Fast drei Viertel der Ein- und Zweifamilienhäuser werden in Deutschland aktuell in Massivbauweise errichtet. All jene Eigenheimbauer standen am Anfang vor der Wahl der Steinart mit ihren spezifischen Eigenschaften. Die klassische Variante sind Mauerziegel aus Lehm beziehungsweise Ton, die seit über 9500 Jahren bereits im Einsatz sind. Sie bieten bautechnisch, bauphysikalisch und baubiologisch günstige Eigenschaften. Der nachhaltige und wiederverwertbare Baustoff ist nicht nur langlebig und wirtschaftlich, er ist in Sachen Brandschutz, Isolierung, Feuchtigkeitsregulierung und Schallschutz immer noch eine gute Wahl. Lediglich der hohe Energiebedarf bei der Herstellung trübt die Ökobilanz. Vor allem Vormauerziegel, die sichtbar bleiben (zum Beispiel als Klinkerfassade), werden bei sehr hohen Temperaturen gebrannt, um den Umwelteinflüssen standhalten zu können. Hintermauerziegel, die verputzt werden, sind daher klimafreundlicher. In der modernen Variante als Hohl- oder Lochziegel erfüllt der Stein selbst zeitgemäße Wärmedämmstandards des Gebäudeenergiegesetzes.



Eine häufige Wahl beim Hausbau trifft die Porenbetonsteine (Ytong-Steine). Sie bestehen aus einem porigen, mineralischen Baustoff mit geringer Dichte aus Branntkalk, Wasser und Quarzsand oder Flugasche, sind daher leichtgewichtig und lassen sich sehr leicht verarbeiten. Sie werden mit wenig Mörtel verbaut und bieten eine sehr gute Wärmedämmung, sind also die beste Wahl, wenn es um Energieeffizienz- und Passivhäuser geht. Wer mit Porenbeton arbeitet, benötigt allerdings zusätzlichen Schallschutz sowie einen guten Feuchtigkeitsschutz.
Zu den herausragenden Eigenschaften von Kalksandstein-industriell als Kalksandziegel beziehungsweise Sandsteinziegel aus Branntkalk, Quarzsand und Wasser unter Sattdampfdruck ausgehärtet hergestellt - gehören neben seinen hohen Schallschutzwerten und gutem Brandschutz die dafür ursächliche hohe Festigkeit und Dichte, die dünnwandige Tragekonstruktionen ab 11,5 Zentimetern Wanddicke erlauben. Der Raumgewinn wird jedoch durch zusätzlich notwendige Dämmung relativiert, da Kalksandstein nur mäßige Wärmedämmwerte vorzuweisen hat. Dafür sorgt das Material für eine ausgeglichene Raumtemperatur. Wegen der Materialdichte lässt sich der Kalksandstein allerdings nur schwer bearbeiten.
Mit Vorsicht zu genießen sind Leichtbetonsteine, die dank der Untermischung von stark porösem Gestein (Blähton, Blähglas, Blähschiefer oder Bimsstein) leicht zu verarbeiten sind und ihre Leichtigkeit aus geringerer Dichte beziehungsweise feinsten Luftporen beziehen. Die daraus hergestellten Hohlblocksteine sind sehr fest und tragfähig bei sehr guten Wärmedämmwerten, doch mangelt es ihnen an Schallschutz. Da sie eine geringere Beständigkeit und hohe Empfindlichkeit gegen Witterungseinflüsse aufweisen, neigen sie auch zu Rissbildungen. Die Fassaden benötigen also eine besondere Verkleidung.
Kluge Abwägung
Herkömmlicher Beton mit hoher Dichte aus Zement, Sand, Kies und anderer Gesteinskörnung härtet indes stabiler, solider, tragfähiger, beständiger und widerstandsfähiger zu Hohlblöcken aus. Er punktet genauso beim Brandschutz wie bei der Schallisolierung. Allerdings hapert es bei der Feuchtigkeitsregulierung, Wärmedämmung sowie aufgrund der energieintensiven Zementherstellung bei der Ökobilanz.
Relativ jung ist die Herstellung von Hüttensteinen aus bei der Stahlerzeugung abfallenden Hochofenschlacke. Granuliert als Hüttensand wird sie mit Kalk, Schlackenmehl oder Zement und Wasser gemischt zu Steinrohlingen gepresst. An der Luft oder unter Dampf ausgehärtet, weisen Hüttensteine bei hohem Brandschutz und guter Schallisolierung eine hohe Festigkeit, Tragfähigkeit und Rissbeständigkeit auf. Sie sind allerdings sehr schwer und ihre Bearbeitung ist relativ aufwendig.
Bei der Wahl der richtigen Bausteine spielender architektonische Entwurfmit seinen Anforderungen ans Mauerwerk sowie die Lage des Baugrundstücks die entscheidenden Rollen. Zu achten ist zudem auf die qualitativ hochwertige Herstellung der Baustoffe.
REINHARD PALMER
Erschienen im Tagesspiegel am 08.02.2025