt es kaum Präparate zur Hyposensibilisierung. Hier können Medikamente nur gegen die Symptome eingenommen werden. dfr


Lokale Behandlung ohne Operation

Eine Strahlentherapie kann helfen, weißen Hautkrebs zu beseitigen

Mehr als 200.000 vor allem ältere - Menschen erkranken jährlich in Deutschland an weißem Hautkrebs. Er kann entstehen, wenn die Haut über Jahre nicht ausreichend vor der UV-Strahlung geschützt wurde. Hauptentstehungsorte sind Gesicht und Hände - also die Körperpartien, die besonders stark den Sonnenstrahlen ausgesetzt sind. Medizinerinnen und Mediziner unterscheiden zwei Arten: das Basaliom (Basalzellkarzinom), bei dem der Krebs aus der Basalzellschicht entsteht, und das Spinaliom (spinozelluläres Karzinom), das von der Stachelzellschicht der Haut ausgeht. In beiden Fällen treten die Tumoren lokal begrenzt auf. Das Basaliom wächst jedoch im Allgemeinen langsam und nur dort, wo er entstanden ist. Anders das Spinaliom: Es ist aggressiver und kann Metastasen bilden, wenn es zu spät erkannt und behandelt wird.

Hohe Erfolgsquote

Da der weiße Hautkrebs im Allgemeinen nur eine kleine Hautfläche betrifft, ist in den meisten Fällen eine operative Entfernung die Therapie der Wahl. Wie bei allen invasiven Vorgehensweisen lässt sich das Risiko für Komplikationen jedoch nicht gänzlich ausschließen. Dies gilt umso mehr, wenn ältere Patienten bereits an Diabetes oder einer anderen Grunderkrankung leiden. Hinzu kommt: Sind ungünstige Stellen wie Nase oder Ohren betroffen kann es sein, dass im Anschluss an die Tumorentfernung für ein kosmetisch besseres Ergebnis zusätzlich eine plastische Deckung des Defektareals notwendig ist. In diesen Fällen kann die lokale Strahlentherapie eine effektive nicht-invasive Alternative sein. „Metaanalysen zeigen nach fünf Jahren eine 90-prozentige Erfolgsquote. Damit ist die Strahlentherapie so wirksam wie eine Operation“, sagt Privatdozentin Dr. Stefanie Corradini, stellvertretende Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am LMU Klinikum in Großhadern. Bei einem ausgedehnten Tumor oder einem Tumor, der nicht vollständig entfernt werden konnte, ist häufig eine Kombination aus Operation und Strahlentherapie erforderlich.

Automatisierte Positionierung

Ist der Tumor klein beziehungsweise bis zu zwei Zentimeter groß, wird am LMU Klinikum eine sogenannte Kontakt-Bestrahlung durchgeführt. Das Verfahren wird auch Brachytherapie genannt: Eine hohe Bestrahlungsdosis wird direkt am Ort des Tumorgeschehens appliziert, das umgebende Gewebe bleibt verschont.„Mithilfe eines speziellen Geräts, einem Afterloader, wird eine nur wenige Millimeter große radioaktive Strahlungsquelle automatisch über dem betroffenen Hautareal platziert. Hierfür stehen verschiedene Haut-Applikatoren zur Auswahl, die speziell für die Behandlung von Hautkrebs konzipiert sind“, erklärt Dr. Corradini. Die Strahlungsquelle gibt hauptsächlich Gammastrahlung ab, die über unterschiedliche strahlenbiologische Wirkmechanismen vor allem die Krebszellen zerstören soll. Eine thermische Wirkung besteht nicht, es kommt daher zu keiner Erwärmung. Am besten wirkt das Verfahren, wenn das Tumorwachstum auf wenige Millimeter in die Tiefe begrenzt ist. Ist der Tumor größer oder ist er weit in die Tiefe gewachsen, müssen für die Dauer der Behandlung unter Umständen zusätzliche Kunststoff-Hohlkatheter für die Strahlenquelle in den Tumor eingebracht werden - nur so lässt sich die gesamte Tumorausdehnung für die Bestrahlung komplett erfassen.

Der Bestrahlungsplan mit der entsprechenden Bestrahlungsdosis wird von den Ärzten für Strahlentherapie in Zusammenarbeit mit Medizinphysikern erstellt. Ebenso werden die Patienten vor einer Therapie von Ärztinnen und Ärzten ausführlich aufgeklärt: über die Behandlung und ihre beabsichtigte Wirkung ebenso wie über mögliche Nebenwirkungen. Dazu gehören zum Beispiel leichte Hautveränderungen im Bereich des Bestrahlungsareals wie eine Rötung, Schuppen- oder Krustenbildung, aber auch Farbveränderungen der bestrahlten Haut sind möglich. „Insgesamt sind die Nebenwirkungen jedoch im Allgemeinen gering. Und auch Schmerzen treten während der Bestrahlung unter normalen Umständen nicht auf“, betont PD Dr. Corradini.

