In Las Vegas darf es gerne ein bisschen verrückt und abgehoben zugehen. Das ist auf den CES-Ständen auf den ersten Blick zu erkennen. Die Neuheiten der kommenden Saison werden zum Teil spektakulär dargeboten – und schauen auch noch ziemlich cool aus. So wie die zwei aufregendsten Geräte aus China und Finnland.

Verge
Bei der Verge TS Ultra steht dagegen fest, dass sie wie auf dem Messestand in Las Vegas auch zu den Händlern rollen wird. Das nicht ganz so futuristisch wirkende E-Motorrad der Finnen leistet 150 kW/204 PS. Das maximale Drehmoment von 1.200 Newtonmetern aus dem im felgenlosen Hinterrad versteckten Elektromotor soll bis Tempo 200 km/h anschieben. Von null auf 100 km/h geht es in 2,5 Sekunden, die Reichweite liegt laut Verge bei 375 Kilometern. Startpreis des ebenfalls mit reichlich Kameras und Sensoren rundum ausgestatteten Bikes: ab 54.431 Euro, losgehen soll es noch 2024.
Horwin

Dem 230 Kilogramm schweren Elektro-Kraftroller Senmenti 0 aus China mit 74 kW/99 PS und 894 Newtonmeter Drehmoment stahl auf dem Stand von Horwin ein scharfes Gerät namens Senmenti X ziemlich die Schau. Das E-Motorrad schaut aus wie das nächste Dienstfahrzeug von Batman. Laut Hersteller bietet die Hyper GT-Studie eine Reichweite von rund 290 Kilometern und verfügt etwa über eine Self-Balancing-Funktion, beheizbare Sitze und Kameras vorne wie hinten. Ob sie jemals, wie gezeigt, anrollt, steht in den Sternen.
Yadea

Bei Yadea, dem weltweit größten Hersteller elektrisch angetriebener Zweirad-Fahrzeuge, stand auf der CES das E-Motorrad Kemper im Mittelpunkt. Das leistet in der Spitze bis zu 40 kW/54 PS, ist bis zu 160 km/h schnell und lässt sich laut Hersteller sehr zügig laden: In nur zehn Minuten soll der 6,4 kWh-Akku von zehn auf 80 Prozent gefüllt werden können. Zur Reichweite hat sich Yadea noch nicht geäußert.
Segway

Bekannt wurde Segway mit dem sich selbst ausbalancierenden Personal Transporter. Jetzt macht das Unternehmen auch in Pedelecs. Auf der CES zeigte der US-Hersteller einmal das E-MTB Xafari, das einen 913-Wattstunden-Akku, einen Nabenmotor mit 80 Nm und in der US-Version 750 Watt mitbringt. Gleich daneben war das Xyber zu sehen, eigentlich ein Elektro-Moped mit Pedalen, 175 Nm, 1.440 Wattstunden-Akku und der Option, eine zweite Batterie im Rahmen zu verstauen. Ob Segway damit auch nach Europa kommen wird, ist noch offen.
Reebok

Die Sportartikel-Spezialisten setzen aufs Zweirad. Noch dieses Frühjahr wird Reebok auch in Deutschland E-MTBs als Hardtail oder als Fully mit Alu- oder Carbonrahmen, Trekking E-Bikes mit Mittel- und Heckmotor und Gravel-, City-, Urban- sowie klappbare E-Bikes anbieten. Die auf der CES gezeigten Beispiele wirken durchaus viel versprechend. „Wir fiebern bereits dem Verkaufsstart im Frühjahr entgegen“, heißt es bei Elektro Mobile Deutschland, das den Generalvertrieb übernommen hat.
Cyrusher

Bisher waren die chinesischen E-Bike-Bauer eher für ihre Heckmotor-Zweiräder bekannt. Im neuen Modelljahr wechseln sie aber auf Mittelmotor-Pedelecs um. Die Produkte auf dem CES-Stand wirken durch die Bank eine Klasse hochwertiger als die bisherigen Angebote von Cyrusher. Geblieben ist es bei Bafang-Motoren. Wie etwa beim im Spitzenmodell Hurricane verbauten Antrieb mit munteren 160 Nm und 1.000 Watt Spitzenleistung. Damit darf das E-Bike mit Carbonrahmen in Deutschland allerdings nicht auf öffentliche Straßen. Zu haben ist es trotzdem - für 5.999 Euro.
Vinfast

Der vietnamesische Autohersteller macht jetzt auch in Zweirädern. Auf der CES enthüllte Vinfast das DrgnFly, ein mopedähnliches Gefährt, das in Kooperation mit dem dänischen Designer Eskild Hansen entstanden ist. Zunächst will Vinfast außer in Asien auch in den USA mit dem E-Bike Fuß fassen, ob der 750 Watt starke „aufsteigende Drache“ mit seiner Reichweite von rund 100 Kilometern auch nach Europa kommt, ist noch nicht geklärt. In Deutschland würde er als 45er-Moped durchgehen, das mit dem einfachen AM-Führerschein gefahren werden darf.
Rudolf Huber
Erschienen im Tagesspiegel am 19.02.2024