Was bedeutet Luxus für Sie im Kontext von Schmuck?
KERSTIN KÖGLMEIER: Luxus ist für mich die Abwesenheit von Langeweile, Eintönigkeit oder Wiederholung - und das Staunen in den Augen des Betrachters.

Was unterscheidet ein für eine bestimmte Kundin oder einen bestimmten Kunden angefertigtes Schmuckstück von regulärem Schmuck?
Regulärem Schmuck wird ein "persönlicher“ Wert in Form eines werbewirksamen Slogans beigefügt und vermittelt so scheinbar Individualität, aber bleibt doch ein Schmuck aus einer beliebig wiederholbaren Produktionskette. Austauschbar gegen den nächsten Trend. Ein maßgefertiges Schmuckstück wird individuell angepasst. Es beinhaltet das Können der Goldschmiedin sowie deren Fähigkeit, den geheimen Wünschen der Kundinnen und Kunden Gestalt zu verleihen.
Wie wichtig sind für Sie Materialien, Handwerkskunst und die Geschichte hinter einem Schmuckstück, um ihm einen luxuriösen Charakter zu verleihen?
Echtheit und Authentizität sind Kriterien, die Schmuck „luxuriös“ machen. Handwerkskunst ist die Königsdisziplin meines Berufsstandes. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich mein Handwerk von der Pieke auf gelernt habe und auch sehr komplexe Wünsche umsetzen kann. In der Schmuckwelt gibt es vieles, das glänzt, aber noch längst kein Gold ist. Edelsteine berauschen durch ihre Ausstrahlung, sie protzen nicht. Understatement ist für mich Eleganz und damit Luxus.
Sehen Sie bestimmte Trends, die Ihrer Meinung nach den Luxusbegriff neu definieren oder beeinflussen? Die „Kamee“ als Überbegriff rückt zunehmend in den Blickin Rom seit dem Frühjahr des vergangenen Jahres bereits ein fester Bestandteil der angesagten Schmuckkultur. Der wahre Luxus in diesem Segment bleiben allerdings die antiken Gravuren, die nach wie vor siegelfähig sind und in eindrucksvoller Verarbeitung und hoher Legierung atemberaubende Preise erzielen. Kristin Lenk
Erschienen im Tagesspiegel am 12.12.2024