Damit das umliegende Gewebe bestmöglich geschont wird, umfasst eine Strahlentherapie mehrere Einzelsitzungen. Die Gesamtdauer einer Strahlentherapie erstreckt sich beim weißen Hautkrebs über mehrere Tage bis hin zu einigen Wochen, wobei die Einzelsitzungen drei- bis fünfmal pro Woche stattfinden. Wie lange eine einzelne Strahlentherapie-Sitzung dauert, hängt von dem zu bestrahlenden Areal sowie von der geplanten Bestrahlungsdosis ab; sie dauert in der Regel aber nur wenige Minuten. Was für den klassischen operativen Eingriff gilt, gilt aber auch für eine Strahlentherapie: „Es sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig“, so Dr. Corradini.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen im Zwei-Jahresrhythmus für Versicherte ab einem Alter von 35 Jahren die Kosten für ein sogenanntes Hautkrebs-Screening, das zu den wichtigsten Krebsvorsorgeuntersuchungen zählt.

Nicole Schaenzler


Schwarzer Hautkrebs

Bessere Überlebenschancen dank neuer Therapieansätze

Ein verändertes Muttermal, ein neuer unregelmäßig geformter dunkler Hautfleck oder auch dunkle Flecken unter einem Zehennagel: Wer eine solche Veränderung bemerkt, sollte sie baldmöglichst von einer Dermatologin oder einem Dermatologen untersuchen lassen. Denn nun geht es darum, einen schwarzen Hautkrebs auszuschließen. Für den schwarzen Hautkrebs, der auch malignes Melanom genannt wird, gilt UV-Strahlung - wie beim weißen Hautkrebs - als Mitauslöser. Besonders gefährlich: Sonnenbrände in der Kindheit.

Schwarzer Hautkrebs ist äußerst aggressiv. Denn anders als der weiße Hautkrebs wächst er nicht nur sehr schnell, sondern er streut auch früh in andere Organe: Je tiefer ein Melanom in die Haut vordringt, umso rascher können sich Krebszellen über die Blutbahnen im gesamten Körper verteilen. Leider hat die Zahl der Erkrankungen in den vergangenen Jahren so stark zugenommen wie bei keinem anderen bösartigen Tumor: Pro Jahr erkranken in Deutschland inzwischen 23.000 Menschen Jahr für Jahr neu an einem Melanom - und jedes Jahr sterben fast 3000 der Betroffenen daran.

Solange ein Melanom nur die oberste Hautschicht befallen hat, kann es operativ entfernt werden. Haben sich jedoch in anderen Geweben und Organen Metastasen gebildet, braucht es systemische Therapiestrategien. Noch vor wenigen Jahren kam hierfür vor allem eine klassische Chemotherapie infrage - ein Therapieansatz, der meist jedoch nur wenig ausrichten konnte, sodass die Betroffenen kaum länger als vier bis acht Monate überlebten. Inzwischen haben sich die Aussichten dank zwei neuer Therapiestrategien wesentlich verbessert: Neue zielgerichtete Arzneistoffe (targeted therapy, etwa mit sogenannten Kinase-Inhibitoren) und immunologisch wirksame Substanzen sind heute die Mittel der Wahl. Vor allem von der Immuntherapie mit Checkpoint-Blockern (Checkpoint-Inhibitoren) profitieren Patientinnen und Patienten mit einem fortgeschrittenen beziehungsweise metastasierten Melanom, wie eine Erhebung von Fünf-Jahres-Langzeitdaten belegt: Im Idealfall eröffnet sich mit der Immuntherapie die Chance auf ein Langzeitüberleben.

Checkpoint-Blocker (intravenös verabreichte monoklonale Antikörper) zielen darauf ab, bestimmte gehemmte tumorbekämpfende Immunzellen zu reaktivieren, sodass diese den Tumor nun wieder verstärkt angreifen können. Allerdings: Nicht bei allen Betroffenen wirken die neuen Medikamente gleichermaßen gut. Warum, ist bislang unklar. Deshalb suchen Forschende derzeit verstärkt nach Biomarkern, die bereits vor Behandlungsbeginn anzeigen, ob die neuen Substanzen im Einzelfall ansprechen - und damit erfolgversprechend sind.

Nicole Schaenzler

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 17.05.2024

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