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Ein Tiguan will nach oben

VW lässt die dritte Generation des kompakten SUVs an der Oberklasse schnuppern

Drang nach Höherem: Der neue VW Tiguan bekommt Ausstattungen, die bislang dem Oberklasse-Modell Touareg vorbehalten waren wie zum Beispiel das Matrix-Licht.
Drang nach Höherem: Der neue VW Tiguan bekommt Ausstattungen, die bislang dem Oberklasse-Modell Touareg vorbehalten waren wie zum Beispiel das Matrix-Licht.

Stattliche 7,6 Millionen verkaufter Fahrzeuge, dritte Generation - und letzte Generation Verbrenner. VW hat den Bestseller Tiguan zum donnernden Verbrenner-Abschied neu entwickelt. Von den Dimensionen her bleibt sich das SUV treu. Aber endlich sieht der Tiguan auch so cool aus wie der Name klingt. Die größten Änderungen finden sich im Cockpit und bei den Motoren. Und bei der technischen Ausstattung. Da durften die Ingenieure ein Regal höher greifen, dort wo sich der Touareg normalerweise bedient. Jetzt gibt es im Tiguan auch die Zehn-Kammer-Massage-Sitze mit Heizung und Kühlung, oder die HD-Matrix-Scheinwerfer, die mit jeweils 19.200 Multipixel-LEDs die Nacht zum Tage machen. Das Gestühl ist komfortabel, guter Seitenhalt. Vor uns liegt - altmodisch formuliert - das Armaturenbrett. Das Infotainment wurde komplett überarbeitet. Im 13-Zoll großen Display (15 Zoll gegen Aufpreis) gibt es jetzt zwei Leisten, die man immer im Blickfeld hat. Oben kann man die Kacheln selbst belegen, unten stellt der Fahrer die Raum-Temperatur ein oder die Sitzheizung. Auch im Menü findet man sich gut zurecht, die Reaktionszeiten des Tablets sind sehr gut. Neu ist der sogenannte Fahrerlebnisschalter in der Mittelkonsole. Mit dem beleuchteten Drehknopf regelt man die Lautstärke, stellt die Fahrmodi ein- und dann gibt es ja noch die „Atmospheres“: Vorkonfigurierte Einstellungen von Ambiente-Licht und Soundsystem sollen bei den Passagieren für unterschiedliche Stimmungen sorgen.„Lounge“ mit gedämpfter Musik für den Nachhauseweg nach einem stressigen Tag im Büro etwa, oder „Energetic“, wer noch einen kleinen Kick braucht. Wirklich schräg war die „Atmosphere“ mit viel Pink und Lila - der Kollege hat ihn Barbie-Mode getauft. Erstmals hat der VW Tiguan nicht nur die Sprachassistentin Ida an Bord, sie funktioniert jetzt sogar mit Künstlicher Intelligenz von ChatGPT. Wir durften schon mal testen.„Ida - wer ist Thomas Schäfer?“ Antwort: „Thomas Schäfer ist ein hessischer CDU-Politiker, der am 28. März 2020 verstorben ist.“ Den obersten VW-Chef Thomas Schäfer hat die Kl verschwiegen. Kein Wunder, das Wissen von ChatGPT geht bislang ja auch nur bis Januar 2022 zurück. Ansonsten funktioniert die Sprach-Kl ganz ordentlich, für lange Fahrten könnte sie ganz unterhaltsam sein. Aus dem überarbeiteten Motoren-Programm haben wir uns zwei Modelle herausgepickt. Zum einen den Mild-Hybrid 1,5 eTSI mit 150 PS und im Vergleich dazu den 2,0 Liter Turbodiesel mit 193 PS. Old School gegen New School quasi. Beim Hybriden spulen die VW-Ingenieure einen 1,5 Liter großen Benziner mit einem elektrischen Startergenerator zusammen. Er steuert noch mal 14 kW Leistung und 56 Nm Drehmoment bei. Das Zusammenspiel der beiden sollte eigentlich reibungslos funktionieren. Wir haben das streckenweise vermisst. Beim Tritt auf das Gaspedal zum Beispiel genehmigt sich der Motor erst einmal eine kleine Zwangspause, dann erst stürmt er los. Hier könnte die E-Maschine eigentlich für einen sanften, aber zugkräftigen Übergang sorgen. Ganz anders der 2,0-Liter-Allrad-Diesel 2,0 TD SCR 4Motion. Der hat eine echte Wuchtbrumme unter der Haube, die mit 400 Nm Drehmoment ganz schön anschiebt. Dieselfahren macht halt immer noch ziemlich Spaß, und das Brummen des Selbstzünders ist uns allemal lieber als der hektische und auf Effizienz getrimmte Benziner. Enttäuscht hat uns der eTSI leider beim Verbrauch: 7,1 Liter ist nicht gerade wenig.

Beim Fahrwerk macht der neue Tiguan einen großen Sprung. Er bekommt das neue adaptive DCC Pro. Herzstück sind Dämpfer, die mit zwei Ventilen ausgestattet sind. So können Zug- und Druckstufe separat angesteuert werden, das System reagiert dadurch schneller und feiner. Für unseren Geschmack ist die Federung allerdings einen Tick zu hart. Auch kann das DCC Pro nicht ganz verleugnen, dass es sich beim Tiguan um ein hochbeiniges SUV handelt. Das gleiche System werkelt auch im neuen Passat, und der fährt sich wesentlich ruhiger. Lobenswert ist der Spurhalteassistent: Er bleibt dezent im Hintergrund und greift bei Bedarf nur ganz fein ein. Wir hätten es fast nicht bemerkt. So muss das sein. Ein Blick auf die Preise: Bei 36.600 Euro geht es los. Anfang 2020 waren es noch knapp 31.000 Euro. Die Grundausstattung der dritten Generation dürfte aber weitaus besser sein. Mit dabei ist beim 1,5 eTSI mit 130 PS zum Beispiel das voll digitale Cockpit und das 12,9 Zoll (32 cm) große Infotainment-Display sowie die Rückfahrkamera. Wer 3.000 Euro mehr investiert, bleibt immer noch unter der 40.000 Euro-Grenze und bekommt mit der Ausstattungslinie „Life“ jedoch schon den Parkassistenten „Plus“, die automatische Distanzregelung ACC, den Fernlichtassistenten sowie die drahtlose Verbindungsmöglichkeit für das Smartphone. Unsere Meinung: Mehr Tiguan braucht es nicht. rdf

TECHNISCHE DATEN

VW TIGUAN 1,5 eTSi
Motor: 1,5-Liter Vierzylinder-Benziner
Antrieb: Front/7-Gang-DSG
Systemleistung: 94 kW (130 PS)
Drehmoment: 220 Nm (1.500 -3.500 U/min)
0-100 km/h: 10,6 s
V. max: 198 km/h
Verbrauch: 6,11100 km
Länge/Breite/Höhe: 4,54/1,84/1,66
Radstand: 2,68 m
Wendekreis: 11,7 m
Leergewicht/Zul.: 1.598/512 kg
Anhängelast/Stützlast: 1.600/100 kg
Kofferraum: 652-1.6501
Preis: 36.600 Euro

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 18.03.2024

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